Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, daß ein Flachkopf zugleich ein Wirrkopf ist: Wallraff 1
Ich wollte schon in alten Ordnern suchen, da stellt der Herausgeber doch gestern - aus aktuellem Anlass - die Rede selbst ins Archiv zum gefälligen Nachlesen:
Hermann L. Gremliza :
Karl Kraus - Preis 1987. Preisrede auf Günter Wallraff
... Ich sage die Wahrheit und Wallraff lügt nicht: Keins seiner Werke hat er geschrieben und alle stammen von ihm. Denn der »weltberühmte Schriftsteller«, der nicht schreiben kann, hat es vermocht, die verschiedenartigsten Autoren, deren Hilfe er sich versicherte, auf jenen einheitlichen Ton zu stimmen, der den echten Wallraff verbürgt, und die gesamte deutsche Literaturkritik und -wissenschaft glauben zu lassen, der Verfasser des »Aufmachers« sei von selbst nach »Ganz unten« gekommen. Daß keiner der Feingeister die groteske Unvereinbarkeit der Stile bemerkte, sollte es den Jüngern des Preisträgers, die diese Verleihung übrigläßt, zur Pflicht machen, jedem, der sich meiner späten Information bedienen will, das Wort, das er zuvor nicht fand, ins aufgerissene Maul zurückzustopfen.
Ich aber kann und will das nicht mehr, und nicht, weil sein Erfolg meinen Neid geweckt hätte. Im Gegenteil: Ich freue mich daran, weil es ja doch bitter wäre, meine Verhältnisse auf dem Rücken eines Sozialhilfeempfängers ordnen zu müssen. Und ordnen muß ich sie. Es geht nicht an, Autor des »Wie Hannelore Kohl die Russen bezauberte« zu sein, den Menschenrechtler Blüm abzuführen, den Karl Kraus-Preis einzurichten und zugleich ein »Gesamtwerk« erst durch Mitmachen und dann durch Schweigen zu decken, dessen literarischer Wert Müll und dessen politischer eine Pleite bedeutet. An dem nichts wahr ist, keine Erkenntnis, kein Gedanke, kein Wort. Jeder Satz meilenweit hinter und unter dem, was gedacht und geschrieben wurde, konsumierbar gemacht. verflacht, plattgehauen zu dünnsten Stereotypen, doch vorgetragen wie die letzten Worte vom Kreuz ...
Hermann L. Gremliza :
Karl Kraus - Preis 1987. Preisrede auf Günter Wallraff
... Ich sage die Wahrheit und Wallraff lügt nicht: Keins seiner Werke hat er geschrieben und alle stammen von ihm. Denn der »weltberühmte Schriftsteller«, der nicht schreiben kann, hat es vermocht, die verschiedenartigsten Autoren, deren Hilfe er sich versicherte, auf jenen einheitlichen Ton zu stimmen, der den echten Wallraff verbürgt, und die gesamte deutsche Literaturkritik und -wissenschaft glauben zu lassen, der Verfasser des »Aufmachers« sei von selbst nach »Ganz unten« gekommen. Daß keiner der Feingeister die groteske Unvereinbarkeit der Stile bemerkte, sollte es den Jüngern des Preisträgers, die diese Verleihung übrigläßt, zur Pflicht machen, jedem, der sich meiner späten Information bedienen will, das Wort, das er zuvor nicht fand, ins aufgerissene Maul zurückzustopfen.
Ich aber kann und will das nicht mehr, und nicht, weil sein Erfolg meinen Neid geweckt hätte. Im Gegenteil: Ich freue mich daran, weil es ja doch bitter wäre, meine Verhältnisse auf dem Rücken eines Sozialhilfeempfängers ordnen zu müssen. Und ordnen muß ich sie. Es geht nicht an, Autor des »Wie Hannelore Kohl die Russen bezauberte« zu sein, den Menschenrechtler Blüm abzuführen, den Karl Kraus-Preis einzurichten und zugleich ein »Gesamtwerk« erst durch Mitmachen und dann durch Schweigen zu decken, dessen literarischer Wert Müll und dessen politischer eine Pleite bedeutet. An dem nichts wahr ist, keine Erkenntnis, kein Gedanke, kein Wort. Jeder Satz meilenweit hinter und unter dem, was gedacht und geschrieben wurde, konsumierbar gemacht. verflacht, plattgehauen zu dünnsten Stereotypen, doch vorgetragen wie die letzten Worte vom Kreuz ...
gebattmer - 2012/08/15 13:36
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