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Archäologie (CCCXXIII): ... wie es (in der WELT) zur schlimmsten Niederlage der deutschen Geschichte kam

- nämlich der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944- erklärt in der WELT vom 25.06.14 ein Oberst Frieser.
Intensiv wie kein Historiker sonst hat der inzwischen pensionierte Oberst Karl-Heinz Frieser, ehemals Abteilungsleiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt, den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte erforscht. Der von ihm herausgegebene achte Band des Standardwerkes "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" über die Ostfront 1943/44 umfasst mehr als 1300 Seiten.*

Ja, so denken sie und leiten Abteilungen im Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr!! Lauter schlimme Niederlagen der deutschen Geschichte: die Befreiung Leningrads, die Befreiung Kiews, die Befreiung der Krim und Befreiung Weißusslands und wahrscheinlich auch die Befreiung von Ausschwitz durch die Rote Armee. (Zuweilen scheint es mir fast nötig zu sein, darauf hinzuweisen: Es war nicht die Bundeswehr, die Auschwitz befreit hat!)
Und als Überschrift setzt die WELT noch einen drauf: Warum Stalin den Krieg 1944 nicht beendete ... Fuck me running: In derLogik solcher Leute müsste die Frage eigentlich lauten: Warum wurde Reinhard Gehlen, Chef der deutschen Aufklärungsabteilung Fremde Heere Ost (FHO), die vor dem 22. Juni die komplette sowjetische 6. Garde-Armee im Bereich der 1. Baltischen Front übersehen hatte, wodurch die Führungsebene der Heeresgruppe Mitte diesen Bereich als nicht gefährdet ansah, nicht sofort hingerichtet? Wahrscheinlich, damit er etwas später die SS-Schattenarmeen begleiten und den BND aufbauen konnte, der jetzt ja etwas in Verruf geraten ist als "Wurmfortsatz der NSA". Ich sach mal: Pannen gibt es immer ...


Empfohlen dagegen:
- Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1998 (Link = Leseprobe; rezensiert hier)
- Yehuda Bauer: Der Tod des Schtetls. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2013

https://collections.yadvashem.org/photosarchive/s637-469/14447923024147681705.jpg
Maly Trostenets, Minsk, Belorussia, Corpses of Soviets who were murdered in the death camp during the years 1941-1944.

Gerlach bilanziert einen dramatischen Rückgang der Einwohnerzahl der größeren Städte (um 64% bis 1943, in der Ukraine dagegen um 55%; S. 422) - explizite Vernichtungsaktionen und vor allem der Mord an den weißrussischen Juden reichen als Erklärung hierfür allein nicht aus. Mangel, Hunger und gezielte Umsiedlungen taten ein übriges. Entscheidend ist, daß es sich hier ebenso wie in Fragen der Ernährung um eine bewußte Bevölkerungspolitik handelte, man plante niedrige Einwohnerzahlen zur Erwirtschaftung von Nahrungsüberschüssen, und man realisierte sie auch. Die Arbeitskräftepolitik folgte einem Spannungsbogen von anfänglichem Desinteresse gerade am städtischen Arbeitskräftepotential und hoher Arbeitslosigkeit über die gezielte Arbeitskräftebeschaffung unter der Stadtbevölkerung bis hin zur Auskämmung der ländlichen Regionen und den Versuchen, auch während des Rückzuges unter den Evakuierten noch die letzte Arbeitskraft zu mobilisieren - immer mit dem Ziel, das meistmögliche an Produktion und Ressourcen aus dem Besatzungsgebiet herauszuholen. Ab 1942 gewann daneben die Verschleppung von Zivilarbeitern zum Arbeitseinsatz im Reich an Bedeutung, und zwar aus den gesamten besetzten Gebieten der Sowjetunion. Aus Weißrußland wurden nach Gerlachs Berechnungen etwa 386.000 Menschen nach Deutschland gebracht (S. 462).
Die deutsche Vernichtungspolitik hingegen wird beschrieben anhand der Ermordung der weißrussischen Juden, aber auch der sowjetischen Kriegsgefangenen in Weißrußland und anhand der immer brutaleren 'Partisanenbekämpfung'. Aufbauend auf seiner These vom Primat der deutschen Ernährungsinteressen betont Gerlach die Planmäßigkeit des Hungertodes von annähernd 700.000 Kriegsgefangenen in den Gefangenenlagern und setzt ihn gleichzeitig in Bezug zur Herausbildung des konkreten Massenmordprogramms an den sowjetischen Juden in den Monaten von September bis November 1941...
(aus der Rezension von Isabel Heinemann, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar Universität Freiburg)

