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CRISIS , WHAT CRISIS ? (XCXII): Wege der Sozialdemokratie - Welcome back, welcome home ...

“I say to the new members of the party, welcome to our movement. And to those returning to the party who were in it before and felt disillusioned and went away: welcome back, welcome home.”
Jeremy Corbyn delivers his first speech as leader of The Labour Party, after defeating his three rivals in the first round of counting, taking 251,417 (59.5%) of the 422,664 votes cast.
Jeremy Corbyn's Victory Speech

Welcome back, welcome home: Der Vorsitzende der hiesigen sog. Labour-Partei, Vizekanzler Sigmar Gabriel (55, SPD), kam am Mittwochmorgen mit dem Button „Wir helfen“ der BILD-Flüchtlingskampagne am dunkelblauen Jackett in den Bundestag.

https://www.wn.de/var/storage/images/wn/startseite/welt/politik/2108693-haushalt-rwi-rechnet-mit-rueckgang-des-haushaltsueberschusses/62410766-1-ger-DE/Haushalt-RWI-rechnet-mit-Rueckgang-des-Haushaltsueberschusses_image_630_420f.jpg

Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (XII): Hospitalität zwischen Philanthropie, normativer Kraft des Faktischen und Recht

Wie ich in den Beiträgen der letzten Tage bemerkte, stimmt hier irgendetwas nicht. Im Nebel der Merkelianischen Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements fällt es schwer sich zu orientieren in der Melange von hier Idyll, dort Katastrophenszenario (- ein guter Ansatz erstmal von Roberto J. De Lapuente). Wichtig schien mir der Hinweis auf die notwendige Unterscheidung zwischen Philanthropie und Recht, die Lothar Müller in die Debatte eingebracht hat (- notwendig angesichts der Tatsache, dass die freundliche Absichtserklärung "Deutschland tut das, was moralisch und was rechtlich geboten ist. Und nicht mehr und nicht weniger." = refugees welcome ja kein einziges Problem löst und die Große Koalition gleichzeitig Maßnahmen gegen Flüchtlinge beschließt und damit bereits Recht setzt: Abwehr statt Aufnahme).

Dazu in der Süddeutschen ein Interview mit Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Herausgeber des Kursbuch: Das Ende der großen Gesten. Über die offenen Fragen der Flüchtlingskrise.
    ... wir müssen einen organisierten Realismus im Umgang mit den Flüchtlingsmengen entwickeln, ohne den humanitären Impuls aufzugeben. Wie geht das?

    Naiv erscheint mir die Hoffnung, dass es eine europäische Solidarität gibt und man sich auf faire Aufnahmequoten einigt. Deutschland wird eigene Lösungen entwickeln, sich dabei aber auch eigenen Lebenslügen stellen müssen. Viele fordern aus guten Gründen ein Einwanderungsgesetz, ich auch. Doch selten wird die Konsequenz gesehen, dass dies auch eine Begrenzung der Einwanderung zur Folge haben wird - im Gegensatz also zur aktuellen Offenheit. Das lässt sich nicht vermeiden, bedarf aber eben deshalb einer politischen Debatte.

    . . . die in neue Rechtssetzung mündet.

