Die Ästhetik des Widerstands (II) - Vorgeschichte: Abschied von den Eltern
Es zählt ohne Frage zu den wichtigsten Büchern des 20. Jahrhundert: Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss, der auf knapp 1000 Seiten in alten Mythen nach Strategien sucht, um sich in einer mörderischen Geschichte zu behaupten und dabei immer wieder an Utopien, Träume, Irrtümer, Narben wie Verbrechen der Emanzipationsbewegung erinnert. Ein Buch das weiterhin seine Relevanz besitzt; in einer Zeit, da der nun eingetretene Fortschritt diese Versuche auf den Müll der Geschichte werfen und am liebsten der Erinnerungslosigkeit preisgeben will. (Weiteres zum Buch ist mit Hilfe einer Besprechung von Lorettas Leselampe hier zu erfahren).
Der Bayerische Rundfunk hat sich nun dankenswerterweise an einer Hörspielfassung eines weiteren Werkes von Peter Weiss versucht: Abschied von den Eltern. Dabei wird der Tod der Eltern für den Erzähler Auslöser zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Das äußerst gelungene Hörstück wird von Robert Stadlober gelesen und musikalisch von The Notwist bearbeitet. (Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis)
Sie können die sechs Teile des Hörspiels dort aus dem AA-Archiv herunterladen oder aus dem - sehr empfehlenswerten - Hörspiel-Pool des BR (ich will ihn auch nie wieder Reichssender München nennen!). Hörprobe hier.
Im Pool finden Sie aktuell z.B. auch eine Aufnahme vom 28.10.1949 aus dem Lessingtheater Nürnberg mit Elisabeth Bergner: Arthur Schnitzler: Fräulein Else
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Bei dieser Gelegenheit: Eine Anmerkung zur kultusministeriell getriebenen Vergoogl'ung des (Netz-)Wissens:
Ich hätte in dem Beitrag gerne auf eine interessante Seite zu Weiss' Erzählung verweisen, habe aber keine gefunden. Das liegt daran, dass irgend jemand in einer kultusministeriellen Kommission einmal auf die Idee gekommen ist, diese Erzählung zum verpflichtenden Unterrichtsgegenstand in der Gymnasialen Oberstufe zu machen, ggfs. auch noch zum Gegenstand eines zentralen Abiturs. Wohlmeinend wahrscheinlich, aber mit der Folge, dass die Erzählung dabei umkommt! Gibt man nämlich den Titel etwa bei google ein, bekommt man ca. 660 000 Ergebnisse, von denen die ersten X.000 aus Lerntippsammlungen, Hausaufgabenhilfen, Schülerforen usw., mithin überwiegend dummes Zeug bis schwerer Mist sind, der aber vom nächsten Jahrgang, der die nunmehr zu dem Buch von Weiss oder wie der heiss verkommene Pflichtlektüre wieder verordnet bekommt und also anklickt, was vorne steht, so dass das ewig vorne bleibt und möglicherweise Brauchbares noch weiter nach hinten rutscht, so dass die Referate dazu immer blöder werden. Das meine ich mit Vergoogl'ung des Wissens.
Irgendwelche depperten Bildungsmodernisierer sagen immer mal wieder, das gesamte Wissen finde sich doch im Netz, man müsse doch nur den Schülerinnen und Schülern iPads geben, damit sie es sich aneignen können... Welche eine brutale Verdummungsstrategie!
Was dabei herauskommen soll:
Josef Hader (in der Anstalt) über Humanismus
Der Bayerische Rundfunk hat sich nun dankenswerterweise an einer Hörspielfassung eines weiteren Werkes von Peter Weiss versucht: Abschied von den Eltern. Dabei wird der Tod der Eltern für den Erzähler Auslöser zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Das äußerst gelungene Hörstück wird von Robert Stadlober gelesen und musikalisch von The Notwist bearbeitet. (Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis)
Sie können die sechs Teile des Hörspiels dort aus dem AA-Archiv herunterladen oder aus dem - sehr empfehlenswerten - Hörspiel-Pool des BR (ich will ihn auch nie wieder Reichssender München nennen!). Hörprobe hier.
Im Pool finden Sie aktuell z.B. auch eine Aufnahme vom 28.10.1949 aus dem Lessingtheater Nürnberg mit Elisabeth Bergner: Arthur Schnitzler: Fräulein Else
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Bei dieser Gelegenheit: Eine Anmerkung zur kultusministeriell getriebenen Vergoogl'ung des (Netz-)Wissens:
Ich hätte in dem Beitrag gerne auf eine interessante Seite zu Weiss' Erzählung verweisen, habe aber keine gefunden. Das liegt daran, dass irgend jemand in einer kultusministeriellen Kommission einmal auf die Idee gekommen ist, diese Erzählung zum verpflichtenden Unterrichtsgegenstand in der Gymnasialen Oberstufe zu machen, ggfs. auch noch zum Gegenstand eines zentralen Abiturs. Wohlmeinend wahrscheinlich, aber mit der Folge, dass die Erzählung dabei umkommt! Gibt man nämlich den Titel etwa bei google ein, bekommt man ca. 660 000 Ergebnisse, von denen die ersten X.000 aus Lerntippsammlungen, Hausaufgabenhilfen, Schülerforen usw., mithin überwiegend dummes Zeug bis schwerer Mist sind, der aber vom nächsten Jahrgang, der die nunmehr zu dem Buch von Weiss oder wie der heiss verkommene Pflichtlektüre wieder verordnet bekommt und also anklickt, was vorne steht, so dass das ewig vorne bleibt und möglicherweise Brauchbares noch weiter nach hinten rutscht, so dass die Referate dazu immer blöder werden. Das meine ich mit Vergoogl'ung des Wissens.
Irgendwelche depperten Bildungsmodernisierer sagen immer mal wieder, das gesamte Wissen finde sich doch im Netz, man müsse doch nur den Schülerinnen und Schülern iPads geben, damit sie es sich aneignen können... Welche eine brutale Verdummungsstrategie!
Was dabei herauskommen soll:
Josef Hader (in der Anstalt) über Humanismus
gebattmer - 2013/05/07 17:59
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