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Die anomische Herrschaft der Rackets und der verwilderte Leviathan (XXXVIII): Trump - Auf dem Weg zu einem neuen Machtblock - AMERICA DRINKS AND GOES HOME

Trump: Auf dem Weg zu einem neuen Machtblock. Von Rainer Rilling (LuXemburgOnline, November 2016) - Unbedingt lesenswerte Analyse!!

Ich zitierte seinerzeit Tomasz Konicz' kluge Analyse der komplementären Krisenverlaufssymptomatik (Mitgefangen, mitgehangen. Von wegen neuer Kalter Krieg: Russland und China sind Bestandteil des Weltkapitals. Erschienen in KONKRET 05/14) :

Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte somit den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket.

Die Herrschaft der Banden hat Konicz an anderer Stelle (TP 15. Juni 2014) so definiert:
    ... Ohne eine emanzipatorische Perspektive schlagen die Aufstände gegen die Elendsverwaltung in der Dritten Welt in die Anomie, in eine chaotische Willkürherrschaft um. Die zentrale Machtstruktur der Anomie - die in den Massenmedien zumeist fälschlich als "Anarchie" bezeichnet wird - stellt die Bande, das Racket, dar. Hierbei handelt es sich um die Urform der Herrschaft, die sich immer in Zusammenbruchsstadien eines untergehenden Gesellschaftssystems herausbildet: Es ist ein aus den zerfallenden Machtstrukturen hervorgehender Männerbund, der die totale Loyalität und Unterwerfung nach innen mit dem totalen Krieg nach außen kombiniert.

    Die perspektivlosen Jugendlichen, die gegen die Herrschaft der Seilschaften und Clans aufbegehren, die den verwilderten Staatapparat usurpierten, finden sich im Laufe des Kampfes selber organisiert in Banden wieder. Ausgehend von den lokalen Gegebenheiten usurpiert das Racket die Macht in einer bestimmten Region, es praktiziert eine Art Plünderungsökonomie, oder es tritt gegebenenfalls als eine willkürlich handelnde "Ordnungskraft" auf lokaler Ebene auf, während es zugleich die Ressourcen und sonstigen Einkommensquellen in den gegebenen Zusammenbruchsregionen zu monopolisieren versucht....
Es spricht einiges dafür, das auf dem Weg zu einem neuen Machtblock beide Phänomene ineinander fallen. Konicz' treffende Definition des rackets trifft doch wohl auf das zu, was in den USA aktuell den verwilderten Staatapparat usurpiert; - mutatis mutandis: Ersetze perspektivlose Jugendliche durch „rechtskonservatives, zutiefst reaktionäres Milliardärsnetzwerk“ ...

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FRANK ZAPPA -MOTHERS OF INVENTION - AMERICA DRINKS AND GOES HOME

Archäologie (DLXV) : Brecht / Eisler / May - Lied von der belebenden Wirkung des Geldes


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Niedrig gilt das Geld auf dieser Erden
Und doch ist sie, wenn es mangelt, kalt
Und sie kann sehr gastlich werden
Plötzlich durch des Gelds Gewalt.
Eben war noch alles voll Beschwerden
Jetzt ist alles golden überhaucht
Was gefroren hat, das sonnt sich
Jeder hat das, was er braucht!
Rosig färbt der Horizont sich
Blicket hinan: der Schornstein raucht!
Ja, da schaut sich alles gleich ganz anders an.
Voller schlägt das Herz. Der Blick wird weiter.
Reichlich ist das Mahl. Flott sind die Kleider.
Und der Mann ist jetzt ein andrer Mann.

Ach, sie gehen alle in die Irre
Die da glauben, daß am Geld nichts liegt
Aus der Fruchtbarkeit wird Dürre
Wenn der gute Strom versiegt.
Jeder schreit nach was und nimmt es, wo er's kriegt.
Wer nicht gerade Hunger hat, verträgt sich
Jetzt ist alles herz- und liebeleer.
Vater, Mutter, Brüder: alles schlägt sich!
Sehet: der Schornstein, er raucht nicht mehr!
Überall dicke Luft, die uns gar nicht gefällt.
Alles voller Haß und voller Neider.
Keiner will mehr Pferd sein, jeder Reiter.
Und die Welt ist eine kalte Welt.

So ist's auch mit allem Guten und Großen
Es verkümmert rasch in dieser Welt.
Denn mit leerem Magen und mit bloßen
Füßen ist man nicht auf Größe eingestellt.
Man will nicht das Gute, sondern Geld
Und man ist von Kleinmut angehaucht.
Aber wenn der Gute etwas Geld hat
Hat er, was er doch zum Gutsein braucht.
Wer sich schon auf Untat eingestellt hat
Blicke hinan: der Schornstein raucht!
Ja, da glaubt man wieder an das menschliche Geschlecht.
Edel sei der Mensch, gut und so weiter.
Die Gesinnung wächst. Sie war geschwächt.
Fester wird das Herz. Der Blick wird breiter.
Man erkennt, was Pferd ist und was Reiter.
Und so wird das Recht erst wieder Recht.


