Stimmt doch alles, Recht hatte er.
Warum klingt das aus heutiger Sicht so naiv hilflos ? Weil wir uns damit abgefunden haben? Könnte es sein, dass die naive Hilflosigkeit die des heutigen Hörers/Lesers ist und nicht die
des Sängers, der am letzten Donnerstag an Lungenkrebs gestorben ist?
Georg Danzer: Frieden (1981):"Ned nur I hab so a Angst
ned nur I hab so an Hass auf Euch
die ihr uns regiert’s - tyrannisiert’s
in Kriege fuert’s
wir san nur Dreck fuer Euch.
Vier Milliarden Menschen - vier Milliarden Traeume
über die ihr lacht’s.
Vier Milliarden Hoffnungen
die ihr mit einem Schlag zunichte macht’s.
Und ihr baut’s Raketen und Atomkraftwerke
und dann Bunker - wo ihr Euch versteckt’s.
Aber diesmal meine Herren koennt’s Euch sicher sein
dass ihr mit uns verreckt’s.
Vier Milliarden Leben, vier Milliarden Tode
doch des is euch gleich.
Hoert’s ihr Wissenschaftler, ihr Politiker
ihr Maechtigen -
wir fordern jetzt von Euch:
Gebt’s uns endlich Frieden!
gebattmer - 2007/06/24 21:37

Blow-Up
(Michelangelo Antonioni; 1966)
Mal wieder was von
if charlie parker was a gunslinger, there'd be a whole lot of dead copycats
... und dies:

The introspective Romy Schneider
und dies:

The Royal Shakespeare Company’s powerful production of Euripides’ Hecuba starring
Vanessa Redgrave
Zu Redgrave fällt mir noch ein:
https://www.imdb.com/title/tt0081344/ -
https://www.dtv.de/_google/titel/titel13291.htm
gebattmer - 2007/06/21 22:31
(...
Zuweilen merkt man erst sehr viel später, dass einem etwas Wichtiges fehlt)
Peter Weiss, geboren am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin (heute Potsdam) als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten ungarischer Herkunft und einer deutschen Schauspielerin, die bei Max Reinhardt spielte. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Weiss tschechischer Staatsbürger, 1946 nahm er in seiner Exilheimat Schweden die schwedische Staatsbürgerschaft an. 1939 war er zusammen mit seiner Familie vor den nationalsozialistischen Ariergesetzen dahin geflohen. In Schweden schloss er sich eine Zeitlang auch der "Vänster Parti / Kommunisterna" (der eurokommunistischen KP) an.
Peter Weiss war Maler, Schriftsteller und Filmemacher. Der Malerei waren besonders die dreissiger und vierziger Jahre gewidmet, dem Film die fünfziger Jahre. Erste jugendlich romantische Texte schrieb er gegen Ende der dreissiger Jahre, inspiriert von seinem Idol Hermann Hesse. Surrealistisch inspirierte Prosa und Dramatik begleitete die filmischen Versuche - Experimentalfilme, Dokumentarfilme sowie ein Langspielfilm. Ums Jahr 1960 erregte der bisher weitgehend unbekannte Weiss Aufsehen, als die Prosatexte "Abschied von den Eltern", "Fluchtpunkt" und "Der Schatten des Körpers des Kutschers" erschienen.

Danach folgten die erfolgreichen Dramen "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung von Herrn de Sade" und "Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen" über den Frankfurter Auschwitz-Prozess. In jener Zeit formulierte Weiss in seinen "10 Arbeitspunkten eines Autors in der geteilten Welt" sein sozialistisches Credo. Weitere Dramen bekräftigten den damit geschaffenen Weltruhm: "Viet Nam-Diskurs", "Trotzki im Exil", "Hölderlin" und schliesslich "Der neue Prozess". Die letzten zehn Schaffensjahre widmete Weiss dem riesigen Romankonvolut "Die Ästhetik des Widerstands", einer vielschichtigen Schilderung des antifaschistischen Widerstands. Am 10. Mai 1982 verstarb Peter Weiss in Stockholm.
