GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Politik unterrichten

Deutsche Leitkultur (IX) / Dispositiv (IX): Wieso Jürgen von Manger schon 1967 erklären konnte, warum auch die Arbeiterklasse zuweilen rechts wählt

These: Wenn man sich einen Text anhört, den der Komiker Jürgen von Manger 1967 im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit, also des Sozialdemokraten Hans-Jürgen Wischnewski bzw. seiner PR-Abteilung, verfasst hat (und den der große Kulturarchäologe Riffmaster kürzlich entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat), kann man eine Idee entwickeln, warum heute AfD, Front National, UKIP oder Donald Trump gewählt werden; - auch von Leuten, von denen man es eigentlich nicht erwartet hätte.

Hören Sie dazu zunächst Jürgen von Manger:

https://2.bp.blogspot.com/-_f2bNbmtGX0/V9g3tIccaQI/AAAAAAAAAt8/mvWdhVdWv_IpTI2FR0PzKtU-mw9ZzGezgCLcB/s1600/Adolf%2BTegtmeier%2BAls%2BEntwicklungsmuffel%2Bin%2BIm%2BAuftrage%2Bdes%2BBundesministers%2Bf.jpg

Das ist schon brillant, wie Manger das rassistische Denken der Zielgruppe in Figur und Rede des Adolf Tegtmeier aufnimmt, wie er seinen IG-Metall-Kollegen Wischnewski bei dessen sozialdemokratischer Facharbeiter-Ehre packt mit dem gleichen Argument, das Gabriel 2015 verwendet: „Und wir werden nicht die überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung durch die deutschen Arbeitnehmer und ihre Familien bezahlen lassen.“, - um dann die Zielgruppe damit für Entwicklungshilfe einzunehmen, dass die ja deutsche Arbeitsplätze sichert:
    Aber bitte schön, dat wissen die meisten nich: Daß dieses Geld, wat die sich ausleihen, wennse so mit ihre schwatte Aktentaschen in Bonn angewackelt kommen — dat dürfen die überhaupt nich mit zu Hause nehmen, sondern müssense hier in Deutschland gleich irgendwelche Traktoren oder auch schon mal Kunstdünger für kaufen, damit dieser Dünger dann gleich die deutsche Industrie wieder zugute kommt, und wir alle eine schöne Auftragslage, ne, also daß wir diese ganze Konjunktur nich mehr länger anne Talsohle „rumknabbern müssen, sondern die Wirtschaft schön am Laufen halten!

Wir können festhalten:

1. Dass Jürgen von Manger richtig lag mit der Annahme, dass auch die sozialdemokratische Wählerschaft des Jahres 1967 so (rassistisch) denkt und also die (nationalistische) Aufschwung-Werbung verfängt, dürfte nicht von der Hand zu weisen sein.
2. Es gibt offenbar einen relativ konstanten Anteil der deutschen Bevölkerung, der über ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“ verfügt bzw. empfänglich ist für „rechtsextreme Denkinhalte“ (vgl. auch SINUS)
3. Es gibt ein Legitimationsproblem, wenn auf Dauer das Wachstums-Versprechen, von dem man profitieren werde, sich als Fake erweist und Deklassierung droht bzw. erfahren wird.

Die Frage ist dann: Warum wählen die jahre/jahrzehntelang die SPD (oder auch die Linke oder gar nicht) und jetzt AfD?

Erhellend dazu: Wie aus Linken Rechte werden, Teil II - Der rassistische Reflex und das Ende der Solidarität
Von Didier Eribon (»Blätter« 9/2016, Seite 85-92)
    Mir ist durchaus bewusst, dass das Programm und der Erfolg des Front National in vielerlei Hinsicht von den Gefühlslagen der Arbeiterklasse in den 1960er und 70er Jahren geprägt bzw. hervorgerufen wurden. Hätte man aus dem, was tagtäglich in meiner Familie gesprochen wurde, ein politisches Programm stricken wollen, es wäre, obwohl man hier links wählte, dem der Rechtsextremen wohl ziemlich nahegekommen: Forderungen, Einwanderer wieder abzuschieben; „nationales Vorrecht“ auf Arbeitsplätze und Sozialleistungen; Verschärfung des Strafrechts und der Strafverfolgung; Beibehaltung und Ausweitung der Todesstrafe; die Möglichkeit, die Schule bereits mit vierzehn Jahren zu verlassen, usw. ...
    Seine zentrale These:
    Wenn die Linke die Mobilisierbarkeit aus dem Selbstwahrnehmungshorizont der Gruppe löscht, dann rekonstruiert diese sich anhand eines anderen, diesmal nationalen Prinzips, anhand der Selbstwahrnehmung als 'legitime' Population eines Territorums, das einem anscheinend weggenommen wird und von dem man sich vertrieben fühlt ...
Lesebefehl!!! *
Dazu sollte man auch lesen:
Hauke Brunkhorst: Für eine demokratische Neugründung Europas. Die »Flüchtlingskrise« als Rückkehr des Verdrängten (in »Blätter« 9/2016, Seite 63-74)
    Es gibt keine Flüchtlingskrise, wohl aber eine Krise der Menschenrechte in Europa, schreibt Brunkhorst:
    Und es ist eine Krise der öffentlich konstruierten Selbstwahrnehmung Europas - also gerade keine Krise der in Europa noch immer mehrheitlich überwiegenden Mentalitäten, sondern eine Krise des Systems der veröffentlichten Meinung. Dieses System ist völlig in die Rolle des Luhmann'schen Beobachters zweiter Ordnung geschlüpft: Es beschränkt sich darauf, dem Publikum die Politik nur noch so zu erklären, wie Eltern ihren unmündigen und unwissenden Kindern die komplizierte Welt, die sie nur berühren, an der sie aber nicht teilnehmen können ...
Sehr treffend: So fühle ich mich jeden Morgen in der Badewanne, wenn mir junge Menschen auf NDR-Info die Welt erklären.