Am o2.12.2016 verstarb im Alter von 92 jahren die Sängerin
Gisela May ... 2016 - Year Of The Reaper

Aleppo und Mossul - Die Guten und die Bösen // Fake News

Märchen: Eine einseitig ausgerichtete Presse prägt die Deutung der Schlachten von Aleppo und Mossul: Ein Essay von Daniela Dahn
Wunderbar zornig heute im FREITAG. Nur Print. Kaufen! Lesen! Jetzt auch hier!

Daniela Dahn verweist u.a. auf dies:
    27.000 festangstellte Vollzeittrolle beschäftigt allein das Pentagon.
    In Neusprech "PR-Berater". Das wurde sogar dem Chef von AP
    (Associated Press) zuviel.
    "... Tom Curley, Chef der amerikanischen Nachrichtenagentur AP, kann
    dazu nicht mehr länger schweigen. Am Wochenende referierte er an der
    Universität von Kansas vor Journalisten über den Druck des
    US-Verteidigungsministeriums auf seine Berichterstatter in
    Kriegsgebieten wie Irak oder Afghanistan. Sein Fazit: «Es wird
    langsam unerträglich.» Hohe Generäle hätten gedroht, dass man die AP
    und ihn ruinieren werde, wenn die Reporter weiterhin auf ihren
    journalistischen Prinzipien beharren würden. Seit 2003 wurden bereits
    elf Journalisten der AP im Irak für mehr als 24 Stunden verhaftet.
    ..."
    "27'000 PR-Berater kassieren 4,7 Milliarden Dollar
    Das US-Militär hat seine Propagandaabteilung gewaltig ausgebaut.
    Nichts wird unversucht gelassen, um die öffentliche Meinung zu
    beeinflussen. Laut AP-Recherchen verfügt das Pentagon über 27'000
    Personen, die ausschliesslich für die Öffentlichkeitsarbeit (PR,
    Werbung, Rekrutierung) zuständig sind."

    https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27000-PRBerater-polieren-Image-der-USA/story/20404513

Und das sind doch wohl Fakten, oder?!


Sehr hilfreich auf der Suche nach Klärung (um nicht zu sagen: Aufklärung):
Ein Begriff geht um in Deutschland: Postfaktisch (Baums Notizen aus der Unterwelt. 28. November 2016)
Beachten Sie bitte auch den sehr lesenswerten Kommentar von oblomow!

+ Political correctness: how the right invented a phantom enemy
For 25 years, invoking this vague and ever-shifting nemesis has been a favourite tactic of the right – and Donald Trump’s victory is its greatest triumph. (Moira Weigel, the guardian, Wednesday 30 November)


Nachtrag: Ganz großartig und voll auf den Punkt Der Postillon:
Regime-/Regierungstruppen zerbomben/besiegen Opposition/Terroristen in Aleppo/Mossul
Aleppo/Mossul (dpo) - Assads Schergen/irakische Soldaten haben bei der Rückeroberung der Stadt Aleppo/Mossul einen brutalen/bedeutenden Sieg erkämpft...


https://67.media.tumblr.com/bf82b6436098571cd667f85d554f6570/tumblr_oh2auj4yTi1upwnswo1_500.gif
Via the fevered imagination of exilestreet

Rückkehr der Rechten - Klasse, Scham und die Linken

Rückkehr der Rechten
Klasse, Scham und die Linken. Luxemburg Lecture von Didier Eribon

Mittwoch, 30.11.2016 | 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr
Die Veranstaltung wird auch wurde im LIVESTREAM übertragen und ist dort oder bei Youtube nachzusehen. Vgl. auch:
- Eribon: »Die Linke ist schuld am Aufstieg der Rechten«. Der französische Soziologe Didier Eribon über das Verschwinden der Arbeiterklasse in der öffentlichen Debatte (nd, 01.12.2016)
- Deutsche Leitkultur (IX) / Dispositiv (IX): Wieso Jürgen von Manger schon 1967 erklären konnte, warum auch die Arbeiterklasse zuweilen rechts wählt


