Archäologie CCXLIV: Max Hansen (War'n Sie schon mal in mich verliebt) posiert als Hitler
Es ist bis heute nicht zu ermessen, welche Auswirkungen der deutsche Faschismus auf die Kultur in diesem Lande hat. Spuren z. B. des deutschen Chansons der Zeit vor 1933 müssen eher mühsam gesichert werden (und werden erst spät aufgenommen und fruchtbar gemacht). Ein Beispiel:
In der wikipedia wird das so - ein wenig schräg, wie ich finde, aber immerhin - berichtet:
... Auf Adolf Hitler und die Nazi-Bewegung dichtet Hansen scharfzüngige Spott-Chansons. In seinem leicht frivolen Gassenhauer „War’n Sie schon mal in mich verliebt?“ unterstellt er Hitler homosexuelle Neigungen. Bei der Premiere seines Film Das häßliche Mädchen am 8. September 1933 (Drehbuch: Hermann Kosterlitz und Felix Joachimson, beides Juden) inszenieren die Nazis einen Eklat: Hansen, der jüdische Vorfahren hat, wird bepöbelt und mit Tomaten beworfen. Hansen erkennt die Gefahr, die ihm als unliebsamem Künstler droht, und wandert aus Hitlers Deutschem Reich aus.
Engagements im Musiktheater führten ihn zunächst nach Wien. Als 1936 während der Vorbereitung auf Benatzkys Revue Axel an der Himmelstür Greta Garbo absagt, holt Hansen die bis dahin unbekannte Zarah Leander als seine Partnerin ans Theater an der Wien. 1938 zieht er nach Kopenhagen....
In Dänemark gelingt es dem findigen, beziehungsreichen Multitalent, heil durch die deutsche Kriegs- und Besatzungszeit zu kommen, indem er sich einen Ariernachweis verschafft: Er bezahlt den bankrottgegangenen „arischen“ schwedischen Baron Per Wilhelm Fredrik Schürer von Waldheim dafür, seinen Vater zu spielen...
"Auswandern" und "umziehen" kann man das auch nennen ...
Bemerken Sie den Unterschied: Offensichtlich hat z. B. Max Raabe viel von Max Hansen gelernt; - was geblieben ist, ist eher harmlos. Das kritische Potential der Frivolität ist irgendwie verloren gegangen ... Aus heutiger Sicht mögen Anspielungen auf Homosexualität als unkorrekt gelten; - es muss immer mitgedacht werden, wie hier auf die (klein)bürgerliche Doppelmoral abgehoben wurde. In Zeiten der medial ausgestellten Frivolität ist es im Übrigen verständlich, dass Frivolität keine künstlerische Strategie der Aufdeckung gesellschaftlich herrschender Doppelmoral mehr sein kann. Funktioniert nur noch bei Parallelgesellschaften wie der katholischen Kirche o.Ä., - und auch da nur noch begrenzt, vgl. Vatileaks ...
- Wenn man frech ist, schimpfen d' Leut'
über diese Dreistigkeit.
Auch wenn man bescheiden ist,
man nicht zu beneiden ist.
Ich sag' alles grad heraus,
da mach' ich mir gar nichts draus.
Wenn ich eine schöne Frau seh,
rutscht mir's raus:
"War'n Sie schon mal in mich verliebt?
Das ist das Schönste, was es gibt.
Hab'n Sie noch nie von mir geträumt?
Da hab'n Sie wirklich was versäumt!
Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein,
Ich pass' grad' so in alles rein.
Ich bin nicht g'scheit, ich bin nicht dumm,
das spricht sich jetzt schon langsam rum.
Bei mir hab'n Sie nichts zu riskier'n.
Wie wär's denn, woll'n Sie's nicht einmal mit mir probier'n?.
Meine Freundin ist 'ne Frau,
doch sie nimmt's nicht so genau.
Geht ihr Mann, dann darf ich rein,
denn für drei ist's doch zu klein.
Einmal, ich vergess' es nie,
stand der Mann vorm Bett und schrie:
"Na, da komm ich ja grad recht!"
Ich rief: "Zu früh!
War'n Sie schon mal in mich verliebt?
