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“Brexiting” from the EU - In the event of Brexit, the increasingly influential Alternative für Deutschland could make Germany a danger to itself, Europe and the west ... Mit einem Hinweis auf Baroness Margaret Hilda Thatchers Erkenntnisse zum German “national character”

Eigentlich wollte ich dazu nichts sagen. Aber dies gefällt mir und ich empfehle weiter:
Last Week Tonight with John Oliver: Brexit (HBO)


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Gut gemacht, - Anstalts-Niveau! Zeigt auch nochmal die Ähnlichkeit von leading Conservative figures such as Boris Johnson und Rassisten wie UKIP leader Nigel Farage mit Leuten wie Gauland, Höcke, Poggenburg usw. Bedenkenswert in diesem Zusammenhang finde ich Alan Poseners (ansonsten ja eine schillernde Figur) Argumentation gegen einen EU-Austritt Großbritanniens :

In the event of Brexit, the increasingly influential Alternative für Deutschland could make Germany a danger to itself, Europe and the west - German nationalism can only be contained by a united Europe
    For most people in Britain, it’s difficult to even imagine the emotional pull that an open Europe has on the German imagination. Throughout history, Germany’s borders have fluctuated – due to foreign invasion, by the Swedes, say, in the 17th or the French in the 18th; or due to German aggression and its failure in the 19th and 20th centuries. To be “surrounded by friends”, as chancellor Helmut Kohl put it, was a completely new experience, and given our history, a piece of good fortune for those who were “born late”.

    Kohl’s opposite number in Britain – Margaret Thatcher – was less prone to believe that the “late-born” Germans were different from their fathers and mothers. “By its very nature, Germany is a destabilising, rather than a stabilising force in Europe,” Thatcher wrote in her memoirs, explaining why she had tried to get Mikhail Gorbachev to oppose German reunification. She also met with leading historians in order to understand the German “national character”. According to the memorandum of the meeting, this included “angst, aggressiveness, assertiveness, bullying, egotism, inferiority complexes and sentimentality”.*

    Kohl himself might have agreed with her; his predecessor Helmut Schmidt certainly did. Both saw the European Union as a means to contain German nationalism. Indeed, this has been the raison d’être of European integration since the very start...
(Alan Posener, theguardian, Monday 20 June 2016 09.00 BST)

Mehr Hintergründe (It's the economy, stupid!) hier:
Wirtschaftspolitik, Migration und das Brexit-Referendum
Wie schlecht durchdachte Wirtschaftspolitik Migration verursacht

Vermutlich geht Queen Elizabeth nicht "Should I stay or should I go?" am 23. Juni durch den Kopf, Punk Rock is not amusing. Dabei steht die Frage von The Clash direkt mit der ihren in Verbindung, die sie 2008 der London School of Economics und der Bank of England gestellt hat: Warum hat niemand die Krise vorausgesehen? Denn ohne Krise würden das Vereinigte Königreich und die Europäische Union koexistieren wie vor 2008. Seitdem benötigt die Weltwirtschaft lebenserhaltende Maßnahmen, Griechenland ist dauernd bankrott, die EU benötigt Reformen dringender denn je und Politiker jeder Couleur suchen nach dem bequemsten Ausweg und beschuldigen wie üblich Randgruppen, diesmal sind es die Migranten.

(Oliver Pahnecke, Telepolis, 22.06.2016)

Prominente und das EU-Referendum Cumberbatch/Knightley vs. Cleese/Jagger
(tagesschau.de 20.06.2016
- vgl. auch Merkur.de)


* Eine Anmerkung:

Ganz abgesehen davon, dass ich es gut fand, dass zu ihrem Ableben 'Ding Dong! The Witch Is Dead' No. 1 on UK Singles Chart werden sollte (denied by the BBC), finde ich ihre Analyse - und die der Historikerkonferenz - in Teilen durchaus zutreffend (wohingegen der Mikhail Gorbachev sich eher geirrt haben dürfte, was der Steinmeier jetzt immerhin vorsichtig andeutet):
“By its very nature, Germany is a destabilising, rather than a stabilising force in Europe,” Thatcher wrote in her memoirs, explaining why she had tried to get Mikhail Gorbachev to oppose German reunification. She also met with leading historians in order to understand the German “national character”. According to the memorandum of the meeting, this included


“angst, aggressiveness, assertiveness, bullying, egotism, inferiority complexes and sentimentality”.

Angst, Aggressivität, Durchsetzungsvermögen, (eine Neigung zum) Mobbing, Egotismus (entlehnt dem engl. egotism, bezeichnet die übertriebene Neigung, sich selbst in den Vordergrund zu stellen), Minderwertigkeitskomplexe und Empfindsamkeit/Rührseligkeit/Empfindelei (übermäßiger od. unechter Gefühlsausdruck, Rührseligkeit, Überempfindsamkeit) - letzterer übrigens ein wunderbar treffender Begriff, den ich gar nicht kannte.
Welch treffende Charakterisierung unseres Nationalcharakters durch die Baroness! - Wenn es denn so etwas wie einen Nationalcharakter gäbe.
Mir scheint es eher immer noch einen (global anzutreffenden) autoritären Charakter zu geben, mit zugegeben spezifisch deutscher Ausprägung, dessen Zustandekommen eher mit sozialen und ökonomischen Strukturen als mit Nationalitäten erklärt werden kann. Wenn es doch einen gäbe, setzten wir der Baroness unseren Nietzsche entgegen:
"Das ist keine philosophische Rasse - diese Engländer. ... Der Engländer, düsterer, sinnlicher, willensstärker und brutaler als der Deutsche - ist eben deshalb der Gemeinere von Beiden."


Wiedergefunden
Passt gut zu den antietatistischen, antidemokratischen Affekten der neuen autoritären Charaktere, die gegen Zentralen, Eliten, Genderismus und Political Correctness rebellieren:

Come to Somalia!