Nicht erstaunlich, so Brunkhorst, wenn derart ausgeschlossene Bürger Diskussionforen nutzen, in denen sie ihre eigenen Differenzen, Kontroversen und Konflikte ausdrücken und austragen können. Dass das, nicht mehr moderiert durch verantwortungsbewusste Redakteure, vielmehr befeuert durch prokante Deutungsangebote, die Aufmerksamkeit garantieren (vgl. Petry und der Begriff "völkisch"), in die rechte Tonne geht, sollte nicht verwundern!

Schwierig darauf zu reagieren:
- "Ihr könnt nicht glauben, ihr wärt das Volk"
Für Nation und Heimat, gegen Oligarchie und Finanzelite: Linke Bewegungen wie Podemos und Nuit Debout klingen oft wie Rechtsradikale, sagt der Soziologe Didier Eribon. (ZEIT-Online, 4. Juli 2016)


- „Ein Ernstnehmen der „einfachen“ Bevölkerung als „Intellektuelle“ ihres eigenen Alltags und die Nutzung des Alltagsverstandes, des „senso comune“ als Sockel eines linken, emanzipatorischen Projekts. Ohne dieses Ernstnehmen wird es keinen radikalen Bruch mit dem herrschenden kapitalistischen Krisendiskurs, der rapide verwildert, geben können ...

Oder so: "Das Identitätsgequatsche nervt!"
Der Liedermacher Funny van Dannen im Interview mit dem Deutschlandfunk. (Deutschlandradio Kultur)


Die GBlogSuche nach »Dispositiv« hat 19 Resultate geliefert.
Die GBlogSuche nach »Deutsche Leitkultur« hat 17 Resultate geliefert.
* Vgl. auch Bersarins lesenswerte Rezension von Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ (AISTHESIS)

Wenn ein Millionenheer von Flüchtenden ... (XXXII) / Archäologie (DXLVIII): Italians in the Wind ... and german Forty-Eighters in America

Italy has a long history of emigration. Between 1869 and 1939 eighteen and a half million Italians left their home country, travelling to all corners of the world.After the Second World War emigration started up again, particularly towards northern Europe, and there was massive internal migration as five million southern Italians came to the north of Italy to power ‘the economic miracle’, above all, in Turin, Genoa and Milan. Italy followed the trajectory of all industrializing nations, and emigration fell off as the country grew fat. However, and this is one of modern Italy’s dirty secrets, emigration has revived. From 2005 to 2015 emigration grew by an incredible 49%: and recent figures suggest that the trend is accelerating. Not only this, but the new migrants include a surprising number of young graduates and post graduates, many from the wealthier parts of northern Italy ...

Beachcombing's Bizarre History Blog. Lesen!!

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Leaving_Italy_for_a_better_life_1890s.jpg


Germans in the Wind: Auswanderung 1845–1865

... Wiederum lösten Pauperismus und eine anhaltende Wirtschaftskrise eine Massenemigration – die größte des 19. Jahrhunderts – aus; nun zogen die Auswandererströme fast ausnahmslos in die Vereinigten Staaten...
Zu der wirtschaftlich motivierten Auswanderung kam um 1848 auch eine politische, die ihren Höhepunkt nach der gescheiterten Märzrevolution fand. Diese Emigranten werden gemeinhin als Forty-Eighters („Achtundvierziger“) bezeichnet.
Nach 1855 ließ die Stärke der Auswanderung nach und kam während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) fast vollständig zum Erliegen. Friedrich Naumann bezifferte 1916 die Zahl der zwischen 1821 und 1912 in die USA gegangenen deutschen Auswanderer auf 5,45 Millionen.
(wikipedia: Auswanderung)

Hat das jetzt auch noch was mit deutscher bzw. europäischer Leitkultur zu tun??