* Bei Frieser dagegen: Kaum ein Wort wird über die Rückzugsverbrechen der Wehrmacht und ihren Kontext verloren. Die millionenhafte Vertreibung, Zwangsevakuierung und Aushungerung der sowjetischen Zivilbevölkerung und die planmäßige Verwüstung ganzer Regionen bleibt außerhalb des von ihm gezeichneten Bildes. Nur Wegner skizziert einige Grundlinien (S. 256-268). Frieser charakterisiert die deutsche Wehrmacht als professionell geführte Truppe, die schließlich nicht nur der Roten Armee, sondern vor allem Hitler zum Opfer gefallen sei. Er bezeichnet diese Situation gar als Zweifrontenkrieg (S. 565). Frieser schreibt fast ausschließlich aus der Nachkriegsperspektive deutscher Generäle, insbesondere des von ihm offensichtlich hoch verehrten Erich von Mansteins. Ihrer militärischen ‚Vernunft‘ wird immer wieder der ‚irrationale‘ Hitler gegenüber gestellt...., - so die Rezension für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von Christoph Dieckmann!!
3WKKrim-pdf
Vgl. Achtzehnter Teil einer unregelmäßigen Serie aus Anlaß des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion vor siebzig Jahren.
Von Erich Später, KONKRET 6/2014


Gleichermaßen widerlich: Leute wie Oberst Freezer, die zweiten Karrieren und Thomas Schmid/Stefan Austs WELT.

Archäologie (CCCXXI): Die Julikrise

An dieser Stelle wird vom 28. Juni bis zum 6. August 2014 täglich das entsprechende Kapitel aus dem Buch "Juli 1914 - Ein Lesebuch" von Christa Pöppelmann veröffentlicht. Zum entsprechenden Tag im Romanfragment der Autorin geht es hier. - - -

Christa Pöppelmann: Juli 1914 - Wie man einen Weltkrieg beginnt und die Saat für einen zweiten legt
Ein Lesebuch, 324 Seiten, Hardcover , Halbleinen, ISBN 9783980419864, 19,95 Euro

Empfohlen sei auch der Blog zu dem Projekt - mit vielen interessanten Links; u.a. eine Diskussion zwischen Christopher Clark, dem deutschen Militärgeschichtler Sönke Neitzel und dem Friedensforscher Wolfram Wette auf History Live auf Phoenix. Dabei hat sich Clark erstaunlich weit von den Schlagworten entfernt, mit denen Randomhouse sein Buch vermarktet. Weder wolle er Deutschland entlasten, noch eine neue Schulddebatte führen, sagte er. Ihm liege vielmehr daran, den Kriegsausbruch als gesamteuropäische Krise ins Blickfeld zu rücken. Er bestritt sogar, dass seine Erkenntnisse so bahnbrechend neu seien. Er setze nur andere Schwerpunkte als bisher.

Außerdem sei zur Julikrise empfohlen: Kritik und Kunst!

Die anomische Herrschaft der Rackets (VII): Blackwater im Irak - The Contractors. Who is in Command and in Control?

Ich habe ja kürzlich versucht, das Phänomen ISIS als neue Erscheinungsform des beinharten ökonomischen Konkurrenzkampfs auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung, - zu charakterisieren durch die Einführung noch brutalerer Varianten in den Markt und durch ein neuartiges Branding, das ISIS als eigene mediale Marke etablieren soll ("Pop-Dschihadismus") zu beschreiben = noch härter als Jabhat an-Nusra + noch stärker an der eigenen Gewinnmaximierung als an der des Auftraggebers orientiert als die Academi/Blackwater-Variante privatisierter Kriegführung. (Die anomische Herrschaft der Rackets (V))

Das war - zugegeben - eine sehr naive Sicht der Academi/Blackwater-Variante, wie sich jetzt in der New York Times (JAMES RISEN, JUNE 29, 2014 - via nds) nachlesen lässt:

Before Shooting in Iraq, a Warning on Blackwater

    WASHINGTON — Just weeks before Blackwater guards fatally shot 17 civilians at Baghdad’s Nisour Square in 2007, the State Department began investigating the security contractor’s operations in Iraq. But the inquiry was abandoned after Blackwater’s top manager there issued a threat: “that he could kill” the government’s chief investigator and “no one could or would do anything about it as we were in Iraq,” according to department reports.

    American Embassy officials in Baghdad sided with Blackwater rather than the State Department investigators as a dispute over the probe escalated in August 2007, the previously undisclosed documents show. The officials told the investigators that they had disrupted the embassy’s relationship with the security contractor and ordered them to leave the country, according to the reports.

    After returning to Washington, the chief investigator wrote a scathing report to State Department officials documenting misconduct by Blackwater employees and warning that lax oversight of the company, which had a contract worth more than $1 billion to protect American diplomats, had created “an environment full of liability and negligence.”

    “The management structures in place to manage and monitor our contracts in Iraq have become subservient to the contractors themselves,” the investigator, Jean C. Richter, wrote in an Aug. 31, 2007, memo to State Department officials. “Blackwater contractors saw themselves as above the law,” he said, adding that the “hands off” management resulted in a situation in which “the contractors, instead of Department officials, are in command and in control.”

    His memo and other newly disclosed State Department documents make clear that the department was alerted to serious problems involving Blackwater and its government overseers before the Nisour Square shooting, which outraged Iraqis and deepened resentment over the United States’ presence in the country....