    Entscheidend wird sein, den Kreis derer, denen ein dem Asyl vergleichbarer Rechtsstatus eingeräumt wird, deutlich und realistisch zu erweitern, auch im humanitären Sinne. Wir vergessen oft, dass es besonders schwer ist, in klassische Einwanderungsländer einzuwandern, die dafür bereits klare Rechtsregeln haben. Aber nur Rechte verschaffen verlässliche Perspektiven, ohne die Integration nicht möglich ist - das können sich Autochthone, die diese Rechte gewissermaßen immer schon genießen, nicht vorstellen. Alle, denen dieser Status mit guten Gründen versagt bleibt, muss dann aber auch, wiederum in rechtsstaatlichen Verfahren, der Aufenthalt hier verwehrt werden können. Auch wenn nur ein kleinteiliger Pragmatismus die Integration im Alltag voranbringen kann, wird dieser rechtliche Faktor die entscheidende Rolle spielen. Wie seinerzeit das Staatsbürgerschaftsrecht muss sich jetzt das Aufenthaltsrecht der völlig neuen Lage annehmen. Alle widersprüchlichen Rationalitäten der Flüchtlingsaufnahme, des humanitären Anliegens, der ökonomischen Rechnung, der kulturellen Welten, der sozialen Erwartungen und Partizipationen, der neuen gesellschaftlichen Weltoffenheit, all diese Dimensionen müssen in verlässliche rechtliche Formen übersetzt werden...
Lesebefehl!!

Aktuell:... Damit neue Rechtsetzung nicht so aussieht: Deutschland führt vorübergehend wieder Grenzkontrollen ein

https://www.jungewelt.de/serveImage.php?id=52652&type=large&ext=.jpg
Mit der Übernahme der DDR beherrschte das westdeutsche Kapital bald den Handel mit Osteuropa und verschaffte sich eine Vormachtstellung in der EU (­Exbundeskanzler Helmut Kohl mit EG-Kommissionspräsident Jacques Delors, Bonn am 28.9.1990)
Was das mit der akutellen sog. Flüchtlingskrise zu tun hat? Vladimiro Giacché: Anschluss. Die deutsche Vereinigung und die Zukunft Europas; Hamburg: LAIKA Verlag 2014

Hilfreich in diesem Zusammenhang auch:
- Gregor Gysi in der Generaldebatte zum Etat des Bundeskanzleramtes am 09.09.2015
- Kein Wort über den Kriegs-Irrsinn: Merkels enttäuschende Flüchtlings-Rede - Deutsche Wirtschafts Nachrichten | 10.09.15

Zu Gast bei der reichen Frau (V): Miteinander? Gegeneinander? Nebeneinander!

Roberto J. De Lapuente leitet seinen heutigen Blog-Eintrag so ein:

Ein Widerstreit dominiert die Presseerzeugnisse. Die, die politisch rechts stehen, betonen nun, wie unmöglich sich das Zusammenleben zwischen den Alteingesessenen und den Flüchtlingen gestaltet. Und die, die eher links sind, zeigen Szenen aus einem Idyll. Beides ist unzutreffend.

Das ist erstmal zutreffend, finde ich. In der ZEIT (nicht verlinkt) kritisiert ein gewisser Sarrazin die "völlig einseitige Berichterstattung der Medien" über Flüchtlingspolitik. Da fordert er ein Recht auf Asyl nur noch "für politische Aktivisten gilt oder für Menschen, die im Rahmen eines Völkermords verfolgt werden, aber nicht für jeden, der in einer Diktatur oder einer unvollkommenen Demokratie irgendwie unterdrückt wird" (Florian Rötzer, tp 10.09.2015). Damit hätten wir schonmal ein aktuelles Beispiel für Presseerzeugnisse, die politisch rechts stehen, von heute. Presseerzeugnisse, die eher links sind, wie die WELT, zeigen auch heute Szenen aus einem Idyll:

https://img.welt.de/img/videos/crop146246967/9109866310-ci16x9-w540/Merkel.jpg

Klar, hier stimmt irgendetwas nicht (vgl. hier und hier) und wir müssten uns dringend noch einmal den Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements zuwenden, aber hier soll mit Blick auf die Überschrift erstmal die Lektüre des Artikels von De Lapuente empfohlen werden, der fortfährt:
    Hier Idyll, dort Katastrophenszenario. Zwischendrin scheint es wenig zu geben. Aber Abbild der Wirklichkeit ist wohl beides nicht. Nicht der linke Wunsch; nicht die rechte Untergangsstimmung. Nicht das feine Miteinander; nicht das beängstigende Gegeneinander. Überhaupt erinnert mich dieses Dilemma zwischen Miteinander und Gegeneinander stark an Volker Pispers. Der hat mal im Rahmen der allgemeinen Islamophobie und der dauernden Forderungen nach endgültiger Integration auf Düsseldorf verwiesen. Dort lebten viele Japaner. In eigenen Stadtteilen mit eigenen Apotheken und Supermärkten und was es da alles noch so gibt. Deutsche und Japaner lebten nicht gesellig zusammen, aber sie hätten ein gutes Nebeneinander geschaffen. Denn das, so Pispers, sei doch eigentlich richtig. Man muss andere Menschen oder Gruppen ja nicht lieben oder auch nur in allen Facetten verstehen; sie aber neben sich leben zu lassen, das sei schon zivilisatorische Leistung...
    Insofern ist natürlich ein Straßenfest mit Flüchtlingen toll. Aber eben eine Ausnahme. Und gar nicht notwendig, um einer Gesellschaft friedliche Strukturen zu gewähren. Miteinander ist eine gute Angelegenheit. Aber nicht die Voraussetzung schlechthin. Da sind Linke und Liberale vielleicht etwas zu romantisch.

    Wir müssen jetzt nicht hoffen, dass die Deutschen (trotz vieler Bemühungen im Umgang mit den Flüchtlingen) nun nachhaltig einen auf gelungenes Miteinander machen. Und die Integration ganzer Volksgruppen muss ja auch nicht sein. Jedenfalls nicht im Sinne einer Leitkultur. Jeder kommt wo her und hat seine Herkunft auf die eine oder andere Art gerne. Nebeneinander zu leben – so kann man es aushalten. Ohne Ansprüche an Anpassung. Ohne Ansprüche an Straßenfeste. Wenn es sie trotzdem gibt, na dann schenkt ein und trinkt und nehmt euch noch was vom Couscous. Feiert den Augenblick, da man sich versteht. So wird es ja auch nicht immer sein.

    Dieses Nebeneinander ist übrigens die Normalität in Einwanderungsländern. Mit dieser Haltung lässt es sich aushalten. Meistens jedenfalls.
Dem ist erstmal nichts hinzuzufügen!

Vielleicht doch noch dies - ab 5'50 zum Japaner in Düsseldorf:

Archäologie (CDXXXVIII): Ἱκέτιδες - Vom Empfang Schutzflehender und die Schutzbefohlenen. Die Quote 1938 - 2015

Götz Aly erinnert an den einstigen Auswanderersaal im Schlesischen Bahnhof von Berlin, dem heutigen Ostbahnhof, dort bis 1933 betrieben vom Hilfsverein der Deutschen Juden. Seit 1901 hatte der von Paul Nathan gegründete Hilfsverein rund 200.000 osteuropäische Juden unterstützt, die vor Armut, antisemitischer Willkür und Pogromen flohen, um sich in Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam oder Antwerpen nach Übersee einzuschiffen, zumeist in das Traumland USA...
In ihrem Jahresbericht für 1930 beklagten die Geschäftsführer des Vereins „die starre Immigrationspolitik“, die fortschreitende „Missachtung von Menschenrechten und Humanitätspflichten“. Sie taten, was in ihren Kräften stand, um die Gestrandeten, „die unglücklichen Opfer der Nachkriegsverhältnisse einem Ziel zuzuführen, das ihnen Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsfreiheit gibt, sie vor Verfall und Untergang bewahrt“.
Lesenswert!
(Berliner Zeitung, 07.09.2015)