„Autoritärer Populismus“ vs. „Populare Demokratie“

Den aktuellen Debatten anlässlich der Erfolge der sog. Populisten fehlt - darauf weist Christina Kaindl hin - das Gedächtnis bzw. schlicht das Wissen von dem, was sozialwissenschaftliche Theorie dazu bereits vorgelegt hat: ZB Stuart Hall und die Cultural Studies. Halls kritische Analyse des Thatcherismus und von New Labour zB als Analyse sich verschiebender Kräfteverhältnisse.
    Eine solche Verschiebung werde in einer Situation möglich, wo „das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann“, so Hall mit einem Zitat von Antonio Gramsci. Der Thatcher-Regierung sei „die ideologische Transformation im Feld des praktischen Alltagsverstands“ gelungen, indem erstens das Feld popularer Moral um Themen wie Verbrechen und soziale Ordnung re-artikuliert worden sei und es zweitens gelungen sei, sich als die Partei des kleinen Mannes darzustellen, „die archetypische kleinbürgerliche ‚Ladenbesitzer-Figur‘“ als Subjekt anzurufen. Das Instrumentarium der Analyse stammt, wie der Kundige bemerken wird, außer von Gramsci von Louis Althusser und Ernesto Laclau. Das Thatcher-Regime charakterisiert Hall als „autoritären Populismus“ mit einer spezifischen Verbindung von Zwang und Zustimmung im Unterschied zu „popularer Demokratie“. Dem Thatcherismus sei das Kunststück gelungen, sich in der ideologischen Selbstdarstellung anti-staatlich zu geben und zugleich dirigistisch zu verfahren... (Rezension zu: Stuart Hall: Populismus, Hegemonie, Globalisierung, socialnet)
Man könnte das auch noch unterfüttern mit Nicos Poulantzas' Staatstheorie und seiner These des autoritären Etatismus... : John Kannankulam: Autoritärer Etatismus und Populismus der Neuen Mitte:
    In der mittlerweile kaum noch zu überschauenden Literatur, die sich dem Phänomen des seit Ende der achtziger Jahre mehrenden Erfolgs rechtsextremer/-populistischer Parteien und Gruppierungen widmet, scheint relativ einhellig die Meinung vorzuherrschen, dass dieses Phänomen in einem engen Zusammenhang mit den Globalisierungsprozessen seit jener Zeit steht. Genauer noch: es wird ein kausaler Zusammenhang gesehen mit der neoliberalen Form der Globalisierung, ihrer Staatskritik, dem Abbau wohlfahrtsstaatlicher Leistungen, ihrer sozialdarwinistischen Leistungsideologie, verknüpft mit der Forderung nach gesellschaftlicher Ungleichheit als Notwendigkeit (Hayek 1981, 38) und, damit verbunden, der zunehmenden Prekarisierung des Lebens für immer größere Gesellschaftsschichten bei gleichzeitiger Häufung ökonomischer Krisen in immer kürzeren Abständen.

    Festgestellt wird weiterhin, dass in diesem Prozess die Parteien die ihnen zugedachte Aufgabe der politischen Willensbildung und Interessenvermittlung in immer geringerem Maße erfüllen können. Die Verlagerung politischer Entscheidungsbildungsprozesse auf inter- oder subnationale Gremien lassen sie und die nationalstaatlichen Parlamente immer machtloser erscheinen.

    Auf diese Entwicklungen, so die These, ist es eine nur zu verständliche Reaktion, dass die partei- und politikverdrossenen WählerInnen rechtspopulistische Parteien wählen, die mit ihrer Kritik an "denen da oben", verbunden mit der Mobilisierung rassistischer und wohlstandschauvinistischer Ressentiments, das Legitimätsdefizit der herrschenden Parteien effektiv für sich zu nutzen wissen.

    Was in dieser Debatte jedoch auffällt ist, dass i.d.R. so getan wird, als ob der Neoliberalismus gleichsam tabula rasa mit den fordistischen Demokratien gemacht habe. Der neoliberale Umbau der ehemaligen fordistisch-keynesianischen Wohlfahrtsstaaten unter dem Verdikt der Verschlankung und Effizienz, gegen das Kartell der Besitzstandswahrer scheint mit den fordistischen Staaten radikal gebrochen zu haben.

    Entgegen dieser These möchte ich unter Rückgriff auf Analysen Nicos Poulantzas', die dieser Ende der siebziger Jahre entwickelte, herausstellen, dass es einen institutionellen Übergang in der autoritären, entdemokratisierenden Entwicklung vom Fordismus hin zum (neoliberalen) Postfordismus gibt, wovon die aktuelle Konjunktur rechtspopulistischer Bewegungen zeugt. Im Fordismus selbst und in der Art und Weise wie die fordistischen Sicherheitsstaaten auf die Krise reagierten, wurde gleichsam das Fundament gelegt für diese autoritären Entwicklungen. Das aktuell beklagte Legitimitätsdefizit der Parteien und Parlamente findet hier seine (besondere) Grundlage.
[Autoritärer Populismus/Etatismus: Möglicherweise auch ein Erklärungsansatz für Woher Erdogans Rückhalt stammt (Murat Cakir, nd, 01.12.2016)]

Vieles davon scheint mir wert aufgegriffen zu werden. Weiter zu verfolgen zB hier:
Alex Demirović (Hrsg.): Transformation der Demokratie – demokratische Transformation (zum Download hier)

In diesem Zusammenhang noch ein wichtiger Gedanke - von Jens Berger: Modernisierungsverlierer? Globalisierungsverlierer? Die Politik verhöhnt ihre Opfer (NDS 01.12.16)
    „Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt“. (Gerhard Schröder, Davos 2005)
    ... Wer Niedriglöhne sucht, der findet sie ... im Dienstleistungsbereich: In der Alten- und Krankenpflege, im Sicherheitsgewerbe, bei den Raumpflegerinnen, im Einzelhandel und in der Gastronomie sind schlechte Löhne bekanntlich alles andere als selten. Aber die Altenpflegerin aus Wuppertal steht ja gerade eben nicht mit ihrer Kollegin aus Sofia im Wettbewerb. Der Wachmann aus Passau kann nicht durch einen kostengünstigen Ersatz aus Thailand ausgetauscht werden, die Raumpflegerin und die Kassiererin nicht nach Mexiko ausgelagert und der Kellner gegen einen effizienteren Chinesen ersetzt werden. Die niedrigen Löhne dieser Menschen haben nichts mit der Globalisierung zu tun!