    The shooting was a watershed moment in the American occupation of Iraq, and was a factor in Iraq’s refusal the next year to agree to a treaty allowing United States troops to stay in the country beyond 2011. Despite a series of investigations in the wake of Nisour Square, the back story of what happened with Blackwater and the embassy in Baghdad before the fateful shooting has never been fully told....
    Die back story unbedingt lesen!
[Der Artikel basiert auf State Department Documents on Blackwater Episode, die die NYT ebenfalls veröffentlicht]

https://www.thenation.com/sites/default/files/imagecache/slideshow/slideshows/Nisour/11_nisour_slide.jpg

On September 16, 2007, Blackwater Security Consulting (since renamed Academi) military contractors shot at Iraqi civilians killing 17 and injuring 20 in Nisour Square, Baghdad (en.wikipedia.org - deutschsprachige Informationen dazu gibt es wenig!); die Zusammenhänge werden in dem Artikel der NYT ja dargelegt.
Das Verfahren gegen fünf Söldner des privaten US-Sicherheitsdienstes Blackwater wegen der Tötung von 14 Irakern, darunter Frauen und Kinder, vor einem Bundesgericht in Washington wurde damals niedergechlagen. Aus dieser Zeit gibt es viele Hintergrundinformationen, die sich mit der Rolle von Blackwater im Irak kritisch auseinandersetzen, z. B.
- Blackwater and the Nisour Square Shootings - Steve Fainaru
- Blackwater Guards Indicted for Role in Nisour Square Massacre Jeremy Scahill on Democracy Now
- Robert Greenwald: Iraq For Sale - The War Profiteers (unbedingt empfohlen!!)
- The Untold Story of the Iraq War ~ Commandos, Dirty Wars and Col James Steele
- Report/ARD: US-Privatarmee Blackwater schießt mit deutschen Waffen / Blackwater tötet mit deutschen Waffen (aka)

Was ist also neu? Die Einsicht, das “the contractors, instead of Department officials, are in command and in control.” Und dass Blackwater’s top manager offenbar ungestraft androhen kann “that he could kill” the government’s chief investigator and “no one could or would do anything about it as we were in Iraq...”
Das kann einen schon umhauen, oder?!

Welche Erkenntnis ermöglicht uns die Veröffentlichung? Offenbar die, dass die Überzeugung, dass Privatfirmen praktisch jede Aufgabe besser lösen können als Regierungen, aufgrund derer das Weiße Haus die Privatisierung der Aufgabe, die staatsdominierte irakische Wirtschaft zu privatisieren und die staatlichen Institutionen zu zerlegen, an den KPMG 2-Ableger Bearing Point vergab und wesentliche Teile der Kriegführung an Blackwater, in der Konsequenz zur anomischen Herrschaft von Rackets führt. Und liegt nicht diese Überzeugung auch TTIP zugrunde?!

- Mission Accomplished.
+ Bagdad im Jahre Null - Das Scheitern der neokonservativen Utopie. Von Naomi Klein (in: »Blätter« 1/2005, Seite 33-54) - unbedingt lesen, wenn Sie eine Idee davon bekommen wollen, wie man Staten zerlegen kann.
+ Arab Spring, Jihad Summer. By Pepe Escobar, Jul 2, '14
    So 13 years ago Washington crushed both al-Qaeda and the Taliban in Afghanistan. Then the Taliban were reborn. Then came Shock and Awe. Then came "Mission Accomplished". Then al-Qaeda was introduced in Iraq. Then al-Qaeda was dead because Osama bin Laden was dead. Then came ISIL. And now there's IS. And we start all over again, not in the Hindu Kush, but in the Levant. With a new Osama.
    What's not to like? If anyone thinks this whole racket is part of a new live Monty Python sketch ahead of their reunion gig this month in London, that's because it is
    .

Blackwater personnel escorting Paul Bremer, American civil administrator, Iraq, in March 2004

Heute: Saudi-Arabien schickt 30.000 Soldaten

Dass die doch wohl wesentlich selbst gezüchteten Rackets wie ISIS und Al Kaida dem Saudi nun unheimlich werden (“the contractors ... who is in command and in control"), sieht man daran, dass er heute 30.000 Soldaten an der Grenze zum Irak stationiert (tagesschau.de), weil man in der Hauptstadt Riad überzeugt ist, dass die irakische Armee mit der Bewachung des Grenzgebiets nicht mehr betraut werden kann. (- sehr diplomatisch zitiert bei SPON - s. o. wie man einen Staat zerlegt ...).

Im Übrigen: Saudi-Arabien will Berichten zufolge mindestens 270 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 kaufen (Handelsblatt, 3. Juli 2014) und das Emirat Katar verfügt bereits über 36 Leopard 2 (?). Ein Herr Niebel war während seiner Amtszeit als Minister Mitglied im Bundessicherheitsrat und damit auch an Entscheidungen über Waffenexporte beteiligt. Während seiner Amtszeit erteilte das Gremium die umstrittene Vorabgenehmigung für den Export von über 200 Panzern nach Saudi-Arabien.