Archäologie (DXLVII): Der andere 11. September : "Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm." ... gehe ich fort, neuen Möglichkeiten entgegen ...

https://kommunisten-online.de/wp-content/uploads/2013/09/allendecasa0.jpg
Eines der letzten Bilder von Salvador Allende …
Es ist immer wieder zu erinnern an den anderen 11. September:
Augusto Pinochet war nicht nur ein blutiger Diktator. Er bereitete auch dem Neoliberalismus den Weg ...
Die Bedeutung des "Pinochetismus" geht zugleich über die Grenzen seines unmittelbaren Einflussgebietes hinaus. Der Putsch, 18 Tage, nachdem Pinochet der Regierung Allende seine Treue geschworen hatte, war schließlich nicht nur Höhepunkt eines Stellvertreterkrieges zwischen den damaligen Großmächten UdSSR und USA. Auf den Trümmern der gestürzten Regierung wurde auch das weltweit erste neoliberale Regime errichtet. Von Chile aus wurden die Militärregierungen in Südamerika ein Versuchslaboratorium für wirtschaftspolitische und arbeitsrechtliche Maßnahmen, die, bewährten sie sich, im Westen übernommen wurden...
GBlog: Tod eines Mörders ... 0 langhaariger Zauberer, komm zurück .... Pablo Neruda -Voy a vivir / Ich werde leben
Ich schrieb damals:
Nach aktuellen Kriterien der Bundesrepublik Deutschland, die keine sind, wäre Pablo Neruda auf der Flucht immer eine Person mit erkennbarer Nicht-Bleibeperspektive gewesen, weil immer eingereist aus rückkehrpolitisch relevanten Drittstaaten [neusprech.org]

Ich werde leben

Ich werde nicht sterben. In diesen Tagen
voller Vulkane gehe ich fort,
neuen Möglichkeiten entgegen, dem Leben zu.
Ich lasse alles geordnet zurück,
heute, da Banditen sich herumtreiben
mit der "westlichen Kultur" im Arm,
mit Händen, die in Spanien morden,
und den Galgen, die schwanken in Athen,
und der Schande, die Chile regiert,
und ich schweige.
Ich bin bereit,
mich auf die neuen Worte, Menschen und Wege
einzulassen, die mich erwarten,
die mit Bangen an meine Tür klopfen.


https://allerleibuntesausdeutschland.files.wordpress.com/2016/09/allende03.jpg?w=652

Der Riffmaster erinnert dankenswerterweise an eine großartige AMIGA-LP von 1974: Die Rose von Chile
https://allerleibuntesausdeutschland.files.wordpress.com/2016/09/backcover113.jpg?w=652

... typischer Fall von verordnetem Antifaschismus: Die Rockbands, Singegruppen und Schlagerfuzzies der DDR mussten was gegen den Putsch singen. (Ich bin nicht sicher, ob Leser/in in der Formulierung erkennen kann, dass ich für verordneten Antifaschismus bin!) - Hierzulande sagte CDU-Generalsekretär Bruno Heck, zurückgekehrt nach seiner "solidarischen" Reise aus Chile der Süddeutschen Zeitung am 18.10.73:
"Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm."

Splitter: -Parteien (XVIII): Wahlen in Zeiten der Postdemokratie: meckpomm.de - Oder: Was 167.453 Menschen anrichten können ...

Früher hat De Lapuente immer das Wahlergebnis hinter dem Wahlergebnis ausgerechnet. Immer sehr erhellend. Ich fürchte, er hat das aufgegeben, weil das jahrelange Rechnen nichts gebracht hat. Ich finde es weiterhin hilfreich, wenigstens grob zu überschlagen, was die Prozentzahlen tatsächlich hergeben, wenn man sie auf die tatsächlich abgegebenben Stimmen bezieht. Wie ich schon einmal bemerkte, macht das ja jetzt auch die Tagesschau:



Von 1.333.298 Stimmberechtigten gaben 821.645 (61,1 %) ihre Stimme ab. 806.396 Stimmen waren gültig.
Wir können also zunächst feststellen:
- Wenn SPD und CDU eine Regierung bilden, repräsentiert diese 29% der wahlberechtigten Bevölkerung.
- Wenn SPD und Linkspartei eine Regierung bilden, repräsentiert diese 26% der wahlberechtigten Bevölkerung.
- Und nun der Knaller: 12% der wahlberechtigten Bevölkerung (= 167.453 Menschen) haben AfD gewählt
+ 24.365 die NPD, also ungefähr so viele wie die FDP (24.475) oder über den Daumen 14.000 weniger als die Grünen (38.834)