    Auch mit Angela Merkels „Modernisierung“ haben die niedrigen Löhne nichts zu tun. Mir wäre zumindest nicht bekannt, dass unsere Altenpflegerin so wenig bekommt, weil sie sonst gegen einen Pflegeroboter eingetauscht würde oder unser Wachmann im Wettbewerb mit einem Telearbeiter aus Bangalore steht, der dank der IT-Revolution nun in Passau Streife gehen kann. Putzroboter mag es ja geben; dass eine Raumpflegerin gegen einen Roboter ausgetauscht wurde, habe ich aber noch nicht gehört und auch unser Kellner steht nun nicht eben im Verdacht, ein Opfer der Modernisierung zu sein. Leider sind unsere Medien doch bereits so denkfaul, dass sie derlei Dummheiten unkommentiert durchgehen lassen.

    Und auch in anderen Bereichen sieht es so aus: Ist die Verödung der ostdeutschen Regionen eine Folge der Modernisierung? Umgekehrt wird ein Schuh draus! Dank IT und dank der Möglichkeit, über einen „Telearbeitsplatz“ auch aus der brandenburgischen Pampa heraus in vielen modernen Jobs gut arbeiten zu können, haben diese Regionen wieder einen Lichtstreif am Horizont.

    Die politisch gewollte Zerstörung der gesetzlichen Rente hat doch auch nichts, aber auch gar nichts, mit der Globalisierung zu tun. Oder stehen unsere Rentner jetzt schon im Wettbewerb mit alten Indern, die schon für viel weniger Geld in Rente gehen würden? Ist an der katastrophalen Bildungspolitik etwa das Internet schuld? Sind Pisa und Bologna also direkte Folgen der Modernisierung? Aber nicht doch. Ist der steigende wirtschaftliche Erfolg der Tigerstaaten in Südostasien dafür verantwortlich, dass die deutschen Landesregierungen keinen ordentlichen sozialen Wohnungsbau mehr unternehmen und die Bestände an Heuschrecken verscherbeln, die gleich erst mal die Mieten erhöhen? ...

Weiter zum Thema mit ExKurs ...

Archäologie (DLXIII) : ExKurs - Fakten sind Terror ... Eine notwendige Klarstellung zur floriernden These, die Linke sei schuld am Post-Faktischen

Das folgende großartige Post-Punk-NDW-Fundstück beweist: Postfaktizismus (oder wie das jetzt heißt) ist ein alter Hut; ExKurs (aus Berlin, über die nicht mehr viel rauszukriegen ist) haben die Kritik des sog. Faktischen im Jahre 1981 schon differenzierter vorgetragen:

- Via Lisa Sinder!!!


Als Zugabe eher doofe Wortspiele und ein großartiges Lied:

Wenn Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn (DHL) mitteilen, das Paket habe nicht zugestellt werden können und befinde sich in der Post-Filiale Sowienochstraße, dann ist das vermutlich sowohl post-faktisch als auch post-logistisch, weil es da auch nicht ist.

Logistik ist Terror
, wenn in jeder Wohn- und Durchgangsstraße die Lieferwagen von DHL und Konsorten in der zweiten Reihe halten, um den Amazon- und Konsorten-Kram abzuladen, der am nächten Tag wieder zurückgeschickt wird. Post-Logismus bzw. wenn man genauer drüber nachdenkt: Meta-Post-Fakt-Logizismus ...

Wenn Donald Trump vor der Wahl mitteilt, er werde das Ergebnis akzeptieren – wenn er gewinnt - und anschließend kritisiert, dass die grüne Präsidentschaftskandidatin Jill Stein, die nicht gewonnen hat, die Neuauszählung der Stimmen im Bundesstaat Wisconsin beantragt hat, - also das tut, was er angekündigt hat für den Fall, dass er nicht gewinnt, und wenn er dann noch selbst das Wahlergebnis anzweifelt (Millionen von Menschen hätten "illegal" ihre Stimme abgegeben ...Beweise für seine Behauptungen legte Trump nicht vor), dann ist das post-logisch.


Gut gemachtes Video von Clara Ro, offensidchtlich in Anlehung an das legendäre Like-A-Rolling-Stone-Video von Dylan (in dem der auch immer die Textzettel wegschmeist, das ich im Netz aber nicht finde). ...


Nachtrag:

The surprising origins of ‘post-truth’ – and how it was spawned by the liberal left (The Conversation, November 18)
    More than 30 years ago, academics started to discredit “truth” as one of the “grand narratives” which clever people could no longer bring themselves to believe in. Instead of “the truth”, which was to be rejected as naïve and/or repressive, a new intellectual orthodoxy permitted only “truths” – always plural, frequently personalised, inevitably relativised.