Das könnte spannend werden, wenn es dazu kommt, dass im Irak Krauss-Maffei Wegmann gegen Heckler & Koch antritt. Da könnte der ehemalige Zeitsoldat und Fallschirmjäger Dirk Niebel, von 2009 bis 2013 Entwicklungsmminister, vermitteln. Von nächstem Jahr an heuert er bei der Waffenschmiede Rheinmetall an. (FAZ: Dirk Niebel geht zu Rheinmetall)

"Rüstungslobbyismus" ist ja auch nur der dezente Ausdruck für Racketeering = Fachbegriff der Soziologie für Banden oder Cliquen , die sich beim Zerfall der staatlichen Ordnung bilden.
Wie ich schon sagte: Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket...

Suche nach »Die anomische Herrschaft der Rackets« bei GBlog.

Die anomische Herrschaft der Rackets (VI): The Badass Jihadis in Black try a Military Parade in Raqqa

... die marketingtechnisch und choreografisch aber eher in die Hose geht:

Trying to capitalize on its offensive in Iraq, the Islamic State held a military parade in Raqqa in northern Syria on Monday.
The Iraqi-led group, which has held Raqqa — the largest city outside regime control — since last year, showed off a SCUD missile and US-made howitzers captured in Iraq’s second city Mosul.
(By Scott Lucas, EA WorldView, Syria Daily, July 1, 2014)



Das ist doch keine Militärparade! Mit einer Scud-Rakete und einem Sammelsurium von alten amerikanischen Haubitzen, Humvees und nicht mal einheitlich weiß lackierten Toyota Hilux (und dem Gehupe, das eher an eine türkische Hochzeit in Gelsenkirchen denken lässt oder an den Autocorso zu Ehren der italienischen Nationalmannschaft in irgendeinem Sechzehntelfinale ... - ich weiß, dass das jetzt nicht korrekt ist!!)! Da hätten sich die Medienberater der ISIS mal Aufnahmen wie diese oder auch diese ansehen sollen! Das sind ordentlich widerlich inszenierte Militärparaden, die den gängigen Standards des Leviathan entsprechen und dem Islamischen Staat eines Serienmörders, der Kinder vor Eisdielen töten läßt, medial inszenierungsmäßig schwer überlegen sind!
Im beinharten ökonomischen Konkurrenzkampf auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung liegt Abu Bakr al-Baghdadi, was "proud tale of performance excellence and driven entrepreneurialism" angeht, damit aktuell performancemäßig doch etwas zurück. Wir beobachten das weiter ...
    Herr G. schreibt mir dazu:
    Bei der Parade bin ich mir nicht ganz sicher. Eigentlich ist das besonders Furcht einflößend. Ähnlich wie die gröhlenden und hupenden Fans, deren Stimmung sehr schnell umschlagen kann. Gerade dieses bescheuert Karnevaleske drückt sehr schön die Asymmetrie der heutigen Kriegsführung aus. Und hinter der Fassade einer wohlorganisierten "ordentlichen" Parade lauert wahrscheinlich auch in der Realität das durchgeknallte Killerkommando (Apocalypse Now?).
Die Militärparade der Dschihadisten - Thomas Pany, tp 01.07.2014
+ bei Telepolis finden Sie jetzt ein Dossier Zerfallende Staaten
+ Die unglaubliche Reise der verrückten Terror-Miliz (FABIAN KÖHLER, Hintergrund, 1. Juli 2014)
= Nachtrag zu: Die anomische Herrschaft der Rackets (V): Gnadenlos platter, testosterongesättigter, marketingtechnisch zelebrierter Männlichkeitskult: The Badass Jihadis in Black vs. Blackwater

Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte ... den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket...

So ist immer mal wieder anzufügen: Kurt Tucholsky, 1931

Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen - sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen.
Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts.
Ich bin für militaristischen Pazifismus.

Ich auch. Aber wo ist dieser militaristische Pazifismus??

... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...

Archäologie (CCCXVIII): Monotheismus und Gewalt: Das anthropomorph-patriarchalische Scheusal, die Strafe für den Tanz um das Goldene Kalb und das Kalifat - Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend.

ISIL hat nun durch seinen Sprecher Adnani ein Kalifat ausgerufen und al-Baghdadi alias Ibrahim Ibn Awwad Ibn Ibrahim Ali Ibn Muhammad al-Badri al-Hashimi al-Husayni al-Qurashi, den geheimnisvollen Anführer, von dem es wie vom Anführer der Taliban kaum ein Bild gibt, zum Kalifen ernannt (Audio), der zudem der Führer aller Muslime sein soll. Und weil es nun einen "Islamischen Staat" geben soll, wurde aus dem Namen Irak und die Levante gestrichen. Das erschien des Islamisten wohl mittlerweile zu klein gestrickt, hat man sich doch globale Aufmerksamkeit verschafft, den Konkurrenten al-Qaida beiseite gedrängt und den Nahen Osten ins Beben und die bestehenden Grenzen ins Wanken gebracht. (ISIL erklärt neues Kalifat für alle Muslime - Florian Rötzer, tp 30.06.2014)
Interessante Informationen zum Kalifat heute in Tag für Tag im Deutschlandfunk : Isis öffnet die Büchse der Pandora - von Wolfgang von Erffa