Aufklärung oder Animationsarbeit? Der deformierte Journalismus ... und die enthemmte Mitte (III)

Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz | CARTA 08.06.2016 |
Aufklärung oder Animationsarbeit? Zur Deformation des Journalismus
Das Geschäftsmodell vieler Medienhäuser basiert längst nicht mehr auf dem Verkauf von Information, sondern auf dem Verkauf von Aufmerksamkeit. Dies zu vertuschen und weiter darauf zu bestehen, hier werde journalistische Arbeit geleistet, liegt im ureigenen Interesse dieser Unternehmen. Desorientierung des Publikums und Ansehensverluste sind die Folge. Neun Thesen über eine Industrie am Scheideweg...
    ... 2. Abgrenzungen zwischen Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Unterhaltung, die mehr als hundert Jahre lang die moderne Öffentlichkeit geprägt haben, büßen ihre Wirksamkeit ein. Unüberwindlich waren diese Scheidelinien nie. Der Boulevardjournalismus beispielsweise setzt auf Unterhaltung und ahmt Methoden der Werbung nach. Die Unterhaltung übernimmt als Kabarett und Comedy journalistische Kontrollfunktionen. Die Öffentlichkeitsarbeit organisiert Werbekampagnen und spannt den Journalismus ein. Die Werbung produziert Unterhaltung in Gestalt von TV- und Kinospots. Das war schon immer so. Seit geraumer Zeit haben wir es aber mit einer grundlegend anderen Situation zu tun: Computer eröffnen auf der Basis der Digitalisierung für die öffentliche Kommunikation neue Dimensionen. Mit der Digitalisierung wird Aufmerksamkeit endgültig zu einem knappen Gut, mit dem sich wirtschaften lässt, während die Information – das ist ohnehin ihr Grundcharakter – beliebig vermehrt werden kann und ja auch – im Dienste der Demokratie – möglichst kostenfrei verbreitet werden soll. Um mit Aufmerksamkeit Geld zu machen, braucht es den Journalismus nicht mehr....
Ein klitzekleiner, aber ekliger Trick, - die feine Drehung der Sprache von der Information zur Propaganda

Über Säue und Dörfer = Animationsarbeit und Aufmerksamkeitsökonomie
vs. Aufklärung

... Die Unterhaltung übernimmt als Kabarett und Comedy journalistische Kontrollfunktionen...
Da ist was dran.
Vgl. z.B. hier: Die Anstalt u.a.: How To Squeeze Greece (The Final Countdown): ”There’s class warfare, all right, […] but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” - Warren Edward Buffett
... und hier: Letzter Vorhang für Volker Pispers, - der ja nie wirklich Kabarettist war, sondern immer im Kabarett journalistische Kontrollfunktion übernommen hat: ein wandelndes Archiv nicht verbreiteter, ohne oder im falschen Kontext verbreiteter oder schlicht vergessener Nachrichten. Mit einer Haltung. Und ein paar handwerklich mehr oder weniger gut gemachter Gags, die das Kabarett bedienten. Professionell.


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Was nicht heißen soll, dass es nicht auch noch Journalismus gibt, der journalistische Kontrollfunktionen wahrnimmt ...

2016Update zu: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Die enthemmte Mitte (I)

Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler (Hg.)
Die enthemmte Mitte
Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland / Die Leipziger Mitte-Studie 2016

Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
249 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im Juni 2016
ISBN-13: 978-3-8379-2630-9, Bestell-Nr.: 2630

https://www.psychosozial-verlag.de/catalog/images/products/big/9783837926309.jpg

Eine gute Zusammenfassung von Ulrike Baureithel im akutellen FREITAG.
Vgl. auch: Zwischen Angst und Anspruch: Ein Interview mit dem Münchner Soziologen Stephan Lessenich über eine alarmierte Bevölkerungsgruppe, Abstiegsängste und den Abschied von der besseren Zukunft. (Sonja Zekri, Süddeutsche, 16. Juni 2016)


Das Buch ist - folgt man den tageschau.de-Links - hier auf der Seite der Uni Leipzig als .pdf herunterzuladen!


Die GBlogSuche nach »Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit« hat 16 Resultate geliefert.

Update_Archäologie (DXXIV): Vor der Morgenröte - In finsteren Zeiten -

Ich habe den Film heute gesehen und kann nur empfehlen, schleunigst ein Programmkino aufzusuchen, das ihn (vermutlich nur noch kurze Zeit) zeigt. Matthias Dell hat in seiner Filmkritik im FREITAG (Ausgabe 2216 | 03.06.2016) treffend beschrieben, warum Sie das tun sollten:
    Es liegt eine große Freiheit in den Bildern von Schraders Film. Die Figuren hasten nicht von einer Dialogsatzerfüllung zur nächsten dramatischen Wendung, man kann ihnen zuschauen in der Bewegung, beim Schwitzen, Reden, Lächeln. Josef Hader spielt Zweig als dünnen Mann, wie eine Membran, die eben nicht undurchlässig ist, auch wenn die Figur die dauernden Ehrerbietungen der Außenwelt pflichtbewusst entgegennimmt und die persönliche Verlorenheit dahinter zu verstecken sucht.

    Aus dieser Ambivalenz zieht Vor der Morgenröte seine motivisch-zarte Spannung, die den Detailreichtum der quirligen Szenen (eine solche Komparserie hat man lange nicht gesehen) zusammenhält. Hinter dem heißen, schönen, paradiesischen On der südamerikanischen Landschaft steht das Off von Vertreibung und Ermordung der europäischen Juden. Zwischen offiziellen Terminen wie einem Provinzbürgermeisterempfang, auf dem die Kapelle dilettantisch gekonnt inszeniert den Donauwalzer spielt, organisieren die Zweigs – Aenne Schwarz als umsichtig-zurückhaltende Managerin – die komplizierte Logistik der Flucht von anderen. In den großen Bahnhof von Erwartungen beim P.E.N.-Kongress hinein wird Zweig geführt, bis er nach der aufrüttelnd-deutlichen Rede eines unbekannteren Kollegen (Charly Hübner), die der skrupulöse Intellektuelle so nicht hätte halten können, zurückbleibt wie ein Häufchen Scham.