Doch was besagen schon ein paar dürre biographische Angaben.
'Die Ästhetik des Widerstands', das in den Jahren von 1971 bis 1981 entstandene erzählerische Hauptwerk des Schriftstellers Peter Weiss, gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Romanen der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Im Zentrum des fast eintausend Seiten umfassenden Triptychons, das die Geschichte des Scheiterns sozialistischer Ideale und Kämpfe und das Ausgeliefertsein des Individuums in totalitären Zeiten abbildet, steht die Person eines fiktiven deutschen Widerstandskämpfers. Dieser Ich-Erzähler verlässt als Jugendlicher 1937 Berlin und gelangt über die Tschechoslowakei, Spanien und Paris nach Schweden. Da wie dort wird er Zeuge der Widerstandskämpfe gegen Nazideutschland und der Machtkämpfe innerhalb der Kommunistischen Partei. "Wer ist dieses Ich? Ich selbst bin es."
Der namenlose Protagonist ist in vielen Details dem Autor nachgebildet. Er gibt Peter Weiss Gelegenheit, durch seine literarische Trauer- und Erinnerungsarbeit eine sprachmächtige Aufarbeitung eines historisch entscheidenden Jahrzehnts in der Auseinandersetzung der Ideologien zu liefern. Am Ende steht der Fall des Faschismus, gleichzeitig entwerten sich aber auch die Utopien der europäischen Linken im sowjetischen Personenkult und in der weltanschaulichen Zerrissenheit der Arbeiterparteien. Darüber hinaus arbeitet sich Weiss auch an der für ihn persönlich relevanten Hauptfrage ab, inwieweit politische Notwendigkeit und individuelle Erkenntnis über ästhetische Zusammenhänge miteinander zur Deckung gebracht werden können - auch hier gelingt dem Autor eine bittere Synthese aus Kunsttheorie und Realitätsanspruch: Der Ich-Erzähler und seine Gefährten entwickeln nicht nur über politische Erörterungen und Einschätzungen, sondern ebenso über Lektüren und gemeinsame Kunstbetrachtung eine Art kollektive Weltsicht. Durch die Reflektion seines politischen Tuns wie durch die Deutung großer Kunstwerke erfindet sich der Erzähler im Roman eine eigene Position als geistiger Arbeiter, als freier Schriftsteller, der sich aber aus ebenso freien Stücken der Disziplin einer Kaderpartei unterwirft: "Für den Ruf nach totaler Zertrümmerung der Kunst hatten wir nichts übrig, solche Parolen konnten sich diejenigen leisten, die übersättigt waren von Bildung."
Zu seinem Romanprojekt betrieb Peter Weiss intensive historische Recherchen, um dem entstehenden Werk "breiteste Realität zu geben". Neben der Hauptperson begegnet der Leser Figuren wie Willi Münzenberg oder Herbert Wehner und den Mitgliedern der Widerstandsorganisation um Harro Schulze-Boysen (`Rote Kapelle'). "Ich benutzte die authentischen Namen im Roman als Chiffren", notierte Peter Weiss dazu. Eine dieser Chiffren ist Bert Brecht. Auf ihn und seine Mitarbeiter stößt der Ich-Erzähler im schwedischen Exil. Weiss beschreibt manchmal bis ins quälende Detail alles über die Antagonismen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten in Deutschland, Spanien, Schweden und im französischen Exil, denen groß angelegte Ausdeutungen von Gemälden (Picassos 'Guernica') und Romanen (Kafkas 'Das Schloss') gegenüberstehen. [...]