Weil die Auseinandersetzung um die legitime Nachfolge des Propheten Mohammed offensichtlich für die Betroffenen relevant ist -
    Da die politische und religiöse Nachfolge des Propheten ungeklärt war, wurde sie an die vier ersten Kalifen, auch rechtgeleitete Kalifen genannt, weitergeben: an Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali. Von den Schiiten wurde diese Erbfolge nie anerkannt; sie halten allein Ali, den vierten Kalifen, und seine Nachkommen für erbberechtigt. Hieraus resultiert die bittere Feindschaft zwischen Salafiten und Schiiten, die in den letzten Tagen zur Ermordung Hunderter gefangener schiitischer Soldaten und Polizisten durch ISIS geführt hat.
- mich aber eher weniger interessiert und im Übrigen auch kaum geeignet zu sein scheint, die bittere Feindschaft zwischen Salafiten und Schiiten, die in den letzten Tagen zur Ermordung Hunderter gefangener schiitischer Soldaten und Polizisten durch ISIS geführt hat, auch nur annäherungsweiese zu erklären, empfehle ich, was die religiösen Hintergründe angeht, einen anderen Beitrag aus "Tag für Tag":

Kam durch den Monotheismus die Gewalt in die Religionsgeschichte? Von Thomas Klatt (dlf 27. Juni 2014, 09:43 Uhr)

Hoch interessant! Klatt lässt Jan Assmann und Micha Brumlik zu der Frage zu Wort kommen: Hier hören!

Assmanns Essay Monotheismus und Gewalt
kreist um die "Monotheismus-These" : "Die sogenannten monotheistischen Religionen sind intrinsisch gewalttätig ..."
    Was bedeutet in diesem Zusammenhang "intrinsisch gewalttätig"? "Intrinsisch" soll heißen, dass die Gewalt den monotheistischen Religionen (und nur ihnen) inhärent ist. .. Der Begriff "inhärent" - das muss ich hier präzisieren - ist nur im Sinne einer Implikation, einer angelegten Möglichkeit gemeint und nicht im Sinne einer logischen Konsequenz, die früher oder später mit Notwendigkeit eintreten muss. Die Quelle dieser potentiellen Gewalt sehe ich in dem, was ich die "mosaische Unterscheidung" genannt habe. Auf diese offenbar ganz besonders anstößige Kategorie wird noch mehrfach einzugehen sein. Gemeint ist die Unterscheidung zwischen wahr und falsch im Bereich der Religion, die einer Unterscheidung entspricht, die etwa Parmenides, Platon und Aristoteles in den Bereich des Denkens eingeführt haben. Sie beruht auf einem emphatischen Wahrheitsbegriff, der die Kategorie der Unvereinbarkeit impliziert. Was als wahr gelten soll, schließt alles aus, was damit unvereinbar ist. So ist mit der Vorstellung eines wahren Gottes die Verehrung von anderen Götter und deren Bildern unvereinbar. Die Unterscheidung schließt keineswegs aus, dass andere Religionen andere Götter weiterhin anbeten. Im Rahmen einer auf einem solchen Wahrheitsbegriff basierenden Religion entfaltet sich eine Orthodoxie, die für die eigene Gruppe das Falsche festlegt und ausmerzt. Im Kern handelt es sich also um eine Gewalt, die nach innen wirkt und sich gegen die Abtrünnigen aus den eigenen Reihen richtet....

    Wogegen die erst im Rahmen des Gottesbundes denkbare spezifisch religiöse Gewalt sich richtet, wird mit der Episode des Goldenen Kalbes (Ex 32) deutlich gemacht. Hier tritt erstmals in der Exodusgeschichte die Vorstellung des Götzendienstes als der falschen Religion in den Vordergrund. Die Strafaktion, die Mose daraufhin durchführt, indem er von den Leviten 3000 Mann niedermetzeln lässt, ist der (nicht historisch, sondern narratologisch) erste Fall religiöser Gewalt. Damit setzt Mose ein Zeichen der Abschreckung, das die mit dem Bund gezogene Grenze zwischen Bundestreue, der wahren Religion, und Abfall (zu falschen Göttern) drastisch unterstreicht. Von Gewalt ist im Buch Exodus schon vorher die Rede. Pharao lässt die Israeliten in der gewalttätigsten Weise unterdrücken. Mose erschlägt einen Ägypter, als er mitansehen muss, wie dieser einen Hebräer quält; Gott schlägt die Ägypter mit zehn furchtbaren Plagen und lässt das Heer der Verfolger im Schilfmeer ertrinken. Das ist politische Gewalt, die mit schwerer Unterdrückung und revolutionärer Befreiung einhergeht. Erst im Rahmen des Gottesbundes, der am Sinai gestifteten, auf Treue gegründeten Religion, kommt es zu religiöser Gewalt, Gewalt im Namen Gottes. Diese Form von Gewalt kann es erst geben auf dem Boden der Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion bzw. Treue und Abfall ("Sünde")...
Assmanns Argumentation macht eines deutlich: Wenn Religionen auf einen auf emphatischen Wahrheitsbegriff, der die Kategorie der Unvereinbarkeit impliziert, rekurrieren, dann ist das ein Kategorienfehler: Wahrheit kann dem Denken, aber nicht dem Glauben zukommen. Die aus diesem Fehler folgende potentielle intrinsische Gewalttätigkeit ist also nicht auf die wahhabitischen Muslime zu beschränken, sondern allen monotheistischen Religionen inhärent; - im Sinne einer Implikation, einer angelegten Möglichkeit, die als phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens umso mehr genutzt wird, je weniger das menschliche Wesen eine wahre Wirklichkeit besitzt (s. u. Karl Marx).