    Das sind die dramatischen Kräfteverhältnisse, von denen Vor der Morgenröte wie beiläufig beherrscht wird. Zu Zweigs Biografie, die in dieser Lesart Verbindungen zum Nachdenken über Migration und Engagement heute herstellt, verhält sich Schraders kluger und zugleich sinnlicher Film wie der Zuckerrohrbauer (Matamba Joaquim): Er springt auf das Trittbrett des Wagens, der dieses Leben ist, um ihn auf einem markanten Stück des Weges zu begleiten.
https://images.derstandard.at/2016/06/09/hader.jpg
Ganz großartig: Josef Hader als Stefan Zweig! Das ist unglaublich, wie Hader in jeder Szene diesen gebrochenen Intellektuellen, gebrochenen Menschen gibt, - und gleichzeitig immer auch sich selbst. Den Zweifler, den Verzweifelten, am Humanismus Verzweifelnden ...

Ansehbefehl!!


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Vgl. auch
- SPIEGEL: Sternstunde des deutschen Kinos
- ZEIT: Brandrodung auf der Seele
- Süddeutsche: Maria Schrader - Dame, die den Widerstand liebt
- derStandard.at: Wie hat Ihnen "Vor der Morgenröte" gefallen?



Nach der Etablierung des austrofaschistischen Ständestaats und einer Hausdurchsuchung floh Zweig im Februar 1934 zunächst nach England, später dann, im Jahr 1940, über New York, Argentinien und Paraguay weiter nach Brasilien...
    Mein literarisches Werk ist in der Sprache, in der ich es geschrieben, zu Asche gebrannt worden, in eben demselben Lande, wo meine Bücher Millionen Leser sich zu Freunden gemacht. So gehöre ich nirgends mehr hin, überall Fremder und bestenfalls Gast; auch die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren, seit es sich zum zweitenmal selbstmörderisch zerfleischt im Bruderkriege.
    Stefan Zweig, Die Welt von gestern, 1942
https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/EN/Images/persons/zweig-stefan-en.jpg?__blob=normal&v=2

Stefan Zweig war zu seiner Zeit ein Starautor und gemeinsam mit Thomas Mann der meistübersetzte deutschsprachige Schriftsteller. Bereits 1934 verließ Zweig seine Heimat Österreich, um ins Exil zu gehen aus dem er nicht zurückkehrte. In ihrem ebenso stringenten wie sinnlich-opulenten Film zeigt Maria Schrader den weltberühmten Autor in sechs Episoden seines Lebens – von seinem ersten Aufenthalt in Brasilien und der Teilnahme am PEN-Kongress in Buenos Aires 1936 über den Besuch New Yorks und seiner ersten Frau Friderike im Jahr 1941 bis zu seinem Tod 1942 in Petrópolis. Dort schrieb Zweig sein wohl berühmtestes Werk „Die Schachnovelle“.


Stefan Zweigs Weg in den Suizid


https://www.literaturhaus-muenchen.de/tl_files/GalleryCreatorAlbums/id-2015-stefanzweigausstellung/14_StefanZweigsAbschiedsbrief.jpg

Was Flucht und Exil bedeuten, welchen Mut und welche Kraft es kostet die Entscheidung zu treffen, seine (geistige) Heimat zu verlassen, die sich selbst zerstört, und lange Jahre heimatlosen Wanderns durchzustehen, können wir eindrucksvoll den Dokumenten der deutschen Exilliteratur entnehmen. Vgl. zB Künste im Exil. Brecht weiß - wie immer - Genaueres zu berichten:


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    Von Brecht lernen
    Vielen Flüchtlingen geht es um Rückkehr, nicht um Integration. Darauf sollte die Politik sich einstellen. Von Jürgen Wertheimer

    ... Erst wenn die auch noch so minimale Rückkehroption sich als Unmöglichkeit erweist, kann es - auch bei noch so verlockenden Angeboten der neuen, der Gastkultur - zur Katastrophe kommen: Der Suizid Stefan Zweigs in den ganz und gar nicht "traurigen Tropen" Brasiliens zeigt dies. Als ihm klar wurde, dass nichts von der Welt, deren Chronist er gewesen war, bleiben würde, setzte er seinem Leben ein Ende...
    (Süddeutsche, 15. Juni 2016, 18:50 Uhr - Außenansicht)
Umso beschämender, dass man uns nahelegen - oder darf ich sagen: zwingen - will, diejenigen, die heute ihre Heimat verlassen, um ins Exil zu gehen, nur noch unter Kosten- und möglichen Vernutzungsgesichtspunkten wahrzunehmen.
Vgl. Türkei hindert syrische Akademiker an der Ausreise -Qualifizierte Syrer werden von der Türkei nicht in die EU gelassen. Berichten zufolge will die Türkei diese nicht mehr in den Flüchtlingsdeal einbeziehen. (21. Mai 2016, Quelle: ZEIT ONLINE)
Die ekelhafte (kapitalistische) Vernutzungslogik findet sich dabei ja nicht nur beim Türken, sondern genauso beim Deutsch-Europäer, der anstelle von "schweren medizinischen Fällen" oder "Flüchtlingen mit sehr niedriger Bildung" lieber "syrische Akademiker" eingetauscht bekäme. Wenn ich äußere, dass ich dabei an die Selektion an der Rampe in Auschwitz denken muss, werde ich häufig schräg angesehen. Ich bleibe dabei.