German Jewish Refugees, 1933–1939


The sudden flood of emigrants created a major refugee crisis. President Franklin D. Roosevelt convened a conference in Evian, France, in July 1938. Despite the participation of delegates from 32 countries, including the United States, Great Britain, France, Canada, and Australia, only the Dominican Republic agreed to accept additional refugees... Bald wurde klar, dass sich die Aufnahmebereitschaft der meisten Länder in engen Grenzen hielt. So erklärten mehrere Konferenzteilnehmer, ihr Land sei grundsätzlich kein Einwanderungsland, andere wiesen darauf hin, dass sie lediglich den Transit von jüdischen Flüchtlingen zulassen könnten; im Übrigen würde eine weitere Zuwanderung lediglich dem Antisemitismus weiteren Auftrieb geben. Die Vereinigten Staaten hielten an ihrer Quote von jährlich 27.370 Einwanderern aus Deutschland und Österreich fest ...

During 1938–1939, in an program known as the Kindertransport, the United Kingdom admitted 10,000 unaccompanied Jewish children on an emergency basis. 1939 also marked the first time the United States filled its combined German-Austrian quota (which now included annexed Czechoslovakia). However, this limit did not come close to meeting the demand; by the end of June 1939, 309,000 German, Austrian, and Czech Jews had applied for the 27,000 places available under the quota.

By September 1939, approximately 282,000 Jews had left Germany and 117,000 from annexed Austria. Of these, some 95,000 emigrated to the United States, 60,000 to Palestine, 40,000 to Great Britain, and about 75,000 to Central and South America, with the largest numbers entering Argentina, Brazil, Chile, and Bolivia. More than 18,000 Jews from the German Reich were also able to find refuge in Shanghai, in Japanese-occupied China.

At the end of 1939, about 202,000 Jews remained in Germany and 57,000 in annexed Austria, many of them elderly. By October 1941, when Jewish emigration was officially forbidden, the number of Jews in Germany had declined to 163,000. The vast majority of those Jews still in Germany were murdered in Nazi camps and ghettos during the Holocaust.

(Holocaust Encyclopedia)

Was geschehen kann, wenn mehrere Konferenzteilnehmer erklären, ihr Land sei grundsätzlich kein Einwanderungsland, andere darauf hinweisen, dass sie lediglich den Transit von Flüchtlingen zulassen könnten; im Übrigen würde eine weitere Zuwanderung lediglich dem Antisemitismus - der Ausländerfeindlichkeit - weiteren Auftrieb geben ...

Zu Gast bei der reichen Frau (IV): Robert Plant & Alison Krauss - "Rich Woman"