Gut fünfundzwanzig Jahre nach dem Tod von Peter Weiss, gut fünfzehn Jahre nach dem Zerfall des kommunistisch regierten Ostblocks liest man "Wehrt Euch"-Parolen auf den Straßen Berlins und im Osten Deutschlands, diesmal auf den Plakaten der politischen Erben der Nazi-Ideologie - und nicht als illegal hinterlassenes Signum des Widerstands gegen das NS-Regime wie im Roman 'Die Ästhetik des Widerstands'. Zu keinem besseren Zeitpunkt könnte man erinnern an einen der noch vor nicht allzu langer Zeit meistgespielten und meistgelesenen Nachkriegsautoren Deutschlands, an Peter Weiss und seine 'Ästhetik des Widerstands', die nun in einer fast zwölfstündigen Hörspielfassung, erarbeitet und realisiert von Karl Bruckmaier, vorliegt - immer noch monströs, immer noch schwierig, immer noch besessen vom Wunsch, auf der Basis von Vernunft und Verstehen eine bessere Welt zu errichten, ohne deshalb die Menschlichkeit abzuschaffen. ...
Update 11_08
gebattmer - 2007/05/13 15:05
für die neo&altNaziKacke ein schönes Foto von
Slate - todays' pictures (empfahl ich
schon. Akutell dort der Photo-Essay
Guantanamo by Paolo Pellegrin - ansehen!)

gebattmer - 2007/04/19 22:02
1
Heute morgen sind wir angekommen, und man empfing uns nicht gut, denn es war niemand am Strand außer einem Haufen Toter und Stücke von Toten, Tanks und demolierten Lastwagen. Aus allen Ecken Kugeln, und ich mag das nicht, diese Unordnung zum Spaß. Wir sind ins Wasser gehüpft, aber es war tiefer, als es aussah, und ich bin auf einer Konservenbüchse ausgerutscht. Dem Vogel, der genau hinter mir war, hat die Kugel dreiviertel seines Gesichts weggerissen, und ich habe mir die Konservenbüchse zur Erinnerung behalten. Die Stücke von seinem Gesicht habe ich in meinen Helm getan, ihm gegeben, und er ist weggegangen, um sich behandeln zu lassen, aber offenbar den falschen Weg, denn er ist ins Wasser gegangen, bis er nicht mehr stehen konnte, und ich glaube nicht, dass er unter Wasser genug sieht, um sich nicht zu verlaufen.
[…]
15
Ich stehe immer noch auf der Mine. Heute morgen sind wir auf Patrouille gegangen, und wie immer ging ich als letzter, sie sind alle daran vorbei gelaufen, aber ich habe das Klicken unter meinem Fuß gehört und bin sofort stehengeblieben. Die Dinger gehen erst los, wenn man seinen Fuß wegnimmt. Ich habe den anderen zugeworfen, was ich einstecken hatte und habe ihnen gesagt, sie sollen weggehen. Ich bin ganz allein. Ich soll warten, bis sie wiederkommen, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen nicht wiederkommen, und ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen
gebattmer - 2007/04/06 21:11
... Wo liegt die eigentliche Indifferenz in der Präsentation des Themas Tod? Sie liegt darin dass im ganzen Stück nur die eine Seite des Todes im Krieg erwähnt wird, die »eigene«, deutsche. Im Wald bei Gorodok sind nur Deutsche gefallen, der »Einbeinige« ist ein verstümmelter deutscher Soldat. Die Verantwortung ist nur dann ein Problem, wenn es um deutsche Leben geht, Schuld gibt es nur bei verwundeten oder toten Deutschen. Die fragenden Frauen und Kinder sind deutsche Frauen und Kinder, die nach dem Verbleib deutscher Männer fragen. Der blutige General des Alptraums ist ein deutscher General, der die Schuld am Tode Deutscher trägt, und der »Oberst« wird allein nach seiner Verantwortung für den Tod deutscher Soldaten gefragt.
Auch hier gilt das oben Gesagte. So eine Haltung politisch kritisieren zu wollen, wäre von 1992 aus eine so wohlfeile wie langweilige Angelegenheit. Wieder interessiert mich nicht, darauf zu zeigen, daß Borchert ein politisch fragwürdiges Stück geschrieben hat, noch geht es mir darum zu fragen, wie denn ein politisch sympathischeres Stück hätte aussehen können. Für die Frage aber, was ein Theaterstück zu einem so plötzlichen wie anhaltenden Erfolg macht, ist allerdings von Belang, was es aufweiche Weise thematisiert, und wenn der Erfolg als Ausweis für die Existenz eines »anderen Deutschland« genommen wird, ist es gerechtfertigt, hier von einem Problem zu sprechen - und zwar mit Blick auf die, denen die einseitige Thematik des Todes kein Problem gewesen ist.