An den Grenzen Europas doppelt zurückgewiesen: Als Menschen und als Wesen, denen Rechte zugesprochen werden.

How To Squeeze Greece (XXIII): Sisyphos, Tantalos und ein Gefangenendilemma

Wenn sich die europäische Politik nicht erheblich ändert, wird Griechenland früher oder später den Euroraum verlassen müssen – die Frage ist nur wann und wie. Ein Kommentar von Frances Coppola. (Makronom, 9. Juni 2016)
    Griechenlands Versuche, das „Felskanten“-Spiel zu spielen („komm schon, stoß mich“) fiel der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im letzten Jahr auf die Füße, als der Europäische Rat den Bluff aufdeckte. Das Wesen des Felskanten-Spiels besteht darin, dass der Spieler am Rand der Klippe darauf vorbereitet sein muss, tatsächlich heruntergestoßen zu werden – ansonsten ist die psychologische Barriere für die anderen Spieler („wenn du ihn herunterstößt, bis du ein Mörder“) nicht glaubwürdig.

    Aber als der Europäische Rat tatsächlich damit gedroht hatte, Griechenland in den Abgrund zu stoßen („akzeptiert unsere Bedingungen oder verlasst den Euro“), machte Griechenland einen Rückzieher. Nach einer langen und schmerzhaften Verhandlungsnacht akzeptierte Tsipras schließlich die Bedingungen des Europäischen Rates. Seitdem hat Griechenland allem zugestimmt, was die Institutionen verlangt haben. Allem, wirklich allem, egal wie unvernünftig es war.

    Nach dem Desaster beim Felskanten-Spiel versucht Griechenland nun zu kooperieren, offensichtlich in der Hoffnung, irgendwann einen Schuldenerlass zu bekommen, begleitet von einer Entspannung der monetären Lage und der Rückkehr der Investoren. Das ist ein ziemliches Glücksspiel – aber weil Griechenland nicht aus dem Euro austreten will, hat es keine Alternative. Das ist eine ziemlich schwache Verhandlungsposition...
https://www.1815.ch/site/assets/files/0/01/40/473/abrissstelle_fuer_wb.650x0n.jpg


Die GBlogSuche nach »How to squeeze« hat Resultate geliefert.

(We Don't Need This) Fascist Groove Thang - Mit der ZEIT und Kapitän Schwandt auf der Suche nach einem Begriff

(We Don't Need This) Fascist Groove Thang was written by Heaven 17 members Martyn Ware, Ian Craig Marsh and Glenn Gregory and included on their 1981 debut album Penthouse and Pavement. It was the first single released by the band.
In the lyrics fascism and racism are described in an ironic fashion, using the lexicon of funk music. The lyrics of the song also reference the UK and US political leaders of the time, Prime Minister Margaret Thatcher and President Ronald Reagan, respectively, and include denunciations of both racism and fascism. According to the book Banned!: Censorship of Popular Music in Britain, 1967-92, the song was banned by the BBC due to concerns by Radio 1's legal department that it was extremely offensive to Ronald Reagan as he was the new US President at the time of the song's release....
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/e/e9/Penthouse_and_Pavement.jpg


This Fascist Groove Thang: Faschisten Autoritaristen Populisten Reaktionäre Rassisten Nationalisten Rechtsradikale Nazis?

Angela Köckritz und Gero von Randow haben in der ZEIT (Nr. 25/2016, 9. Juni 2016) den Versuch unternommen zu klären, welcher Begriff das Phänomen, das die Gaulands und Hofers, Sarrazins und Le Pens repräsentieren, hinreichend präzise definieren kann, - ausgehend von der Annahme: Eine politische Bezeichnung definiert den Gegner, wendet sich an potenzielle Bündnispartner, plädiert für Debatte oder Abbruch der Verhandlungen, Duldung oder Repression. Und sie gewinnt oder verliert Mitstreiter. Ihre Wahl ist also nicht nur Politologie, sondern auch Politik.

Dabei kann man ihrer Begriffsarbeit weitgehend folgen, wenn sie abgrenzen:
Populismus ist also ein treffender Begriff, allerdings beschreibt er mehr die Methode als die Inhalte, er erfasst den rassistischen und nationalistischen Gehalt nicht. Der Faschismusbegriff wiederum passt zwar zu einigen Methoden der genannten Bewegungen, überzeichnet aber ihre Ideologien und Ziele... und der Begriff des Autoritarismus hat Löcher. Weder der Nationalismus wird mit ihm erfasst noch der Rassismus.

Der Schluss allerdings enttäuscht. Zu kurz gesprungen:
Der Nationalismus ist, neben Populismus und Autoritarismus, ihre dritte Familienähnlichkeit. Aber hat diese Familie auch einen Nachnamen?
Le Pen und Gauland, Trump und Hofer, Putin und Orbán und wie sie alle heißen versprechen den Weg zurück in eine schönere Vergangenheit, die in Wahrheit nie existiert hat. Sie sind also Reaktionäre... Wir haben es mit einer aggressiven, reaktionären Internationale zu tun.


Abgesehen davon, dass der Begriff des Reaktionären nicht weiter definiert wird (... der Vorteil, dass Konservative damit nicht gemeint sind, auch nicht alle, die sich als Rechte einstufen würden. Er ist sozusagen bündnisfähig. - ist ja wohl keine Definition), erfasst er den rassistischen Gehalt ebenso wenig wie der des Populismus! Im Übrigen gibt er nicht viel her, weil er - so wie er hier gebraucht wird - bei genauerer Betrachtung auf Rückwärtsgewandtheit einschrumpelt:

"Ich möchte dieses Land, wie wir es von unseren Vätern ererbt haben. Und so soll es bleiben." (Gauland bei Anne Will)
Kapitän Schwandt hat dazu das Notwendige gesagt: Er ist ein Rechtradikaler schlimmster Prägung.