Isis-Extremisten
Moses Massenhinrichtungs-Strafaktion am Fuße des Berg Sinai oder
Isis-Extremisten bei einer Massenhinrichtung (Anmerkung: Echtheit der Bilder nicht geklärt) ???

Echtheit der Bilder nicht geklärt
: Hilfreich ist hier Assmanns Unterscheidung zwischen historisch und narratologisch Überliefertem: Ich empfehle wieder - zur notwendigen Dekonstruktion der religiösen Narration überhaupt -

saramago
kainKain, Roman von Josè Saramago, Frank Stieren liest Drei erste Seiten
... In einem fruchtbaren Land beobachtet Kain zufällig, wie Abraham mit seinem Sohn Isaak einen Altar errichtet. Als der Greis das Messer zückt, um den Knaben einer Anordnung des Herrn gemäß zu opfern, fällt Kain ihm in den Arm und rettet Isaak des Leben. Der Engel, der Abraham davon abhalten soll, seinen Sohn zu töten, verspätet sich. Er habe ein Problem mit seinem rechten Flügel gehabt, entschuldigt er sich... [Klick to enlarge to read]
Saramago: Ob Christen, Juden oder Muslime: sie alle legten ihrem Glauben dasselbe anthropomorph-patriarchalische Scheusal zugrunde.
    Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
    Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist
    .
(Karl Marx: Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71f, zitiert nach MEW, Bd. 1, S. 378-379)

Nur so lässt sich das alles überhaupt ansatzweise verstehen: Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. - Zur Kritik des neoliberal zugerichteten Jammertales, dessen Heiligenschein (oder kehrseitiges Gezücht) immer noch die Religion ist, siehe gleich hier unten: ISIS als neue Erscheinungsform des beinharten ökonomischen Konkurrenzkampfs auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung ...

Die anomische Herrschaft der Rackets (V): Gnadenlos platter, testosterongesättigter, marketingtechnisch zelebrierter Männlichkeitskult: The Badass Jihadis in Black vs. Blackwater

Siehe unten (Die anomische Herrschaft der Rackets (IV) - Pepe Escobar:
    Let's cut to the chase. As in chasing that Zara outdoor summer collection, complete with state of the art assault rifles, brand new white Nike sneakers and brand new, unlimited mileage white Toyotas crossing the Syrian-Iraqi desert; the Badass Jihadis in Black.
Ich halte es für einen fruchtbaren Ansatz, dem Phänomen ISIS beizukommen, indem man es analysiert als neue Erscheinungsform des beinharten ökonomischen Konkurrenzkampfs auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung, - zu charakterisieren durch die Einführung noch brutalerer Varianten in den Markt und durch ein neuartiges Branding, das ISIS als eigene mediale Marke etablieren soll ("Pop-Dschihadismus" - Nastassja Steudel/Deutsche Welle: Der Online-Dschihad der Islamisten).