    Under the terms of this outlook, all claims on truth are relative to the particular person making them; there is no position outside our own particulars from which to establish universal truth. This was one of the key tenets of postmodernism, a concept which first caught on in the 1980s after publication of Jean-Francois Lyotard’s The Postmodern Condition: A Report On Knowledge in 1979. In this respect, for as long as we have been postmodern, we have been setting the scene for a “post-truth” era.
Eine notwendige Klarstellung zur floriernden These, die Linke sei schuld am Post-Faktischen:
Wenn ich das richtig sehe, dann sind mit liberal left eher die Schröder-Blair-Sozialdemokratie und die Pastor*innen-Bündnis-Grünen gemeint, in welcher Erscheinungsform die weltweit immer erscheinen mögen - incl. der sie umschwirrenden intellektuellen Bohème-Milieus, die sich in der Tat seit 30 Jahren in Postmoderne und Konstruktivismus verloren hat ...
Siehe unten: Lutz Herden zum Tod von Fidel Castro:
    ... Die staats- und gesellschaftstragende Linke in Westeuropa, besonders die im wiedervereinten Deutschland, das jede Solidarität mit Kuba verweigerte, zu der die DDR bis 1989 stets bereit war, achtete streng darauf, Kuba nach dem Epochenbruch von 1990 im Stich zu lassen. Es war nicht mehr opportun, Castro und seinem unvollendeten Sozialismus gerecht zu werden. Die Haltung wurde zum Offenbarungseid eines Zynismus, der Marxismus und Internationalismus, den Mut zum energischen Widerstand gegen einen gesellschaftlichen Status quo als Kinderkrankheiten ablegte, deren man sich schämte, indem man bestritt, sie gehabt zu haben. Ein Kuba, das sich nicht hin zum Kapitalismus reformierte ließ – sprich: die Heimkehr verweigerte – wurde als große Enttäuschung gescholten und als Provokation für eigene Etabliertheit empfunden....
Vgl. auch:
Liberaler Katzenjammer - Minderheitenrechte dürfen nicht gegen die soziale Frage ausgespielt werden. Wer das versucht, um mehrheitsfähig zu sein, hat in der Auseinandersetzung mit den Populisten schon verloren. Essay von Lothar Müller, Süddeutsche 30.11.2016)



Christina Kaindl: "Wenn man unten ist, weiß man, dass es Klassen gibt."

...

FIDEL CASTRO 1926-2016 Adieu aux armes

Lutz Herden: Bis zur letzten Sekunde - Aus den Verdiensten Fidel Castros für die Revolution und die Würde Kubas wird nun ein Vermächtnis (27.11.2016 | FREITAG)

Gabriel García Márquez: Fidel Castro, wie ich ihn kenne
Zum 90. Geburtstag von Fidel Castro dokumentierte amerika21 einen Text von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez (1927-2014) über Kubas Revolutionsführer

An der Schwelle zum autoritären Jahrhundert : Was ist Politik? bzw. Was hätte Politik sein können/ sein müssen? - Ralf Dahrendorf und Gil Scott-Heron erklären das mal

    Am Ende möchte ich noch einmal auf den Anfang zurückkommen. Mein Eindruck ist, dass vor allem die Tendenz zur Vermathematisierung und Ausrichtung der Politikwissenschaft auf empirisch-quantitative Methoden der Kontingenz des Politischen nicht gerecht werden kann. Die Fixierung auf Quantitäten entspringt nicht zufällig Anleihen aus der Wirtschaftswissenschaft, die mit ihren Modellen und Prognosen der Politik exakte Vorgaben für ihr Handeln an die Hand zu geben verspricht – wenngleich die Prognosen sich selten als richtig erweisen.

    Statistische Berechnungen und Zahlen spiegeln eine Scheinobjektivität vor, die sie niemals einlösen können. Sie konstruieren gesellschaftliche Realität nicht weniger oder mehr als politische Mythen, die gegebenenfalls sogar eine größere diskursive Wirkungsmacht entfalten können als Zahlen. Ja, letzten Endes ist der Anschein von Objektivität und wissenschaftlicher Exaktheit in solchen Berechnungen selber nur ein Mythos.

    Das Politische ist dagegen niemals widerspruchsfrei und die allem Sozialen innewohnenden Konflikte können nicht mit Zahlen und vermeintlich exakter Wissenschaft gebändigt bzw. aus der Welt geschafft werden.
Lothar Probst: Was ist Politik? Für eine Politikwissenschaft jenseits von Mathematik und Moralphilosophie.
(aus: »Blätter« 10/2016, Seite 105-114)


Ein schönes Beispiel - fast zwanzig Jahre alt - für eine Politikwissenschaft jenseits von Mathematik und Moralphilosophie, die die Widersprüche und die allem Sozialen innewohnenden Konflikte analysiert und sich - aus heutiger Sicht - als tragfähig erweist, - vorgelegt von einem Liberalen auf einem Niveau, das die heutige Linke vielfach nicht einmal mehr erreicht:

Die Globalisierung und ihre sozialen Folgen werden zur nächsten Herausforderung einer Politik der Freiheit
An der Schwelle zum autoritären Jahrhundert
Von Ralf Dahrendorf

14. November 1997 Quelle: (c) DIE ZEIT 1997
    ... Das ist ein düsteres Gemälde, bei dessen Anblick daran zu erinnern ist, daß Prozesse der Globalisierung Grenzen haben. Sie haben regionale, aber auch ökonomische und soziale Grenzen. Dennoch drängt der Schluß sich auf, daß die Entwicklungen zur Globalisierung und ihre sozialen Folgen eher autoritären als demokratischen Verfassungen Vorschub leisten. Autoritäre Verfassungen aber können dauern; sie sind weder so katastrophenträchtig noch so prekär wie totalitäre Diktaturen. Ein Jahrhundert des Autoritarismus ist keineswegs die unwahrscheinlichste Prognose für das 21. Jahrhundert.