Das ist auch noch nicht so treffend, aber immerhin präziser als die ZEIT-Begriffseierei, die vielleicht doch mit Rücksichten auf die Leserschaft zu tun hat (so wie Giovanni di Lorenzo und Sebastian Turner den Martenstein dem "Tagesspiegel" eine neue Farbe geben lassen, mit der er den Zuspruch einer wachsenden Zahl von AFD Anhängern finden wird).

Ich fürchte, es bedarf doch noch einiger gedanklicher Anstrengung, einen Begriff zu finden, der sowohl wissenschaftlich haltbar als auch politisch brauchbar ist. Hilfreich bei der Suche (immer noch, obwohl aus dem Jahre 1988):
Rasse, Klasse, Nation - Ambivalente Identitäten: von Étienne Balibar und Immanuel Wallerstein

Vgl. GBlog - define: Rassismus

“Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“

Vgl. auch
Aufklärung in the Slaughterhouse (III): The Hungry Crocodiles Are Dancing in the Light : Sloterdijks Lob der Grenze, Frau von Storchs Annahme, Frauen seien anders als Kinder verständig, - und ein Brief aus dem Flüchtlingscamp (+ updated: Sprache formt Wahrheit)


https://scontent.ftxl1-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-9/13407154_952491208182556_5943179357377257879_n.jpg?oh=4fe6425c39bb1dde643bb2d4af77d74f&oe=58004FD7


Nachtrag:

- Die “Neue Rechte” II: Identität und Herrschaft. Paul Simon, in: le Bohémien am 18. April 2016

Archäologie (DXXVIII): Archivfunde: Willy Brandt und die 200.000 Mark, Sigmar Gabriel und VW, Heiko Maas und unsere Werte

Da geht der sogenannten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nun möglicherweise auch noch ihre Ikone flöten, wenn sich bestätigt, was der SPIEGEL meldete (vgl. auch Peter Mühlbauer, tp 11.06.2016) :
Die US-Regierung hat in der Nachkriegszeit dem aufstrebenden Abgeordneten Willy Brandt geheime Zahlungen zukommen lassen.

Das zu hören wird eher die Reichsbürger und Elsässer freuen als einen notwendigen Diskurs in Gang zu setzen, was genau hier nach 1945 eigentlich los war ...
Dazu sei empfohlen:
Georg Fülberth: Finis Germaniae - Deutsche Geschichte seit 1945


A propos: Die 200 000 Mark haben eine schöne Tradition begründet: Der spätere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat 2003 und 2004 für den größten Autobauer der EU gearbeitet: Volkswagen. Für diese Dienste zahlte VW mehr als 100.000 Euro an "Cones", eine Firma Gabriels. (Die VW-Connection des Sigmar Gabriel, Der STERN, 31. Januar 2008; vgl. auch GBlog-Archäologie CDXLVIII)

A propos Sozialdemokraten: Irgendwie hat die Art, wie sie versuchen, dem, was sie für Volk halten, nach dem Maul zu schreiben und gleichzeitig zu unterstellen, Volk meine im Grunde ja auch das, was sie meinen, etwas Putziges, fast bemitleidenswert Vergebliches. Auch - oder gerade - wenn eine premium Event- und Portraitfotografie-Agentur dem Maas ein so professionell schwarz-rot-gold mehrfach codierendes, gerade deshalb so deprimierendes Photo liefert: Die haben nichts verstanden mit ihrer Premium-Event-Integration. Oder auch: Engagiert bringt die Arbeiterklasse in diesen Tagen wieder ihre Verbundenheit mit der deutschen Fußballmannschaft zum Ausdruck. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei einmal mehr Winkelemente in den Farben unseres Landes....


_____________________________
A propos Archivfunde:
Das löchrige Gedächtnis der Demokratie: Stiftungen und Parteien horten offizielle Akten und geben sie nicht heraus. Eine Historikerin will sie nun vor Gericht dazu zwingen. Von Heribert Prantl (Süddeutsche 10. Juni 2016)
    In dem Rechtsstreit geht es u.a. um Unterlagen aus dem Jahr 1960; sie betreffen Vorgänge im Bundeskanzleramt zu Zeiten von Konrad Adenauer. Das Kanzleramt wurde damals von dem wegen seiner NS-Vergangenheit umstrittenen Staatssekretär Hans Globke geleitet... In den fraglichen Akten sind die Verhandlungen festgehalten, die in Globkes Auftrag der Bankier Hermann Josef Abs mit dem Staat Israel und der Regierung von David Ben-Gurion geführt hat. Es geht dabei um Wiedergutmachungsleistungen an Israel im Allgemeinen und speziell um die Aktion "Geschäftsfreund", in deren Rahmen ein Betrag von insgesamt 630 Millionen Mark an Israel gezahlt worden sein soll, für Projekte in der Negev-Wüste.
    Die Akten dazu sind nach dem Ausscheiden Globkes nicht im Kanzleramt verblieben, sie sind auch nicht dem Bundesarchiv übergeben worden. Sie befinden sich heute im Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Akten des Bankiers Abs wurden gleichfalls nicht dem Bundesarchiv übergeben, sondern befinden sich heute im Historischen Institut und Archiv der Deutschen Bank, deren Vorstandsvorsitzender Abs war - neben seiner Tätigkeit als Verhandlungsbeauftragter der Regierung Adenauer und Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau, einer Staatsbank. ...

NATO-Porn: My anaconda don't My anaconda don't My anaconda don't want none Unless you got buns, hun. - Oder: Wasserschwein staring into the abyss

Erstaunlich: Wenn Sie bei der großen Wahrheitsmaschine "Anaconda" eingeben, bekommen Sie 1A-hardcore-porn angezeigt:
Auf 1 den Focus mit "NATO-Großmanöver „Anaconda“: Jetzt legt der Westen seine Zögerlichkeit ab"
und auf 3 Nicki Minaj performing Anaconda.