Für Archäologen: Das Original von Li'l Millet & his Creoles

Zu Gast bei der reichen Frau (III): Merkelianismus und Power Leasing

Ulrich Schacht befasst sich im Herbst-Heft von TUMULT – Vierteljahresschrift für Konsensstörung mit der Genealogie der Macht Angela Merkels: Power-Leasing ☛ PDF. Schacht ist eine - um es vorsichtig zu sagen - schillernde Figur, sicherlich biografiebedingt schwerer Antikommunist und u.a. Autor der Preußischen Allgemeinen Zeitung und der Jungen Freiheit, aber auch der Süddeutschen ...
In dem Text befasst er sich mit George Packers umfangreichem Merkel-Portrait »Die stille Deutsche« (2014 erschienen Im NewYorker;- ein Kommentar dazu von Jakob Augstein) und weist Parker nach, dass er Merkel nicht verstanden hat, weil er nicht begreift, dass die von den linksdominierten Medien und Grünen wie Katrin Göring-Eckardt getrieben wird. Das ist schlechte rechte Verschwörungstheorie. Interessant finde ich diese Passage:
    Das Machtgehäuse der Angela Merkel ist deshalb, bläst man
    die Mythenschwaden, die über sie verbreitet werden, zur
    Seite, ein geleastes: nicht vom Bürger, der ihrer Partei seine
    Stimme gibt, sondern von denen, die ihr über das Verfahren
    der medialen Kolportage ihre Stimme geben, indem sie
    in Kommentaren, Analysen, Reportagen das Gerücht verbreiten,
    dem Packer aufgesessen ist: Sie habe keine große
    Ideologie, keine Ideen, sie sei blutleer und langweilig. Für die,
    die das öffentlich kolportieren, muss und soll sie allerdings
    auch keine haben, selbst wenn sie es scheinbar beklagen;
    sie muss und soll sie nur übernehmen. Von anderen, die
    darüber verfügen wie über ewige Wahrheiten: Auserwählte.
    Eingeweihte. Die Avantgarde ...
Da ist ja auf den ersten Blick was dran: Man könnte das neue Branding als Flüchtlingskanzlerin so deuten, als habe sie , wie Schacht meint, es gelernt, von Kind auf an, geschmeidig Ideen zu übernehmen, die man selbst nicht hat, Ideologien, denen man genauso wenig glaubt, sie dann aber trotzdem auszusprechen, als wären es die eigenen. Um so vorwärts zu kommen, unter allen Umständen und Bedingungen.... Solch billig psychologisierende Denkfiguren finden sich ja häufig und die kommen ja auch gut an, weil sie dem Alltagsbewusstsein so vertraut sind. Was hier verkannt wird, ist der im Hinblick auf Herstellung von Gouvernementalität gelungene Ansatz Merkels und ihrer Spin Doctors, die ewigen Wahrheiten der Avantgarde ("Deutschland tut das, was moralisch und was rechtlich geboten ist. Und nicht mehr und nicht weniger." ... "Prinzip der Solidarität") für den Nebel zu nutzen, der über die Realpolitik gelegt wird. Ich wiederhole die vozügliche Definition des Merkelianismus [Seeßlens Definition in einem meiner Beiträge von 2006: anything new under the sun?]

... besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.

Siehe unten!

Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (XI): Entsetzen, aufregen, begrüßen, weitermachen. Zu Gast bei der reichen Frau: Hospitalität zwischen Philanthropie und Recht

Kompliment: Dem "Flüchtlings"-Krisenmanagement der Spin Doctors der Großen Koalition ist es gelungen, das Branding der Marke Deutschland nochmal hochzujazzen. Deutschland wird zum Sehnsuchtsland, die Flüchtlinge tragen nicht zerknitterte A3-Hochglanzfotos von Merkel über die Balkanroute, der Ungar wird zum unsolidarischen Bösewicht, Solidarität ist wieder mit Che Guevara die Zärtlichkeit der Völker, Schäuble wird zum gütigen Humanisten und die Willkommenskultur begrüßt mit Applaus, Brezn und Geschenken die Flüchtlinge. Egal, wo im Land die erschöpften Menschen ankommen. Ein bewegendes Wochenende in Bildern (SZ). Und Daimler-Chef Zetsche sucht schonmal in Asylunterkünften neue Arbeitskräfte.
Das kam mir zuweilen vor wie die Aktuelle Kamera: Die Beschlüsse des ZK zur Aufnahme der Flüchtlinge haben in der Bevölkerung großen Widerhall gefunden ... Serdar Somuncu: Die Anteilnahme mit Flüchtlingen artet in ein Selbstdarstellungsspektakel aus. Das ist so lächerlich.

"Wie ein Hippie-Staat von Gefühlen geleitet"
- so der britische Politologe Anthony Glees (im Deutschlandfunk, 08.09.2015), der aber das Prinzip des Marketing im Merkelianismus nicht durchschaut hat: Bedient wird hier immer beides: Harmonie und familiäre Wärme auf der einen Seite ("Deutschland tut das, was moralisch und was rechtlich geboten ist. Und nicht mehr und nicht weniger." ... "Prinzip der Solidarität") und gleichzeitig Härte auf der anderen...
[Vgl. Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (X): Entsetzen, aufregen, weitermachen / Das deutsche Dispositiv]

Was also ist falsch an diesem Bild?