Nochmal anders:



Wenn ich das korrekt addiert habe, sind das 133 000 Menschen, die in Mecklenburg-Vorpommern leben und am letzten Sonntag die AfD gewählt haben und beim letzten Mal was anderes gewählt hatten. Addieren wir die NPD-Wähler sind wir bei ca. 158 000 Problemfällen. Bezogen auf die wahlberechtigte Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (64,4 Millionen) sind das grob überschlagen 0,25%. Ich gebe zu, dass meine Rechnung unterschlägt, dass in anderen Bundesländern der Anteil der (potenziellen) AfD-Wähler möglicherweise ähnlich hoch liegt wie an der Küste; - nur:
Wie wird aktuell mit diesen 0,25% Politik gemacht?!?

- Markus Söder: "Die Bevölkerung ist verunsichert", 05.09.2016, 23:00 Uhr, BR
+ STERN: So kommentiert die Presse den AfD-Triumph bei der Landtagswahl
Die Presse sieht im Erfolg der AfD in Mecklenburg-Vorpommern einen symbolischen Wert - für Bundeskanzlerin Angela Merkel, für Berlin und für ganz Europa. Eine internationale Presseschau.
Anmerkung/Frage: Was also treibt einen Lohnschreiber, angesichts des Wahlverhaltens von 133 000 Wahlberechtigten von "AfD-Triumph bei der Landtagswahl" daherzureden? Weil es überall auch so daherredet ? - Ich habe den Eindruck, dass sind sich selbst verstärkende Null-Inhalts-Spiralen, die aber sehr wohl Botschaften transportieren (Vgl. Ulrich Teusch, tp 08.09.2016: Lückenpresse - Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten).

Ich muss mich hier mal einer Kommentatorin des SPIEGEL anschließen:
AfD in Mecklenburg-Vorpommern Wir basteln uns eine Nazi-Apokalypse
Alle starren in den Nordosten, als wäre dort Hitler höchstpersönlich am Strand erschienen. Kann man überhaupt noch Urlaub in Meck-Pomm machen? Wenn solche Sorgen die linke Antwort auf die AfD sind, muss man sich über deren Erfolg nicht wundern.
Eine Kolumne von Margarete Stokowski


Seriöse Analysen:

- Georg Seeßlen: Wie das über’s Land kam; getidan 9. September 2016
- Tomasz Konicz: Von der Angst zur Transformation, 06. September 2016
- Heiner Flassbeck, Das Schweriner Fanal und die Weltsicht der Verlierer; Makroskop 05.09.2016
    ... Was sollen Menschen wählen, denen praktisch alle Parteien sagen, Deutschland habe alles richtiggemacht, die Sünder seien die anderen? Was sollen Menschen wählen, denen fast jeden Tag – unwidersprochen von der Politik – von einem „Experten“ erzählt wird, der deutsche Steuerzahler werde früher oder später in großem Stil zur Kasse gebeten, weil Südeuropa ein Fass ohne Boden ist? Was sollen Menschen wählen, denen die Politiker und die Medien tagein tagaus erzählen, Deutschland gehe es ungeheuer gut, die aber an ihrer eigenen Lebenssituation feststellen, dass es offenbar die Millionäre im eigenen Land sind, denen es gut geht?

    Dann kommt die Flüchtlingsfrage. Die wird medial systematisch totgeritten und wird von den Politikern mit einer Irrationalität behandelt, die nicht mehr zu überbieten ist. Eine Million Flüchtlinge aufzunehmen, kann man durchaus schaffen. Aber man kann das nur dann ohne gravierende politische Auswirkungen à la Schwerin schaffen, wenn man gleichzeitig sehr viel Geld in die Hand nimmt. Einerseits muss man dafür sorgen, dass die Asylsuchenden schnell in den Arbeitsmarkt aufgenommen werden können und andererseits muss man den Inländern zeigen, dass die Dynamik der Wirtschaft groß genug ist, um auch ihnen gerade jetzt neue Chancen zu bieten. Beides ist in nur fahrlässig zu nennender Weise von der großen Koalition versäumt worden. Dass Sigmar Gabriel darüber klagt, ist richtig, dass er daraus immer noch keine Konsequenzen zieht, ist lächerlich.

    Statt zu handeln, haben sich die deutschen Politiker monatelang mit der Frage beharkt, ob es eine „Obergrenze“ für Asylsuchende geben sollte. Statt zu investieren, haben sie sich im Glanze des staatlichen Haushaltsüberschusses gesonnt, der sinnlosesten Errungenschaft seit dem goldenen Kalb...