Beginnen wir mit 3
, - aber ich schiebe vorsichtshalber mal Fischers aktuellen Kommentar zum aktuellen Bohei um das Sexualstrafrecht ein (Fischer im Recht/ZEIT-Online, 7. Juni 2016); - nicht dass ich mit dem Verweis auf das Video mir noch den Vorwurf einhandle, ich ermutigte Männer - welcher Herkunft ihre Anaconda auch sei - zu sexueller Gewalt. (Pop & Porn ist eigentlich auch ein anderes Problem, seit Cher in den 70ern begann, in Unterwäsche aufzutreten.)


View on YouTube - Sie müssen sich das ja nicht ganz ansehen, - vgl. oben: Die enthemmte Mitte (II) und das pharmapornografische Regime

Es stellt sich also die Frage, welche buns die NATO so heiß machen, dass sie die Anaconda rauslässt
; - zumal: Die Große Anakonda bewegt sich an Land eher träge, ... sie bewegt sich schlängelnd ... und orientiert sich .... mit Hilfe ihrer gespaltenen Zunge.
Womit sich noch die Frage stellt, welcher NATO-under assistant west coast promotional man sich diesen denn doch nicht unproblematischen, wenn nicht sogar verräterischen Namen für das Manöver ausgedacht hat!?!

Das wird nicht zu klären sein. Er wird nicht gedacht haben an Sexarbeit für den Eroberer, aber vielleicht hatte er dieses Bild vor Augen: Anakonda verschlingt Wasserschwein

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9c/Anakonda_verschlingt_Wasserschwein.jpg/640px-Anakonda_verschlingt_Wasserschwein.jpg

Die Antwort findet sich wohl eher bei 1:
NATO-Großmanöver „Anaconda“ - Jetzt legt der Westen seine Zögerlichkeit ab
Mittwoch, 08.06.2016, 19:54 · von FOCUS-Online-Experte Klaus Kelle (Medienunternehmer)


Ein schönes Beispiel für cross-media-fuck (... wie wir es täglich in den Nachrichten erleben: der Rechercheverbund von ..., wie die Funke Mediengruppe berichtet ... ) - wenn der Arsch groß genug ist, in den man kriechen will: :
Der "Medienunternehmer", der einen Blog betreibt (Denken erwünscht – der Kelle-Blog. Bahn frei für gesunden Menschenverstand und ein bisschen mehr Freiheit!), wo er zB Jesse Hughes („Eagles of Death Metal“) für seine rechtsradikale Bratze lobt (Von einem, der aus dem Raster fällt, weil er kein Gutmensch ist), geht als Experte für internationale Beziehungen durch! Das ist immerhin erstaunlich.
Wie gesagt: auf 1 bei der Suchmaschine zum Suchwort Anaconda!
Fuck me running!

Ganz abgesehen vom schmuddeligen NATO-Porn ist es sinnvoll, größere Zusammenhänge in den Blick zu nehmen:
Who is the fucking Wasserschwein??


Anaconda Kill List: Smashing BRICS

1. NATO als Spaltpilz. Ein Blick auf das umstrittene geopolitische Kalkül hinter der Eskalationsstrategie des westlichen Militärbündnisses (Tomasz Konicz, Telepolis 15.06.2016)
2. Smashing the 'R' in BRICS Russland erdrücken (junge Welt vom 08.06.2016)
3. Smashing the 'B' in BRICS (Pepe Escobar, 08.06.2016)

+ "Paramilitary Groups Ready to Defend Poland" (RealClearWorld vom 13.06.2016)
In Polen seien zehntausende Bürger in organisierten paramilitärischen Milizen aktiv, berichtet Monika Sieradzka in ihrer Reportage. Die konservative polnische Regierung betrachte diese Entwicklung positiv. "The government in Warsaw would like to benefit from this patriotic spirit. After all, there are probably thousands of men who could raise a volunteer army 'in an emergency.' That is about a third of the current strength of the Polish army. (...) The ministry plans to support this growing military enthusiasm in Poland. After national defense structures are reformed, every registered volunteer will be eligible to receive the equivalent of 120 euros per month ...

In the meantime in Europe: 'Europe is staring into the abyss'


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The Abyss - Deleted scene


"Es wird böse enden."

Archäologie CLXXXII_update: 2. Juni 1967 - Der Polizeistaatsbesuch und die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg

Update 2016 : 2. Juni 1967: Polizeistaatsbesuch - Mord an Benno Ohnesorg (trueten.de)
Heute vor 49 Jahren wurde in Berlin während der Proteste gegen den Besuch des Schahs von Persien der Student Benno Ohnesorg vom damaligen Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras erschossen. Aus dem Anlass ein Auschnitt aus dem Film Polizeistaatsbesuch und ein Verweis auf das Buch Der 2. Juni 1967. In diesem ist der Film auf DVD enthalten. Der Film zeichnet eine Chronologie einer minutiös geplanten Notstandsübung, die im Tod Benno Ohnesorgs gipfelte.


View on YouTube - Der ganze Film hier:
Zeitdokument: Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern
Roman Brodmanns später mit einem Grimme-Preis ausgezeichnetes Feature »Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern« aus der SDR-Reihe »Zeichen der Zeit«

Sehen Sie den Film unbedingt in voller Länge an:
Bilder aus einer völlig fremd gewordenen Zeit
. Aus einer seltsam fremden Zwischen-Zeit, von einem getilgten Zwischen-Ort, als habe es zwischen den bunten Bildern aus Berlin '45 und Berlin '89 grau-grauenhaftes Schwarz/Weiß nur in der DDR gegeben. Hey! Das war die BRD!
Kann es sein, dass es gelungen ist, im neueren deutschen Geschichtsnarrativ diese BRD verschwinden zu lassen?