Das ist das Schönste, was es gibt.
Betrachten'S mich genau, und dann
schau'n Sie sich selbst im Spiegel an.
Dann, lieber Freund, werd'n Sie verstehn,
was hier geschah, das musst' gescheh'n!
Drum sind Sie brav und nicht nervös
und Ihrer Gattin ja nicht bös.
Damit werd'n Sie nichts profitier'n,
und wenn Sie klug sind, geh'n Sie jetzt 'ne Stund' spazieren".

kennen sich seit Jahren schon.
Eines Tages ging'nse aus
miteinand ins Hofbräuhaus.
Doch schon bei der fünften Mass
werden Hitlers Augen nass,
er umarmt den Sigi Kohn
und stottert blass:
"Warst du schon mal in mich verliebt?
Das ist das Schönste was es gibt!
Hast du noch nie von mir geträumt?
Da hast du wirklich nichts versäumt.
Ich bin nicht groß, ich bin ganz klein,
ich pass grad' so nach München rein.
Ich bin nicht dumm, ich bin nicht g'scheit,
am größten Dreck hab' i mei Freud.
Die Freundschaft kannst du ruhig riskier'n,
denn, unter uns g'sagt, ich hab nichts mehr zu verlier'n!"
Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein,
ich pass grad' so in alles rein.
Ich bin nicht g'scheid, ich bin nicht dumm,
das spricht sich jetzt schon langsam rum.
Bei mir hab'n Sie nichts zu riskier'n.
Wie wär's denn, woll'n Sie's nicht einmal mit mir probier'n?"
In der wikipedia wird das so - ein wenig schräg, wie ich finde, aber immerhin - berichtet:
... Auf Adolf Hitler und die Nazi-Bewegung dichtet Hansen scharfzüngige Spott-Chansons. In seinem leicht frivolen Gassenhauer „War’n Sie schon mal in mich verliebt?“ unterstellt er Hitler homosexuelle Neigungen. Bei der Premiere seines Film Das häßliche Mädchen am 8. September 1933 (Drehbuch: Hermann Kosterlitz und Felix Joachimson, beides Juden) inszenieren die Nazis einen Eklat: Hansen, der jüdische Vorfahren hat, wird bepöbelt und mit Tomaten beworfen. Hansen erkennt die Gefahr, die ihm als unliebsamem Künstler droht, und wandert aus Hitlers Deutschem Reich aus.
Engagements im Musiktheater führten ihn zunächst nach Wien. Als 1936 während der Vorbereitung auf Benatzkys Revue Axel an der Himmelstür Greta Garbo absagt, holt Hansen die bis dahin unbekannte Zarah Leander als seine Partnerin ans Theater an der Wien. 1938 zieht er nach Kopenhagen....
In Dänemark gelingt es dem findigen, beziehungsreichen Multitalent, heil durch die deutsche Kriegs- und Besatzungszeit zu kommen, indem er sich einen Ariernachweis verschafft: Er bezahlt den bankrottgegangenen „arischen“ schwedischen Baron Per Wilhelm Fredrik Schürer von Waldheim dafür, seinen Vater zu spielen...
"Auswandern" und "umziehen" kann man das auch nennen ...
Bemerken Sie den Unterschied: Offensichtlich hat z. B. Max Raabe viel von Max Hansen gelernt; - was geblieben ist, ist eher harmlos. Das kritische Potential der Frivolität ist irgendwie verloren gegangen ... Aus heutiger Sicht mögen Anspielungen auf Homosexualität als unkorrekt gelten; - es muss immer mitgedacht werden, wie hier auf die (klein)bürgerliche Doppelmoral abgehoben wurde. In Zeiten der medial ausgestellten Frivolität ist es im Übrigen verständlich, dass Frivolität keine künstlerische Strategie der Aufdeckung gesellschaftlich herrschender Doppelmoral mehr sein kann. Funktioniert nur noch bei Parallelgesellschaften wie der katholischen Kirche o.Ä., - und auch da nur noch begrenzt, vgl. Vatileaks ...
gebattmer - 2013/01/20 22:43
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday-test.net/stories/235484405/modTrackback