Scham heute II
als-ob-leben kündigt einen Beitrag zum thema objektivität und soziopathie an. Die Ankündigung und den kommenden Beitrag empfehle ich unbedingt zu lesen:
Vgl dazu auch:
... und aufgreifen werde ich da auf jeden fall auch ein zitat von einem jener schreibtischtäter, die sich in der quasikriminellen vereinigung namens "initiative neue soziale marktwirtschaft" organisieren, von der die folgen ihres treibens bspw. im gerade erschienenen armutsbericht zwar nur unvollständig abgebildet, aber immerhin doch zu erahnen sind. sein name lautet bernd raffelhüschen, und in einem interviewlassen sich folgende sätze bestaunen:
(...)"ZG: Als Experte für sozialstaatliche Themen stehen Sie sicherlich in einem besonderen Verhältnis zu den Gesellschaftsgruppen, welche Sie unter die akademische Lupe nehmen.
Inwieweit versuchen Sie sich in die Lage der jeweils Betroffenen
hineinzuversetzen?
Raffelhüschen: Das dürfen sie gar nicht oder zumindest erst dann, wenn sie fertig sind. Politikberatung müssen sie nach dem Gesetz der großen Zahl machen! Es geht gar nicht anders, denn rationale Politik darf nicht an individuellen Spezialsituationen festgemacht werden. D.h. man braucht da eine grobe Linie, die auch erstmal abstrahiert, die erst einmal gar nicht sieht, dass ein Rentner eben ein Mensch ist, dass ein Junkie ein Mensch ist, usw. Das dürfen sie nicht machen. "(...)
"rationale Politik" = empathiebefreit. (und auf menschen dürfen Sie dabei nicht achten, bzw: Sie dürfen menschen nicht achten. genau so sieht das, was hier so unter "politik" verkauft wird, dann auch aus). das ist echte objektivistische logik, die sich da frech artikuliert. aus dem gerade verlinkten beitrag auch noch das folgende zitat von j. erik mertz, weil´s so schön
passt:
"Die Psychose beginnt in der Regel nicht erst mit dem offensichtlichen Wahnsinn, der auffällig störenden Verrücktheit, sondern lange, lange vorher, die Psychose beginnt haargenau als beliebig rationales, im objektiven Sinne beliebig realitätstüchtiges Kontrollbewußtsein, das allerdings in einer funktionalen Monopolposition operiert.(...)
"Weicht die stets objektive Realitätsbewältigung des Psychotikers von den jeweils geltenden objektiven Realitätsnormen seiner Bezugskultur ab, so gilt er als `verrückt´, gelingt ihm eine flächendeckende Anpassung an die geltenden objektiven Realitätsnormen, so könnte er z.B. die unauffällige Existenz eines theoretischen Physikers führen oder vielleicht sogar durch die Konstruktion einer wissenschaftlichen Theorie, etwa einer Relativitätstheorie, auffallen."
oder aber die existenz eines professors für finanzwirtschaft führen.
*
passend zum oben erwähnten armutsbericht (und ebenfalls als
übelriechender ausfluß objektivistischer logik zu begreifen)
ein weiteres interview :
(...)WELT ONLINE: Es geht also darum, welche Behandlungen
notwendig oder sinnvoll sind und welche den Patienten nicht mehr
bezahlt werden.
Hoppe: Ja. Es ist inzwischen so, dass wegen der strikten Ausgabenbegrenzung nicht mehr alles für alle bezahlbar ist. Das heißt, eine Form von Rationierung medizinischer Leistung ist unumgänglich. Aber diese Rationierung soll transparent sein, und sie soll nicht vom behandelnden Arzt getroffen werden müssen.
WELT ONLINE: Bisher haben Sie sich immer gegen Rationierung gewehrt. Woher der Sinneswandel?
Hoppe: Es gibt seit Jahren eine heimliche Rationierung. Wir Ärzte haben sie bisher nicht akzeptiert und versucht, sie zu kompensieren. Inzwischen ist klar, dass es Rationierung in jedem Land der Welt gibt, eben auch bei uns in Deutschland. Die Rationierung muss aber offen diskutiert werden, und dabei wollen auch wir Ärzte mitreden. Die Politik und die Kassen dürfen nicht länger behaupten, die Patienten bekämen die notwendige Versorgung, und in Wirklichkeit wird dieses Notwendige dem Finanzierbaren angepasst."(...)
da hatte der herr hipp damals ja einen offensichtlich wahrhaft prophetischen moment.
Vgl dazu auch:
Scham heute - der allgegenwärtige Pannwitz-Blick
gebattmer - 2008/05/19 20:36
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