Und interessante aktuelle Bezüge
, geeignet, dieses Narrativ zu stören:
    Die Abendnachrichten meldeten es: Seine Majestät, der Schah von Persien, hatte höchstselbst Anstoß genommen an den Studenten, die während seines Besuches gegen ihn demonstrierten. In einer offiziellen Note verlangte seine Regierung Strafe und Rechenschaftsbericht.
    Untertänigst leitete das Auswärtige Amt des Sozialdemokraten Brandt die Strafnote des morgenländischen Potentaten an das Justizministerium des Sozialdemokraten Heinemann weiter, und dieses verlangte gehorsam von den Landesministern Bericht, welche Maßnahmen zu der vom Schah angeordneten Bestrafung der schuldigen Demonstranten eingeleitet seien.
    Am gleichen Abend, da diese sozialdemokratischen Bemühungen um die verletzte Schah-Ehre bekannt wurden, duldete der Christdemokrat und Intendant des Süddeutschen Rundfunks, Hans Bausch, daß sein Sender das hochempfindsame Ehrgefühl des persischen Alleinherrschers womöglich aufs neue kränkte.
    "Der Polizeistaatsbesuch" hieß die Sendung, und sie könnte dem Schah deshalb besonders mißfallen, weil ihr Autor Roman Brodmann nicht wie die 58 Millionen deutscher Untertanen des Pfauenthrones per Amtshilfe zur Rechenschaft gezogen werden kann, sondern sich als Schweizer Bürger der kaiserlichpersischen Rechtssuche entzieht...
    Letzte Nachricht aus Bonn: Der Bundespräsident hat inzwischen zwei Manuskriptabzüge der Sendung anfordern lassen.

    Otto Köhler VERWANDTE ZÜGE, DER SPIEGEL, 31.07.1967 (hier als pdf)
Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?


Archäologie CLXXXII: 2. Juni 1967 (2012/01/23):
    Willi Winkler gibt sehr gut den aktuellen Ermittlungsstand zur Liquidierung des Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 wieder: Berliner Polizei vertuschte den gezielten Schuss, Süddeutsche Zeitung von heute
    Der letzte Absatz sei hier zitiert:
      Kurras wurde in zwei Verfahren freigesprochen und konnte im Schutz seiner allzeit solidarischen Kollegen den Dienst an der Polizeiwaffe bis zur Pensionierung fortsetzen. In einem Feature für den NDR gab Anfang 1968 eine Journalistin ihre Verzweiflung über den Fall Kurras bekannt:
      "Wo Journalismus nur noch dazu da ist, Polizeieinsätze zu beschreiben, wo Polizeiknüppel, Wasserwerfer und Dienstpistole die logische, die ununterbrochene Fortsetzung von Journalismus sind (...), da hat die Demokratie aufgehört. Da hat der Polizeistaat begonnen." Die Autorin hieß Ulrike Meinhof
      .
    Nachtrag:Füchse jagen - Inzwischen ist erschöpfend geklärt, wer am 2. Juni 1967 in ­Westberlin beim Tod des Studenten Benno Ohnesorg ­die Fäden zog. Die DDR-Staatssicherheit war es nicht. (Rudolf Walther im Freitag)

Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (XXX): Das Massensterben im Mittelmeer wird als Kollateralschaden hingenommen. Und im Juli baden wir da. Am Vorabend. Über Säue und Dörfer.

Mindestens 700 Menschen sind vergangene Woche im Mittelmeer ertrunken. Doch die Europäer berührt das kaum noch. Sie haben sich an das Sterben vor ihren Grenzen gewöhnt.
Ein Kommentar von Maximilian Popp bei SPON, Dienstag, 31.05.2016
In der Woche davor waren es übrigens mindestens 500. Ein Kommentar von Carolin Emcke (SZ vom 23.04.2016) Versunken - Der Untergang der Titanic dauerte zwei Stunden und 40 Minuten, er ist nahezu perfekt dokumentiert. Anders als die Schiffsunglücke dieser Tage.

2400 in den ersten fünf Monaten 2016... Mindestens 30.000 Menschen sind nach Schätzungen in den vergangenen 15 Jahren auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Eine Zeitlang hat die EU zumindest noch versucht, den Eindruck zu erwecken, diese Katastrophe würde sie etwas angehen... Inzwischen reicht es nicht einmal mehr für Symbolpolitik... Die Europäer sind abgestumpft. Monatelange Debatten über Asyl-Obergrenzen und Überfremdung, die immer gleichen Bilder von Menschenmassen vor Grenzzäunen und die aggressive Stimmungsmache von Rechts haben jede Empathie mit den Schutzsuchenden aufgelöst. (Popp)

Die Bilder haben sich versendet.
Im vergangenen September hatte ein Foto des ertrunkenen dreijährigen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi weltweit viele Menschen erschüttert. Er war in der türkischen Mittelmeerküste an Land gespült worden. Das Foto der Babyleiche, das Sea Watch vorgestern veröffentlicht hat, schafft es nicht mehr auf die Titelseiten, berührt nicht mehr.

Fefe schreibt: Die BBC hat ein paar recht krasse Bilder von den Flüchtlingsbooten im Mittelmeer, - aber vermutlich hilft krass auch nicht mehr. Dennoch: Ansehen!

Der Postillon (28. August 2015) hat es früh erkannt : Alles wieder gut. Österreich versenkt Lastwagen mit 71 toten Flüchtlingen im Mittelmeer

Erinnern Sie sich überhaupt noch an den Lastwagen mit 71 toten Flüchtlingen?