https://www.proasyl.de/typo3temp/pics/f_1de1e8ba5b.jpg

Folgen wir Pro Asyl, so konterkariert die Politik der Bundesregierung hinter dem Nebel von Wasserflaschen-Harmonie und dem, was sie neuerdings Solidarität nennen, die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung:


Abwehr statt Aufnahme: Große Koalition beschließt Maßnahmenpaket gegen Flüchtlinge

Die Bundesregierung hat sich am Sonntag im Koalitionsausschuss auf ein Maßnahmenpaket zur Asylpolitik geeinigt. Unter der Überschrift „Fehlanreize beseitigen“ werden dort mehrere Maßnahmen der Abschreckungspolitik der neunziger Jahre reaktiviert.
Lesebefehl!

Lothar Müller hat gestern in der Süddeutschen dazu einige aufschlussreiche Überlegungen veröffentlicht - im Anschluss an Immanuel Kant (der damit auch nach seinem kürzlichen Neger-Absturz rehabillitiert werden kann; vgl. Das deutsche Dispositiv (III): Die Grundrechte und die Aufklärung: Immanuel Kants Physische Geographie, der Neger und der Vertriebene. - Displaced Persons):

Zu Gast beim reichen Mann - "Willkommenskultur" braucht eine gute Verwaltung. Sie muss mit der Enttäuschbarkeit der Menschenliebe rechnen.
    Mit der ihm eigenen Nüchternheit hat der Aufklärer Immanuel Kant im Blick auf die Gesetze der Gastfreundschaft das Verhältnis von Philanthropie und Recht durchdacht, als die Französische Revolution Emigrationen und Migrationen, innereuropäische Kriege nach sich zog. Im dritten Definitivartikel seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" (1795) stellt er "die Bedingungen der allgemeinen Hospitalität" ins Zentrum des "Weltbürgerrechts". Von vornherein stehen diese Bedingungen im Horizont nicht des einzelnen Staates, sondern des Völkerrechts, und der beiden anderen Definitivartikel: dass die bürgerliche Verfassung in jedem Staat republikanisch und das Völkerrecht auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein soll. Dies zu sein, würde die Europäische Union von sich behaupten, aber die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg treibt sie in Konflikte zwischen den Nationalstaaten, in den Dissens über die "Hospitalität", die Kant vielleicht auch deshalb mit einem lateinischen Begriff benannte, um ihren universellen Anspruch hervorzuheben.
    "Es ist", stellte er, "wie in den vorigen Artikeln, nicht von Philanthropie, sondern vom Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität (Wirtbarkeit) das Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen, von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann; solange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen." ...
    Deutschland ist derzeit nicht nur das Land, auf das sich die meisten Flüchtlinge zubewegen, es erscheint zugleich, trotz der Brandanschläge und Exzesse rechtsradikaler Minderheiten, verglichen mit Ungarn und den osteuropäischen Nachbarn, als der Hauptschauplatz philanthropischer Gastfreundschaft in Europa. Es ist aus zwei Gründen lehrreich, diese aktuelle deutsche Philanthropie aus der Perspektive Kants zu betrachten. Zunächst wegen seiner Gegenüberstellung von Recht und Philanthropie, in der die reine, unbedingte und unbegrenzte Gastfreundschaft, wie sie die Philanthropie anstrebt, in die von rechtlichen und politischen Bestimmungen garantierte Hospitalität überführt werden muss. Diese Gegenüberstellung entspringt der Skepsis gegenüber der Wandelbarkeit hehrer Motive, dem Wissen um die Enttäuschbarkeit der Menschenliebe. Der Fremdling soll sich bei Kant auf das Recht der Hospitalität auch dann verlassen können, wenn die Stimmung umschlägt und ihm nicht mehr spontane Philanthropie entgegenschlägt, sondern Misstrauen, wie es im aktuellen Deutschland der Fall wäre, wenn auch nur ein Flüchtling aus Syrien, Afghanistan oder wo auch immer sich in einem gelungenen Anschlag als eingeschleuster Terrorist entpuppen würde...