    Für eine solche Prognose sprechen unter anderem diese Gründe:
    Die Internationalisierung des Wirtschaftens hat Folgen, denen sich einzelne nicht ohne weiteres entziehen können. Menschen sind Objekte, nicht Subjekte von Prozessen, deren Subjekte möglicherweise überhaupt nicht als Personen identifiziert werden können.
    Die einzige Alternative, die aggressive Regionalisierung oder der Fundamentalismus (Integrismus), ist fast strukturnotwendig von Führungsstrukturen geprägt, die man nur als autoritär beschreiben kann...
Lesebefehl!!

Wie der große GIL SCOTT-HERON seinerzeit (als Reagan gewählt wurde) sagte:
Well, the first thing I want to say is: Mandate my ass!

Lessons of Democracy: Barack Hussein Obama II in Athens (Greece) - Κάδμος

Deutschlandfunk: Nachrichten vom 16.11.2016 - Obama: "Demokratie schafft Gerechtigkeit, Stabilität und Wohlstand"

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/38/Hendrick_Goltzius_Cadmus_Statens_Museum_for_Kunst_1183.jpg/600px-Hendrick_Goltzius_Cadmus_Statens_Museum_for_Kunst_1183.jpg

1. Der US-Präsident wird am Athener Flughafen von Verteidigungsminister Panos Kammenos empfangen.
(picture alliance / dpa / Pantelis Saitas)

Das ist insofern pikant
, als der zu den „Unabhängigen Hellenen“ (Anel) gehört:
    ... Der einzige Anel-Abgeordnete im Europaparlament sitzt mit der deutschen AfD und der polnischen PiS in einer Fraktion. Und der autoritäre Parteiführer Kammenos betont seine geistige Verwandtschaft mit Nigel Farage und den EU-Gegnern der britischen Ukip.
    Dabei verkörpert Kammenos eine sehr eigene griechische Melange, deren Grundsubstanz das Dogma einer „christlich-orthodoxen“ Identität der griechischen Nation ist. Das erklärt das Misstrauen gegen Muslime, Juden und jedwede „fremde“ Religion, die militante Homophobie, den Kampf gegen „Überfremdung“ und Einbürgerung von Migrantenkindern, aber auch eine chauvinistische Außenpolitik, die mit den serbischen und russischen Glaubensbrüdern eine „orthodoxe“ Achse schmieden will. Und das alles verquirlt mit einer neoliberalen Wirtschaftsdoktrin, die den meisten Syriza-Anhängern ein Gräuel ist. Der einzige Berührungspunkt zwischen beiden Koalitionspartnern ist der Widerstand gegen die Troika, den Kammenos allerdings als „nationalen Kampf“ gegen die deutschen Okkupanten sieht und nicht etwa als soziale Protestbewegung gegen die ungerechte Verteilung der Krisenlasten...
Niels Kadritzke: Griechenland auf dem Boden der Tatsachen (Le Monde diplomatique vom 12.02.2015)
Der Artikel ist nicht nur deshalb immer noch lesenswert, weil er erklärt, wieso für die Syriza-Führung ... die Anel ein peinlicher Bettgenosse, aber auch ein ziemlich bequemer ist, sondern weil man da noch einmal nachlesen kann, wie Syriza nach der vorgezogenen Parlamentswahl im Januar 2015 die Lage einschätzte und welche Pläne es gab! Wir wissen, was daraus geworden ist; wir wissen, dass es eine vorgezogene Neuwahl des griechischen Parlaments gab, die am 20. September 2015 stattfand, und wir wissen, welchen Willen der Souverän jeweils artikulierte (Regentschaft des Volkes!?! - Obama heute!).

2. Und dann dies :
    In einem leidenschaftlichen Appell in Athen beschwor Obama Werte wie Religionsfreiheit, Gewaltenteilung und Menschenrechte. Die frühesten Formen der Demokratien seien nicht perfekt gewesen, dennoch sei die Regentschaft des Volkes unersetzbar, unterstrich Obama. Die Geschichte zeige, dass Länder mit demokratischer Führung gerechter, stabiler und erfolgreicher seien. Der US-Präsident räumte ein, der Fortschritt folge einem schwierigen Pfad, manchmal gebe es Rückschritte. Zugleich würdigte Obama die Europäische Union als eine der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Errungenschaften in der Welt....
    (s.o. Deutschlandfunk, mehr Zitate hier)
Na gut, einen Tritt vor Schäubles Schienenbein hat er untergebracht:
    Obama machte sich mit Blick auf die gewaltigen Staatsschulden Griechenlands erneut für Erleichterungen stark. „Eine Entlastung ist entscheidend“, sagte Obama. Das Land, das nach der Finanzkrise schmerzhafte Einschnitte hinter sich habe, müsse auf einen nachhaltigen Pfad zurückgeführt werden, die Jugend brauche Perspektiven. Mit seiner Forderung steht Obama im Widerspruch zur Bundesregierung. Finanzminister Wolfgang Schäuble hält Schuldenerleichterungen für Griechenland nicht für angebracht und liegt deswegen seit längerer Zeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Clinch...
Aber ansonsten: Wertegesülze, blanker Zynismus und Allgemeinplätze à la
"Die wichtigste Rolle in einem Land ist nicht die des Präsidenten oder des Ministerpräsidenten. Die wichtigste Rolle im Land ist die des Bürgers."