https://diepresse.com/images/uploads_580/3/f/6/1467382/F7FB9965-DFF4-4F8B-AE1C-5045639FB491_v0_h.jpg
    Einen Grund für die Anziehungskraft der neuen Marke sieht der Islamwissenschafter Reinhard Schulze von der Universität Bern in einem Faktor, der das Kriegswesen sämtlicher Kulturen seit je befeuerte: in einem gnadenlos platten, testosterongesättigten Männlichkeitskult. Und der Isis weiss diesen nicht zuletzt marketingtechnisch zu zelebrieren. Allein die Zahl seiner Twitter-Konten beläuft sich auf über 300, und dort ist etwa dieses Bild zu bestaunen: Karawanen sandfarbener Geländewagen ziehen am Horizont auf, jeder einzelne von ihnen mit mehreren schwarz vermummten Kämpfern bestückt, die sich dem Wüstenwind mit erhobenem Maschinengewehr und der Fahne des Islamischen Kalifats entgegenstemmen.
https://images.zeit.de/politik/ausland/2014-06/isil-irak-2/isil-irak-2-540x304.jpg
    «Was populistische Inszenierungen angeht», kommentiert Reinhard Schulze, «übertrifft der Isis seine Hauptrivalin, al-Kaida, tatsächlich um Längen.» Ob dies auch hinsichtlich der Bezahlung der Söldner zutrifft, ist ungewiss. Bisher sind entsprechende Zahlen nur für den Isis bekannt, dessen Männer laut Medienberichten 400 Dollar im Monat erhalten sollen – für syrische oder irakische Verhältnisse ein kleines Vermögen. Aron Lund, der für das Swedish Institute for International Affairs Studien über die Profile der in Syrien aktiven Kämpfergruppen verfasst, hält dies für umso bemerkenswerter, als die Gelder seines Erachtens nur zu einem kleinen Teil von privaten Financiers aus der Golfregion stammen und vorwiegend selbst «erwirtschaftet» werden.
    So bekriegen sich der Isis und die mit al-Kaida affiliierte Jabhat an-Nusra seit Monaten wegen der Kontrolle über das riesige Ash-Shadadi-Ölfeld in der nordsyrischen Provinz al-Hassake, aus dem der Isis laut Jabhat an-Nusra bereits Öl im Wert von fast fünf Millionen Dollar «gestohlen» haben soll. Hinzu kommen ansehnliche Schutzgelder und Gebühren, die der Isis auf das Passieren seiner diversen Grenzposten erhebt. Die Gruppierung plant also unverkennbar für ihre Zukunft in Syrien, in der sie sich gegebenenfalls auch autark versorgen kann – getreu der Losung ihres Chefs, Abu Bakr al-Baghdadi: «Bleiben und expandieren.»
    (Kreuzigungen und «Spasstage» - Mona Sarkis, NZZ 23. Juni 2014)
Wir halten fest: Isis und die mit al-Kaida affiliierte Jabhat an-Nusra - und sicherlich noch andere Akteure - konkurrieren auf dem Weltmarkt der privatisierten Kriegführung:
    Bei einer Existenzgründung muss nicht zwingend die Geschäftsidee neu sein. Sie können sich als Existenzgründer auch das Ziel setzen, mit einem bestehenden Produkt oder einer bestehenden Dienstleistung einen neuen Markt zu erschließen. Diese Strategie wird als Expansion beschrieben.
    Dabei können Sie mit Ihrer Geschäftsidee im Vergleich zum Wettbewerb neue Zielgruppen oder neue Absatzgebiete erschließen. In diesem Zusammenhang ist auch das Franchising interessant, also die Übernahme einer bereits erprobten und vorgefertigten Geschäftsidee.
    (Für-Gründer.de - Mit der Expansion neue Märkte erschließen)
Ob die ISIS-Company mit ihrer Franchising-Geschäftsidee, wie Prof. Michel Chossudovsky meint, eine Hilfstruppe der US-Geheimdienste ist, die den Irak in drei Teilstaaten zerschlagen soll (The Islamic State of Iraq and al-Sham: An instrument of the Western Military Alliance, Global Research via Politik im Spiegel) und/oder ob ihre Dienstleistungen von oder nur via Katar/Saudi Arabien gebucht bzw. bezahlt werden, ist dabei eher zweitrangig:
    Als die Terroristen der Isis im Handstreich die Millionenstadt Mossul vor knapp zwei Wochen besetzten, fielen ihnen in der Filiale der irakischen Staatsbank angeblich 400 Millionen Dollar in die Hände. Vorsichtigere Schätzungen sprechen von "gegen hundert Millionen". Doch schon vorher war die Isis, arabisch Daesch, nach Meinung von Fachleuten die reichste terroristische Organisation auf Erden. Im Norden Syriens, wo sie sich zuerst ausgebreitet hatte, übernahm sie im vergangenen Jahr die Kontrolle über das Ölfeld bei Rakka. Einen Teil der Förderung verarbeitet sie in primitiven Raffinerien für den Eigengebrauch. Das Gros verkauft sie an den Erzfeind, das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Damaskus...
    Andere, dauerhafte Pfründe der Isis sind rein krimineller Natur: Geiselnahme, Erpressung, Raub, Schmuggel. Schon ehe sie Mossul unter Kontrolle hatten, brachten ihnen solche Methoden mehrere Millionen im Monat ein. Seither erhebt die Organisation "Steuern". Von Lastwagen, die im Norden des Irak unterwegs sind, wird pro Fahrt eine Gebühr von 200 Dollar kassiert. Nach Darstellung der Regierung in Bagdad wird von Christen in Mossul eine Sondersteuer mit der Drohung der Kreuzigung eingetrieben.
    (Rudolph Chimelli: Einnahmequellen der Isis; Süddeutsche 24. Juni 2014)
Das ist dann die neue Qualität im beinharten ökonomischen Konkurrenzkampf auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung: Neues Branding (s.o.) = noch härter als Jabhat an-Nusra + noch stärker an der eigenen Gewinnmaximierung als an der des Auftraggebers orientiert als die Academi/Blackwater-Variante:
A bunch of sexy, badass patriots Civilian Warriors: The Inside Story of Blackwater and the Unsung Heroes of the War on Terror, by Erik Prince. (Reviewed by Pepe Escobar):
    Erik Prince's "My Way" ... is the inside story of how Blackwater turned into "something resembling its own branch of the military" and "the ultimate tool in the war on terror". In the manner of Audi extolling the merits of Vorsprung Durch Technik, Prince hails it as a "proud tale of performance excellence and driven entrepreneurialism" - , with the obligatory pious references to a "life's mission" to "serve God, family and the United States" .... (!).
Diese Geschichte begann 1996, als der Rückzug des Staates aus wichtigen Bereichen der Daseinsvorsorge, wie z. B. der Kriegführung, noch nicht so weit war wie heute.
Heute - die Deregulierung ist in jeder Hinsicht fortgeschritten - erzählt halt ein Abu Bakr al-Baghdadi the "proud tale of performance excellence and driven entrepreneurialism" , with the obligatory pious references to a "life's mission" to "serve Mohammed and the Islamic State of Iraq and the Levant - ‏الدولة الإسلامية في العراق والشام‎ - instead of God, family and the United States ...
Fuck me running: "Eine Hegemonie neuen Typs" (?) - Zbigniew Brzezinski (vgl. Helmut Schmidt; DIE ZEIT Nº 45/1997). Und vgl auch den 2. Nachtrag zum D-Day: “Parallel Wars”!