    Das Element von Selbstgenuss, das im aktuellen Philanthropismus vieler Deutscher mitschwingen mag, lässt sich leicht verschmerzen, und es ist der kühlen Schulter und den Anrempeleien von Flüchtlingen bei Weitem vorzuziehen. Und doch ist es gut, wenn der reiche Mann sich der Skepsis Kants aussetzt, seinem Beharren auf der Asymmetrie zwischen dem Wohltäter und seinem Gegenüber:

"Das Verhältnis des Beschützers, als Wohltäters, zu dem Beschützten, als Dankpflichtigen, ist zwar ein Verhältnis der Wechselliebe, aber nicht der Freundschaft: weil die schuldige Achtung beider gegen einander nicht gleich ist. Die Pflicht, als Freund den Menschen wohl zu wollen (eine notwendige Herablassung), und die Beherzigung derselben dient dazu, vor dem Stolz zu verwahren, der die Glücklichen anzuwandeln pflegt, welche das Vermögen wohl zu tun besitzen."

https://www.stuttmann-karikaturen.de/karikaturen/kari_20150907_Wahnsinn_kol_b.jpg
Klaus Stuttmann

Die GBlog-Suche nach »Flüchtlingen « hat 23 Resultate geliefert, die Suche nach dem »Dispositiv« hat 4 Resultate geliefert.

Re: Gastfreundschaft /Hospitalität (Wirtbarkeit): Da aber zu dem reichen Mann / der reichen Frau ein Gast kam ... Schlüssel aus Brüssel

Da aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, daß er dem Gast etwas zurichtete, der zu ihm gekommen war, und nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es zu dem Mann, der zu ihm gekommen war.
2.Samuel 12:4

Felix Werdermann: Schlüssel aus Brüssel - Flüchtlinge Die EU-Kommission will Asylbewerber nach einer festen Quote auf die Staaten verteilen. Es gibt eine bessere Lösung: Die Flüchtlinge dürfen sich ihr Land selbst aussuchen | FREITAG Ausgabe 3715 | 09.09.2015 |

Zu Gast bei der reichen Frau: Z.B. Heidi Horten

Platz 6: Heidi Horten
Zwar kann man dumm heiraten und trotzdem viel erben - Wenn man mit 3 Milliarden zu den reichsten Österreichern wie Heidi Horten gehören will, sollte man ordentlich Grips besitzen. Mit 19 Jahren heiratete sie den 30 Jahre älteren Industriellen Helmut Horten. Nachdem dieser 1987 verstarb und ihr rund eine Milliarde Dollar hinterließ, machte sie durch geschicktes Investment drei Milliarden Euro daraus.
(news.at: Die reichsten Österreicher)

https://www.news.at/_storage/asset/1774410/storage/newsat:slideshow/file/13450684/11_news_mainframe_wirtschaft_divers_2011_reichste_oesterreicher_5.jpg

Zum Vergleich:
- Merkels Freundin Friede Springer: 3,7 Mrd €
[Die 50 reichsten Deutschen - World's Luxury Guide - Weitere Online-Angebote der Axel Springer SE: Fuck me running ...]
- Liz Mohn: 3,4 Milliarden USD

Gender-, Feminismus- und Eliten-forschungsmäßig wäre irgendwann noch mal zu fragen, wie diese Barbesucherinnen, Zahnarzthelferinnen und Kindermädchen sich so hochgevögelt haben, dass sie hier und heute so viel zu sagen haben. Wäre World's-Luxury-Guide-mäßig soziologisch und auch für junge Frauen sicherlich interessant!
Ich finde das alles eher offshore-mäßig schmuddelig ...