Deutsche Leitkultur (VIII): Rethinking Content Leadership - The Role of the Chief Content Officer

Bereits vor einiger Zeit las ich eine Meldung, die mich aus mehreren Gründen interessierte:
    Wolfgang Büchner wird zum 1. Januar 2017 als Chief Content Officer zur Madsack Mediengruppe wechseln. Dies gab das Verlagshaus am Mittwoch bekannt und bestätigte damit eine Meldung des Branchendienstes Horizont. Der 50-Jährige solle in der neugeschaffenen Funktion die digitale Transformation und Medienentwicklung verantworten, hieß es. Zudem wird Büchner die Chefredaktion des RedaktionsNetzwerkes Deutschland (RND) übernehmen. (Meedia, 10.08.2016)
1. Meine "Lieblings-HAZ" ist oder war mal das Flaggschiff der Madsack-Gruppe (an der die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (Medienbeteiligungsgesellschaft der SPD) einen Anteil von 23,1 % hält. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) ist eine tolle Sache; - es sorgt dafür, dass ich, wo ich auch bin (zuletzt in Stralsund), immer die gleiche Grütze zu lesen kriege - versorgt werden sowohl MADSACK-Titel und -Beteiligungen (u.a. Leipziger Volkszeitung, Hannoversche Allgemeine, Märkische Allgemeine) sowie externe Partner (z.B. Kieler Nachrichten, Hildesheimer Allgemeine).

2. Karrieren: Die Vita von Wolfgang Büchner. Er studierte Politikwissenschaft in Heidelberg und Hamburg. Seine journalistische Ausbildung erhielt er am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp). Büchner arbeitete u.a. für die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters und die Financial Times Deutschland, bevor er 2001 zu Spiegel online wechselte. Dort hatte er verschiedene Führungspositionen inne, zuletzt als Chefredakteur. Ab 2009 war Büchner für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) tätig, zunächst als stellvertretender Chefredakteur und ab 2010 als Chefredakteur. Im September 2013 wurde er Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sowie von Spiegel Online. Wolfgang Büchner ist seit Juli 2015 Geschäftsführer der Blick-Gruppe in der Schweiz. (s.o. Meedia)

3. Blick und SonntagsBlick sind Boulevardzeitungen nach einem deutschen Vorbild. Sie sind die Flaggschiffe des Ringier-Konzerns, den der Sozialdemokrat Gerhard Schröder offenbar immer noch berät, auch wenn er kein Büro in Zürich mehr hat (vgl. Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010)

4. Was ist überhaupt ein Chief Content Officer?
Bei 'Officers' denke ich immer zuerst ans Militär und hier also an die Propagandakompanie (PK), die zur Zeit des Nationalsozialismus eine Truppengattung der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS war, die der Abteilung, später Amtsgruppe für Wehrmachtpropaganda (WPr) im Oberkommando der Wehrmacht unterstellt war ... (wikipedia)
Ganz so ist die Position offenbar nicht konzipiert (aber auch nicht unähnlich). - Für Leser/innen, die ebenso wenig wie ich wussten, was ein CCO ist:

- Der heißeste Job im ’sozialen Zeitalter‘ in 2014: Chief Content Officer (Digital Naiv)
- Chief Content Officer: 2014's Hottest Social Career (SocialMediaToday)
- Changing Channels: The Role of the Chief Content Officer (Spencer Stuart)

Fuck me running! ... Ich habe neulich gelesen, weiß aber nicht mehr wo und wer es war, auf jeden Fall einer aus diesem C-Level, - sinngemäß:
Es ist eigentlich furchtbar, dass die klügsten Köpfe meiner Generation sich nur damit befassen herauszufinden, wie man Leute dazu kriegt, bestimmte Buttons anzuklicken.

Deutsche Leitkultur (V): "LTI" – Lingua Tertii Imperii

https://pictures.abebooks.com/NIKOLAIKIRCHE/19791878710.jpg
Habe ich mir ca 1974 in der DDR gekauft, war dann u.a. Gegenstand meiner Staatsexamensprüfung zum Thema Sprache des Faschismus. Schön, dass das das großartige Buch wieder auftaucht:
Hörspielbearbeitung: Tilman Hecker und Dag Lohde