Überbewerte ich hier nicht eine Stelle? Nein. Es zieht sich die einseitige Thematisierung durch alle Szenen, An dieser einen Szene wird das Problem allerdings besonders deutlich, da ihre ästhetische Brüchigkeit den Blick darauf frei macht, daß da thematisch allerhand nicht stimmt. Man könnte umgekehrt sogar erwägen, ob hier nicht das moralische Problem sich Gehör verschafft hat, indem es die ästhetische Form beschädigte, und diese Auffassung könnte dem Verfasser sogar eine größere, wenn auch sich nicht im Bewußtsein Geltung verschaffende Sensibilität zusprechen als seinen Verehrern. Ich möchte auch dies offen lassen, denn es scheint mir wichtiger, das politisch-moralische Problem mit dem Stil des Ganzen in Zusammenhang zu bringen. Auch wenn Beckmann die Verantwortung an der Verstümmelung eines Menschen und am Tode anderer zugeschrieben wird, so tritt er doch im Verein mit den deutschen Soldaten insgesamt-»einer aus der grauen Zahl«-in die Rolle des reinen Opfers zurück. Beckmann ist aus der Zahl derer, denen Leid und Unrecht geschehen sind, nicht einer von denen, die Leid und Unrecht zugefügt haben - und wenn doch, dann ist es Unrecht gewesen, weil es an einem Gleichartigen, einem »von uns« begangen ward. Und selbst dort ist Beckmann ein passiver Täter. Er hat einen Befehl ausgeführt. Erschossen haben seine Kameraden die anderen, die nicht einmal genannten, die weniger als gesichtslos bleiben, keine Farbe haben, nicht einmal grau sind, die keiner zählt, die es gar nicht gibt, obwohl die Wälder und Städte genannt werden: Gorodok, Stalingrad. Die »andere Seite« ist nur als Natur, genauer Schnee vorhanden: »Der viele viele Schnee« (so heißt eine Erzählung) und als Schuß aus dem Nichts: »Sie schießen bei Tag, sie schießen bei Nacht. Sie schießen - sage ich, denn das eigene Schießen hören wir nicht mehr, nur das Schießen der anderen«.11 Das ist die einzige Stelle, wo durchscheint, daß etwas fehlt.
Hierbei finden wir die politische Seite der adoleszenten Regression, die Ableugnung von Verantwortlichkeit, das larmoyante Insistieren darauf, das Opfer zu sein. Das ist es, was Borcherts Stil zuweilen so unerträglich pubertär macht, und wohl auch das Geheimnis seines Erfolges. Ähnlich wie bei »Rambo« - es ist die Larmoyanz des Mörders. Mit einem Unterschied. Der Film »Rambo« ist ehrlicher …
gebattmer - 2007/04/06 20:10
Schämen sollten sich die Menschen, die sich
gedankenlos der Wunder der Wissenschaft
und Technik bedienen und nicht mehr
davon geistig erfasst haben als
die Kuh von der Botanik der
Pflanzen, die sie mit
Wohlbehagen frisst.
Albert Einstein
Als Symbiose aus einer Biologin und einem Fotografen sehen wir unsere Aufgabe darin, wissenschaftliche Vorgänge präzise, verständlich sowie ästhetisch darzustellen. =
eye of science
gebattmer - 2007/03/24 18:49
... weiß man schon sehr lange, dass einem etwas fehlt. Heute vor 50 Jahren starb Humphrey Bogart (an Krebs).

Ein guter Text zur Erinnerung von Egbert Hörmann in der
taz.
gebattmer - 2007/01/14 18:42