Ein Erklärungsansatz und eine Frage (GBlog 2015-09-21 19:37):
    Die serielle Erregung der Menschen durch ein einziges zentrales Superthema und die darauf folgende serielle Löschung (um einem anderen Super-Thema Platz zu machen) muss nicht unbedingt den Mut zum eigenen Handeln beflügeln, sie kann auch den Unmut und die Erschöpfung aufgeregter Gesellschaften steigern. Denn das Publikum hat es nicht in der Hand, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann ein aufrüttelndes Monothema medial durch das nächste abgelöst wird. Es muss jede Wende, jedes abrupte Ende mitmachen. Es muss sich fügen: Okay, dann reden wir ab morgen halt nicht mehr über Flüchtlinge, sondern über den Börsencrash in China. Okay, ich hätte zwar gerne noch länger über den Landesverrat diskutiert, aber das Ober-Thema ist jetzt Syrien. Das heißt, die Menschen werden – ob sie es wollen oder nicht – durch den Emotionskindergarten der Medien gejagt und können nicht mehr selbst entscheiden, womit sie sich befassen wollen. Das ist der Sinn von Monothematik! Das ist ihre autoritäre Schattenseite. - See more at: https://www.wolfgangmichal.de/2015/09/monothematischer-journalismus/#sthash.BuSKhKJz.dpuf

    Über Säue und Dörfer
    ...Was aber geschieht, wenn die Sau das Dorf durchquert hat? Was spielt sich hinter dem Dorf ab? Gibt es dort einen Sau-Stau? Oder sind es immer die gleichen Säue, nur in wechselnder Verkleidung? Brauchen wir das Ritual als Abwechslung? Oder brauchen wir die Abwechslung als Ritual?
    Die in Nachrichten-Überflussgesellschaften entstehende Hassliebe zur Dauer – a) „Ich kann seine Fresse nicht mehr sehen!“ b) „Toll, wie die sich hält!“ – erinnert ein wenig an eine bipolare Störung, die manisch-depressive Züge trägt, mit allen Stimmungsschwankungen, die uns als Wähler, Freunde, Mitarbeiter und bloße Beobachter des Geschehens unberechenbar machen.
    Irgendwann entsteht daraus eine Sehnsucht nach dem einen großen Thema, das auch für alle anderen ein großes Thema ist, und uns aus der Zerstreutheit und Beliebigkeit der Säue herausführt. Historiker ordnen solche Zeitstimmungen gerne unter „Vorabend“ ein.

    - See more at: https://www.wolfgangmichal.de/2013/01/uber-saue-und-dorfer/#sthash.y6isOLk3.dpuf
https://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1505916.1358473066/640x360/strassenszene-berlin.jpg


Vorabend

Wie kann man als Zeitgenosse wissen, dass man gerade den Vorabend (einer Katastrophe, des Zusammenbrechens alter Ordnungen, des Hervorkommens neuer Ordnungen) erlebt?

Ein Indiz dafür, dass man einen Vorabend erlebt, könnte das vermehrte Auftreten von dog whistlern sein. Trouble Every Day. So neu ist das aber alles nicht. Zappa 1966:


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    "Trouble Every Day"
    Well I'm about to get sick
    From watchin' my TV
    Been checkin' out the news
    Until my eyeballs fail to see
    I mean to say that every day
    Is just another rotten mess
    And when it's gonna change, my friend
    Is anybody's guess

    So I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Wednesday I watched the riot . . .
    Seen the cops out on the street
    Watched 'em throwin' rocks and stuff
    And chokin' in the heat
    Listened to reports
    About the whisky passin' 'round
    Seen the smoke and fire
    And the market burnin' down
    Watched while everybody
    On his street would take a turn
    To stomp and smash and bash and crash
    And slash and bust and burn

    And I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Well, you can cool it,
    You can heat it . . .
    'Cause, baby, I don't need it . . .
    Take your TV tube and eat it
    'N all that phony stuff on sports
    'N all the unconfirmed reports
    You know I watched that rotten box
    Until my head begin to hurt
    From checkin' out the way
    The newsman say they get the dirt
    Before the guys on channel so-and-so

    And further they assert
    That any show they'll interrupt
    To bring you news if it comes up
    They say that if the place blows up
    They will be the first to tell,
    Because the boys they got downtown
    Are workin' hard and doin' swell,
    And if anybody gets the news
    Before it hits the street,
    They say that no one blabs it faster
    Their coverage can't be beat

    And if another woman driver
    Gets machine-gunned from her seat
    They'll send some joker with a brownie
    And you'll see it all complete

    So I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Hey, you know something people?
    I'm not black
    But there's a whole lots a times
    I wish I could say I'm not white

    Well, I seen the fires burnin'
    And the local people turnin'
    On the merchants and the shops
    Who used to sell their brooms and mops
    And every other household item
    Watched the mob just turn and bite 'em
    And they say it served 'em right
    Because a few of them are white,
    And it's the same across the nation
    Black and white discrimination
    Yellin' "You can't understand me!"
    'N all that other jazz they hand me
    In the papers and TV and
    All that mass stupidity
    That seems to grow more every day
    Each time you hear some nitwit say
    He wants to go and do you in
    Because the color of your skin
    Just don't appeal to him
    (No matter if it's black or white)
    Because he's out for blood tonight

    You know we got to sit around at home
    And watch this thing begin
    But I bet there won't be many live
    To see it really end
    'Cause the fire in the street
    Ain't like the fire in the heart
    And in the eyes of all these people
    Don't you know that this could start
    On any street in any town
    In any state if any clown
    Decides that now's the time to fight
    For some ideal he thinks is right
    And if a million more agree
    There ain't no Great Society
    As it applies to you and me
    Our country isn't free
    And the law refuses to see
    If all that you can ever be
    Is just a lousy janitor
    Unless your uncle owns a store
    You know that five in every four
    Just won't amount to nothin' more
    Gonna watch the rats go across the floor
    And make up songs about being poor
    Blow your harmonica, son!
Die GBlogSuche nach »Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen« hat Resultate geliefert.

"Es wird böse enden."

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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