"LTI" – Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs
: So nennt Victor Klemperer seinen 1947 im Aufbau Verlag, Berlin - in der BRD erst 1966* - erschienenen Versuch, die Nazi-Sprache und ihre Mechanismen zu analysieren. Mittels lexikalischer Präzision, autobiografischer Anekdoten und beklemmender Sachlichkeit strukturiert er in Essays die Wortungetüme, die wie "Arsendosen" auf ihre Zuhörerschaft einwirkten.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/worte-wie-arsen/@@images/27ba0b2f-b465-490e-8d15-fba1a0863fa1.jpeg
Durch die sich wiederholende Beschwörung des Gefühls, des Instinkts und eines quasireligiösen Nationalkults konnte ein ganzes Volk vernebelt und vergiftet werden. Was für den jüdischen Philologen als "parodistische Spielerei" begann, wurde angesichts der drohenden Deportation mehr und mehr zum "Notbehelf".
Die Diskurse um AfD und Pegida, deren Hetzvokabeln und Massenmobilisation, lassen Klemperers Beobachtungen heute wie ein erschreckendes Déjà-vu erscheinen.

Mit Betty Freudenberg, Christine Groß, Toni Jessen und Thomas Schmauser
Komposition: Arno Kraehahn
Regie: Tilman Hecker
Produktion: rbb 2016
- Ursendung So 28.08.2016 | 14:04 | Hörspiel -
In der Mediathek bis 04.09.16

Hörbefehl!!

Eine lesenswerte Rezension von Ricarda Bethke im FREITAG, Ausgabe 3416
_____________________
* Zur Rezeptionsgeschichte der LTI im Osten und im Westen Deutschlands

Deutsche Leitkultur (IV): Handreichung zum Pogrom

Was über den bis heute hoch verehrten Dr. Martin Luther zu wissen nötig ist: Über die antisemitische Hetzschrift »Von den Juden und ihren Lügen«
Von Wiglaf Droste, Junge Welt vom 11.07.2016
- ohne Abo zu lesen hier.

https://www.jungewelt.de/img/700/84256.jpg
Via Burks' Blog - Ein antisemitischer Hetzer

Leitkulturen: Fleischburka vs. Burkini

https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTBNS0iVOgQiUksAHgMDOzczFuMhaM7bgEXrot0gnAtW8QCVIjgDA

To cover or uncover? Women in France are having their liberties stripped in the name of freedom, while others in the name of religion[??]
Khartoon by KhalidAlbaih (Facebook)

https://3.bp.blogspot.com/-peAC7JAF_Ks/V76gYBAj6xI/AAAAAAABbGE/sdwBhnLcHHo_Uu_0Y-eXtKJXhG7VaRuzgCLcB/s400/14022380_904313209712560_8430723754593494184_n.jpg
via the fevered imagination of exilestreet

Ein scharfer Denker, der Präsident des päpstlichen Kulturrats im Vatikan, Kardinal Gianfranco Ravasi äußerte sich vor einiger Zeit zu dem Konflikt [ich zitiere hier einen Beitrag von 2015-02-04]
    Mit Aussagen über die Legitimität von Schönheitsoperationen hat (er) ... aufhorchen lassen: Es sei "beeindruckend, wie die Schönheits-Operationen zunehmen, um einem äußerlichen Modell zu ähneln", äußerte sich Ravasi bei der Vorstellung des Tagungsprogramms zur am Mittwoch beginnenden Vollversammlung des päpstlichen Rats. "Es ist, als ob Frauen dazu verpflichtet seien, einem Rollenbild der Werbung zu entsprechen", legte der Kurienkardinal am Dienstag in einem Interview mit Radio Vatikan nach. Gleichzeitig sprach er von einer "Diktatur der Ästhetik".
    Ähnlich kritisch liest sich auch das Arbeitspapier zur Vollversammlung, die von 4. bis 7. Februar im Vatikan die "Kultur der Frau" thematisiert: Für die Ergebnisse plastischer Chirurgie wird darin der Ausdruck "Fleischburka" verwendet, solang es Frauen nur darum gehe, sich den äußerlichen Normen der Konsumgesellschaft anzupassen.
https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTBNS0iVOgQiUksAHgMDOzczFuMhaM7bgEXrot0gnAtW8QCVIjgDA

Des Kardinals Wortschöpfung "Fleischburka" schien mir - und erscheint mir immer noch - treffend, insofern er sich auf zweifelsfrei widerwärtige Erscheinungsformen dessen bezieht, was er Konsumgesellschaft nennt.
Andrea Roedig kann das allerdings präziser beschreiben [ich zitiere hier einen Beitrag von 2016-06-16]
Was hat das nun mit dem Burkini-Verbot in französischen Badeorten zu tun?


https://pbs.twimg.com/media/CqknCNVUAAAjJXN.jpg
Wer auf sozialen Netzwerken Bilder von Polizeiaktionen gegen Burkini-Trägerinnen teilt, wird verklagt (netzpolitik.org)