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XCXI): Das Prinzip Offshore [und das Prinzip Hoffnung]

Lesenswert heute:
1. THOMAS STEINFELD in der SZ von heute: Privatstaat auf dem Wasser
    An der Riva dei Sette Martiri am östlichen Rand der venezianischen Altstadt, der unter Benito Mussolini gebauten Uferpromenade zwischen der Einfahrt zum Arsenale und dem Park, der die Insel beschließt, liegen im Sommer die großen Yachten. Immer sind dort einige dieser kolossalen Privatschiffe zu sehen und versperren den Blick auf die Lagune, und oft wird dann ein Zaun über die Promenade gezogen, der von Sicherheitsdiensten bewacht wird. Die größten und prächtigsten Yachten aber kommen in der Regel in der Woche, in der die Biennale der Kunst schon für die Branche geöffnet ist, während das gemeine Publikum noch warten muss...
    Der Hamburger Kunsthistoriker Wolfgang Kemp veröffentlichte vor einiger Zeit in der Zeitschrift Merkur einen Essay, in dem er die "Megayacht" erklärt ("Der Oligarch. Ein Beitrag zur Berufskunde", August 2014): Eine Yacht, so heißt es darin, sei zunächst etwas sehr Materielles. Der Reichtum nimmt darin eine unmittelbare, greifbare Form an, in einer Art und Weise, wie das zuletzt in Palästen geschah und dann lange Zeit nicht mehr. Aber die Yacht ist noch viel mehr. In ihr, so Wolfgang Kemp, habe das Prinzip "offshore" feste Gestalt angenommen und sich zugleich selbst übertroffen: Der Symbolort habe sich in ein Vehikel verwandelt, das gegenüber den Cayman Islands oder den Bermudas den Vorteil besitzt, sich schnell durch allerhand internationale Gewässer bewegen und dabei nur sehr bedingt überwacht werden zu können. Dieses Vehikel ist einem einzelnen Menschen zugeordnet, für den es vielleicht Bündnisse gibt, aber keine Kooperationen. Die Yacht "isoliert und eröffnet eine Welt für sich", schreibt Wolfgang Kemp
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/ba/Carinthia_venice_feb_2015.JPG/640px-Carinthia_venice_feb_2015.JPG?uselang=de

Ein schönes, aber recht kleines Bespiel für eine Megayacht in Venedig: Die Carinthia VII ist eine Luxusyacht der österreichischen Kaufhauserbin Heidi Horten und belegt Platz 28 in der Liste der längsten Motoryachten der Welt.

Dazu: Martin Jürgens, Zweierlei Reichtum. Neue Hieroglyphen No. 59 (aus meinem Beitrag von 2013 über Kulturkampf. Die verkaufte Seele der Lagune)
    Was dieses Hochhaus hier zu suchen hat,
    Auf einer Fäche von drei Fußballfeldern
    Fährt es von links ins Bild für einen Tag
    Und keine Nacht, weiß nur die Shipping Company.

    Die droben an der Reling stehn,
    Kreuzfahrer ohne Ziel, sie
    Schauen aus, man muß sie
    Nicht von Nahem sehn,
    Als wären sie am liebsten
    Nie geboren.

    Ein Reichtum, der nicht weiß, wohin
    Mit sich als auf dies Schiff,
    Das keines ist, Divina heißt
    Und keine ist, starrt stumpf auf eine Stadt,
    die war so reich, daß ihre Heiterkeit
    Für Hunderte von Jahren hielt ...
https://static.twoday.net/gebattmer/images/venice_Msc-Divina.jpg

So müssen wir wohl von dreierlei Reichtum sprechen, denn der Reichtum der Oligarchen (materialisiert in der Megayacht) ist ja noch ein anderer als der der Kreuzfahrer (materialisiert im Kreuzfahrtschiff). Vergleiche Hans-Jürgen Krysmanski: Eliten. Eine Einführung

2. Oskar Negt - ebenfalls in der SZ von heute: Von Menschen und Marxisten
Eine Rezension zu

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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