Die Herren machen das selber, daß ihnen der arme Mann Feind wird. Thomas Münzer (1490 - 1525 hingerichtet)


3. Wo wir - auf dem Weg ins Adlon (sehr schöner Null-Info-Herrschaftsinszenierungs-Liveblog (BZ)!)- gerade in Griechenland waren: Κάδμος

https://www.rosalux.de/fileadmin/_processed_/csm_Fisahn_Demokratie-Staat-Kapitalismus_1e60dd1df3.png
Andreas Fisahn untersucht in seinem Buch erstens den strukturellen Zusammenhang von kapitalistischer Ökonomie und bürgerlichem Staat. Er fragt, ob die Strukturen der bürgerlichen Gesellschaft eine Trennung von politischer und ökonomischer Herrschaft begünstigen. Im zweiten Schritt zeichnet er die historischen Entwicklungen nach, welche diese Trennung hervorbrachten, um drittens die Relation von parlamentarischer Demokratie und kapitalistischer Ökonomie als Folge dieser Trennung zu untersuchen. Dabei zeigt er, dass der Kapitalismus sich nur auf der Grundlage der spezifischen abendländischen Entwicklung durchsetzen konnte. Die Konkurrenz der Staaten in Europa war seine Voraussetzung. Diese konnten außerdem auf ein weit entwickeltes, römisches Rechtssystem zurückgreifen. So lässt sich die Trennung von ökonomischer und politischer Macht auch historisch nachvollziehen, was schließlich die Frage nach der parlamentarischen Vertretung der ökonomischen Macht im politischen Betrieb aufwirft. Der Mythos von Kadmos mit seinem unbeantworteten Verhältnis zur Gewalt versinnbildlicht für Fisahn die Staatsgründung treffender als der „Mythos“ vom Gesellschaftsvertrag und der einfach unterstellten Aufgabe von Gewalt.
Gedruckt erhältlich beim Verlag Westfälisches Dampfboot
Dieses Buch wird unter den Bedingungen einer Creative Commons License veröffentlicht: Creative Commons Attribution-Non- Commercial-NoDerivs 3.0 Germany License - Free download bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung!!

Dort auch: Zur Renaissance der europäischen Konservativen Revolution. Analysen von Volkmar Wölk
... Wenn Hajo Funke auf die Konservative Revolution als Quelle jener neuen rechten Bewegung verweist, auf jenen von Armin Mohler geprägten Begriff, jenen «Kunstgriff, der mit einigen gewagten Konstruktionen, Auslassungen und Legenden aufwartet», so trifft dies zweifellos ebenso zu wie die Warnung, es greife zu kurz, diese neue rechte Bewegung als faschistisch und rassistisch zu stigmatisieren. Letzterem Einwand ist selbst dann zuzustimmen, wenn wir berücksichtigen, dass Mohler selbst, nach seinem politischen Standort befragt, ein wenig kokett antwortete, er sei ein «Faschist im Sinne von José Antonio Primo de Rivera». Faschismus sei für ihn, «wenn enttäuschte Liberale und enttäuschte Sozialisten sich zu etwas Neuem zusammenfinden. Daraus entsteht, was man Konservative Revolution nennt.» Ein dergestalt definierter Faschismus umschifft in der Tat die Klippe «NS-Regime» als Erinnerungsort der extremen Rechten und stellt ihn in den Kontext eines Phänomens, das für die Gegenwart bevorzugt als «Querfrontstrategie» beschrieben wird.
Weiter lesen im PDF.
Und weitere Publikationen der RLS hier.

Archäologie (DLX) : Das kalte Herz (1950) und die Versteinerung der Herzen heute - Lullaby

Die sich in immer mehr Lebensbereiche ausbreitende Logik des Kapitalismus schafft einen psychopathischen Sozialcharakter. Über den Ursprung und die Ausbreitung sozialer Kälte
Von Götz Eisenberg (junge welt, 12.11.2016)


    In der Süddeutschen Zeitung vom 29./30. Oktober 2016 stieß ich auf eine Meldung, die mich seit der Lektüre nicht mehr losgelassen hat. Am Nachmittag des 3. Oktober 2016, also am Tag der Deutschen Einheit, brach ein 82jähriger Mann im Foyer einer Essener Bank zusammen. Statt sich um ihn zu kümmern, stiegen in den folgenden 20 Minuten mehrere Kunden über den am Boden liegenden Mann hinweg oder machten einen großen Bogen um ihn. »Teilweise gingen sie nah an dem Sterbenden vorbei oder stiegen hinüber, um ihre eigenen Finanzgeschäfte durchzuführen«, heißt es von seiten der Ermittler. Anschließend hätten die Kunden den Vorraum wieder verlassen.
    Auf den Videoaufnahmen ist laut Polizei zu sehen, wie etwa fünf Minuten nach dem Zusammenbruch die erste Person den Vorraum betritt und den Mann ignoriert. Dieser habe mitten in dem Raum gelegen und sei gut gekleidet gewesen, sagte der Polizeisprecher. Erst der fünfte Kunde habe den Rettungsdienst alarmiert. Der Mann ist wenige Tage nach dem Zusammenbruch verstorben...