Wenn an der These vom „feuchten Kern“ etwas dran ist, könnte man ja schon mutmaßen, dass dem im Kreislauf der Erregung soziailisierten Mann wie der der "Diktatur der Ästhetik" unterworfenen Frau an der Frau im Burkini stört, dass die sich dem Kreislauf entzieht. Sie signalisiert, dass sie nicht besessen werden will, - jedenfalls nicht von dem geilen Blick auf die am Strand (oder auf den Covers der Magazine an den Kiosken) ausgestellten "Fleischburkas" ...
Nun kann man das nochmal drehen: Sie signalisiert das, weil sie bereits besessen wird /ist ... Oder gibt es auch selbstbestimmte Burkini-Trägerinnen?
- Die Unterschiede auszumachen, wäre ein interessantes Vorhaben.
Vgl. dazu Daniela Dahn: Der Vollschleier ist kein religiöses Symbol, sondern mehr ein Zeichen für den Missbrauch der Religion (FREITAG, Ausgabe 2814)

Insofern ist dieses Photo (via the fevered imagination of exilestreet - bei Facebook nicht mehr zu sehen) vielleicht daneben, aber es stellt doch noch einmal die Machtfrage:

https://4.bp.blogspot.com/-Xj2JDMef3WU/V75tnC19kdI/AAAAAAABbFo/NeYv-GkgicYsSrHzyqdC_dqEUqKBDKIigCLcB/s400/14079932_10154519329722835_2333746300119154958_n.jpg

Dieses auch: Just some nuns at a beach at france - via fefe

https://arabjournal.de/wp-content/uploads/2016/08/Burkini-Verbot-Nonnen.png

Und dieses auch: Transsexualität - Früher war die Türkei das liberalste islamische Land. Heute werden immer wieder Aktivisten ermordet

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/leben-am-abgrund/@@images/b48ec49d-7794-48cc-8081-1e43b937ccce.jpeg

Wir waren schon mal weiter:

Treffend formuliert: "... das alte, ekstatisch-suizidale James-Dean-Modell des Autofahrens"

https://www.antiquephotoalbum.nl/forum/afbeeldingen/modern/james%20dean%202.jpg

Das Auto als Freiheitsmaschine hat keine Zukunft
Deutsche Politik und Industrie halten an einem überholten Mobilitätsbegriff fest. Wie es geht, zeigen andere.
Von Jörg Häntzschel, Süddeutsche Zeitung, 16. August 2016

Die Kritik des überholten Mobilitätsbegriffs ist lesenswert; - ob andere (Google, Apple und Tesla) zeigen, wie es geht, mag sein. Ob es das ist, was gehen sollte, ist eine andere Frage!
    Der Staat wirft Autokäufern ein bisschen Geld hin und lässt sonst alles beim Alten. Solange man auch noch Diesel und E10 fördert, sich von Volkswagen an der Nase herumführen lässt, über Jahre Schadstoffkonzentrationen in den Städten zulässt, die weit über den EU-Grenzwerten liegen, solange man vor allem kein Tempolimit auf den Autobahnen einführt, also das alte, ekstatisch-suizidale James-Dean-Modell des Autofahrens staatlich sanktioniert, braucht man von der Mobilität von morgen eigentlich nicht zu sprechen...

... And we'll have fun fun fun
'Til the daddy takes the T-Bird away


View on YouTube


... Keine Batterie ist stark genug, die heutigen Panzerkreuzer durch die Straßen zu schieben

frettchen
NOx (III): Machtstrukturen als Entwicklungsblockade - Piëch/Schröder vs. Goeudevert: "Truth in engineering"


Die GBlogSuche nach »treffend formuliert« hat Resultate geliefert.

Archäologie (DXLI) : 60 Jahre KPD-Verbot

Ein schöner Artikel von Jürgen Theiner (Weserkurier, 06.08.2016)
Opfer der Gesinnungsjustiz
60 Jahre KPD-Verbot: Zeitzeugen erinnern sich

Das Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) jährt sich in diesen Tagen zum sechzigsten Mal. Der Gröpelinger Willi Gerns erlebte den Tag hinter Gittern... Lesebefehl!!

https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/4271/2135973_1_dossierdetail_57a4fb290724d.jpg
Heinrich Hannover (links) und Willi Gerns.

Um die Jahrtausendwende, als in Berlin eine rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder amtierte, hielt Heinrich Hannover den Zeitpunkt für gekommen, eine Rehabilitierung der Opfer der antikommunistischen Gesinnungsjustiz in die Wege zu leiten. In einem Brief wandte er sich in diesem Sinne an Schröder, der vor seiner politischen Karriere selbst Anwalt war und den Hannover gut zu kennen glaubte.
„Von Schröder habe ich allerdings keine Antwort bekommen“, bedauert Hannover. „Stattdessen schrieb mir ein Ministerialrat, dass in Westdeutschland immer alles rechtsstaatlich zugegangen sei. Dem habe ich dann zurückgeschrieben, er möge seinem Chef ausrichten, dass er sich schämen soll.“


Schämen müsste der sich noch aus einem anderen Grunde: Das KPD-Verbotsurteil enthält nämlich eine - nach meiner Kenntnis die einzige rechtswirksame - genauere Bestimmung dessen, was das GG mit "sozialer Rechtsstaat" (Art. 20, 28) meint:
    Die freiheitliche Demokratie lehnt die Auffassung ab, daß die geschichtliche Entwicklung durch ein wissenschaftlich erkanntes Endziel determiniert sei und daß folglich auch die einzelnen Gemeinschaftsentscheidungen als Schritte zur Verwirklichung eines solchen Endzieles inhaltlich von diesem her bestimmt werden könnten. Vielmehr gestalten die Menschen selbst ihre Entwicklung durch Gemeinschaftsentscheidungen, die immer nur in größter Freiheit zu treffen sind. Das ermöglicht und erfordert aber, daß jedes Glied der Gemeinschaft freier Mitgestalter bei den Gemeinschaftsentscheidungen ist. Freiheit der Mitbestimmung ist nur möglich, wenn die Gemeinschaftsentscheidungen - praktisch Mehrheitsentscheidungen - inhaltlich jedem das größtmögliche Maß an Freiheit lassen, mindestens aber ihm stets zumutbar bleiben. Anstelle eines vermeintlich vollkommenen Ausgleichs in ferner Zukunft wird ein relativer ständiger Ausgleich schon in der Gegenwart erstrebt. Wenn als ein leitendes Prinzip aller staatlichen Maßnahmen der Fortschritt zu "sozialer Gerechtigkeit" aufgestellt wird, eine Forderung, die im Grundgesetz mit seiner starken Betonung des "Sozialstaats" noch einen besonderen Akzent erhalten hat, so ist auch das ein der konkreten Ausgestaltung in hohem Maße fähiges und bedürftiges Prinzip. Was jeweils praktisch zu geschehen hat, wird also in ständiger Auseinandersetzung aller an der Gestaltung des sozialen Lebens beteiligten Menschen und Gruppen ermittelt. Dieses Ringen spitzt sich zu einem Kampf um die politische Macht im Staat zu. Aber es erschöpft sich nicht darin. Im Ringen um die Macht spielt sich gleichzeitig ein Prozeß der Klärung und Wandlung dieser Vorstellungen ab. Die schließlich erreichten Entscheidungen werden gewiß stets mehr den Wünschen und Interessen der einen oder anderen Gruppe oder sozialen Schicht entsprechen; die Tendenz der Ordnung und die in ihr angelegte Möglichkeit der freien Auseinandersetzung zwischen allen realen und geistigen Kräften wirkt aber - wie noch dargelegt werden wird - in Richtung auf Ausgleich und Schonung der Interessen aller. Das Gesamtwohl wird eben nicht von vornherein gleichgesetzt mit den Interessen oder Wünschen einer bestimmten Klasse; annähernd gleichmäßige Förderung des Wohles aller Bürger und annähernd gleichmäßige Verteilung der Lasten wird grundsätzlich erstrebt. Es besteht das Ideal der "sozialen Demokratie in den Formen des Rechtsstaates".
    Die staatliche Ordnung der freiheitlichen Demokratie muß demgemäß systematisch auf die Aufgabe der Anpassung und Verbesserung und des sozialen Kompromisses angelegt sein; sie muß insbesondere Mißbräuche der Macht hemmen. Ihre Aufgabe besteht wesentlich darin, die Wege für alle denkbaren Lösungen offenzuhalten, und zwar jeweils dem Willen der tatsächlichen Mehrheit des Volkes für die einzelnen Entscheidungen Geltung zu verschaffen, aber diese Mehrheit auch zur Rechtfertigung ihrer Entscheidungen vor dem ganzen Volke, auch vor der Minderheit, zu zwingen...
Das ist doch mal eine Ansage: Das Gesamtwohl wird eben nicht von vornherein gleichgesetzt mit den Interessen oder Wünschen einer bestimmten Klasse!
Ich empfehle die Lektüre dieses Urteils, zumindest der Passagen, in denen das Ideal der "sozialen Demokratie in den Formen des Rechtsstaates" positiv definiert wird. Erhellend!


+ Bundesarchiv gibt Akten zum KPD-Verbot frei - "Verfassungsrichter wurden politisch instrumentalisiert" (DRadio Kultur, 17.08.2016)

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development