    Es ist sicher kein Zufall, dass dieser Tage eine Neuverfilmung des Wilhelm-Hauff-Märchens »Das kalte Herz« in die Kinos kommt. Es ist eine merkwürdige, aber hoch aktuelle Geschichte, die der große romantische Erzähler Hauff 1827 verfasst und in seinem »Märchenalmanach« veröffentlicht hat. Im Zentrum steht der arme Kohlenbrenner Peter Munk. Seine Heimat ist der Schwarzwald. Er lebt unter Menschen, die mit Holzfällen, dem Flößen von Baumstämmen, der Köhlerei, mit der Uhrenfabrikation oder der Glasbläserei ihr oft karges, aber aufrechtes Leben bestreiten. Sie stellen handfeste Gebrauchsdinge her, die zwar in Geld umsetzbar sind, nicht jedoch um des Geldes willen produziert werden. Die Menschen lebten natürlich nicht in einem »Goldenen Zeitalter«, sondern, wie der italienische Filmemacher und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini schrieb, in einem »bitteren Zeitalter des Brotes«, das aber seine eigene Kultur und Würde besaß. Peters Armut und Not und der verschwenderisch-dumme Umgang mit den drei Wünschen, die das Glasmännlein ihm gewährt, treiben ihn dem Holländer-Michel, einem skrupellosen Geschäftsmann, in die Arme. Dieser eignet sich als Gegenleistung für seine Hilfe Peters lebendig-schlagendes Herz an und verpasst ihm statt dessen ein Herz aus Stein. Fortan verfügt Peter über die richtige Innenausstattung für das Geschäftemachen, ist geizig und habgierig. Aber er vermag weder zu lachen noch zu weinen, ist unfähig zur Liebe und Anteilnahme am Schicksal anderer. Er fühlt nichts mehr und geht für den geschäftlichen Erfolg über Leichen. Den Ausgang der Geschichte kann jeder selbst nachlesen.
Lesebefehl!!


Die legendäre DEFA-Verfilmung von Paul Verhoeven aus dem Jahr 1950 ( - ganz großartig Erwin Geschonneck als Holländer-Michel - ab 59:30):




Ich ziehe jetzt hier wieder einen meiner besten, weil anrührendsten Beiträge (vom 18.11.2012) hoch , der ja eigentlich nicht von mir, sondern von Mrs. Mop's Roten Schuhen ist (-ein Blog, der fehlt!).

Ich fürchte - und das macht wirklich Angst - , seit der Veröffentlichung dieses Beitrags 2012 ist es noch kälter geworden!

    CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXIV): Lullaby

    The filmmaker Victor Kossakovsky on homeless people sleeping near A.T.M.’s in a bank, a growing phenomenon in Europe. Published: November 14, 2012 by The New York Times

    WHEN I was editing my last film, in Berlin, I would usually work at night when no one would call or bother me. Sometimes, in the middle of the night, I would go out for a short walk around my block. I was surprised to find that homeless people were sleeping inside a bank, lying between A.T.M.’s. In my travels, I’ve noticed this seems to be a growing phenomenon throughout Europe, a result of the economic crisis. When the producers of the “Why Poverty?” project invited me to contribute, I decided to make a short film to show what happens in these banks — the sleeping homeless people and the various reactions of those who encounter them...



    So, one night in Berlin, I biked around my neighborhood and started filming. In one of my favorite moments, a woman opened a door leading to the A.T.M.’s and, when she realized that there were people sleeping inside, slowly closed the door and tiptoed away, saying, “Sleep well!”

    I decided the film needed a lullaby...


    Der kurze Film ist - wie Mrs. Mop in Die roten Schuhe schreibt - so subtil, so melancholisch, so berührend und so verstörend, dass man ihn immer wieder ansehen muss ...
    Die Frage Why Poverty? beantwortet der Film nicht; - kann er nicht, will er auch gar nicht, er stellt sie nicht einmal. Was er will - to emphasize the social distance between most people and the homeless people they encounter, wherever they are in the world - erreicht er mit nur fünf Einstellungen, wenigen Bewegungen im Bild und durch die gelungene Komposition von Bild, O-Ton (Tür, PIN-Eingabe, Straße) und dem Lied (gesungen von der udmurtischen Sängerin Nadezhda Utkina). Achten Sie mal drauf bei 1'45 ff. !!

Archäologie (DLIX) : There's A Sign Above The Door Sayin' There's No Way Out - I'd Rather Go Blind

Wenn Sie den demnächst scheidenden US-Präsidenten (der ja sooo toll war: die 55 besten Fotos des Fotografen des Weißen Haus ...) noch einmal sehen wollen: Er ist hier im Publikum zu finden: Led Zeppelin, Buddy Guy Praised at Kennedy Center Honors (12/2/2012 by Associated Press)



Ich berichtete bereits: Beth Hart am Donnerstag, den 18. Mai 2017 in Hannover, Theater am Aegi
Und: Sie hat ein neues Album: "Fire On The Floor"


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Beth Hart am Donnerstag, den 18. Mai 2017 in Hannover, Theater am Aegi

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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