BlackISIS vs. (?) Blackwater
(Übrigens: Bereits im September 2007 wurde Blackwater die Lizenz für den Irak von den dortigen Behörden entzogen)
Vgl. auch Have Gun, Will Travel: The Big-Money World of Private Security.

Update: Die Monster des Imperiums. ISIS: Modernste Waffen. Woher? - Eine kommentierte Materialsammlung von Helmut Weiss bei LabourNet Germany

Die anomische Herrschaft der Rackets (IV) und der verwilderte Leviathan: Welcome to Divide and Rule run amok.

Erhellend wieder THE ROVING EYE: Burn, Men in Black, burn. By Pepe Escobar (Asia Times, June 20, '14), - wenn Sie einigermaßen verlässlich informiert werden wollen über Hintergünde dessen, was da in MIDDLE EAST abgeht:
    Let's cut to the chase. As in chasing that Zara outdoor summer collection, complete with state of the art assault rifles, brand new white Nike sneakers and brand new, unlimited mileage white Toyotas crossing the Syrian-Iraqi desert; the Badass Jihadis in Black.

    Once upon a (very recent) time, the US government used to help only "good terrorists" (in Syria), instead of "bad terrorists". That was an echo of a (less recent) time when it was supporting only "good Taliban" and not "bad Taliban".

    So what happens when Brookings Institution so-called "experts" start blabbering that the Islamic State of Iraq and Sham (ISIS) is really the baddest jihadi outfit on the planet (after all they were cast out of al-Qaeda)? Are they so badass that by warped newspeak logic they're now the new normal?

    Since late last year, according to US government newspeak, the "good terrorists" in Syria are the al-Qaeda spinoff gang of Jabhat al-Nusra and (disgraced) Prince Bandar bin Sultan, aka Bandar Bush, the Islamic Front (essentially a Jabhat al-Nusra multiple outlet). And yet both Jabhat and ISIS had pledged allegiance to Ayman "the doctor" al-Zawahiri, the perennial gift that keeps on giving al-Qaeda capo.

    That still leaves the question of what Men in Black ISIS, the catwalk-conscious beheading stormtroopers for a basket of hardcore tribal Sunnis and Ba'ath party "remnants" (remember Rummy in 2003?) are really up to...
An image grab taken from a propaganda video uploaded on 11 June 2014 by jihadist group the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) allegedly shows ISIL militants gathering at an undisclosed location in Iraq's Nineveh province

Worum es nach Escobar geht: Bring on more regime change - Slouching towards Hardcore Sunnistan - Balkanize or bust ...
    Meanwhile, in the Land of Oz, the Pentagon will certainly be able to extract extra funds for its perennial crusade to save Western civilization from Islamist terror. After all, there's a (ski masked) neo-Osama bin Laden in da hood.

    Although the majority of Iraqis reject balkanization, Sunnis will keep accusing Shi'ites of being Iranian pawns, and Shi'ites will keep accusing Sunnis of being the House of Saud's fifth column. ISIS will keep getting loads of cash from wealthy Saudi "donors". The US government will keep weaponizing Sunnis in Syria against Shi'ites and (perhaps) conducting soft "targeted military strikes" for Shi'ites against Sunnis in Iraq. Welcome to Divide and Rule run amok.
Vgl. Plans for Redrawing the Middle East: The Project for a “New Middle East” (Global Research, June 14, 2014), - aber Vorsicht: im Zusammenhang mit dem New-Middle-East-Project ist viel anti-zionistischer Verschwörungsunsinn zu finden!


... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...

Die anomische Herrschaft der Rackets

Archäologie (CCCXVI): 2. Nachtrag zum D-Day: “Parallel Wars”

Archäologie (CCCXIV): Nachtrag zum D-Day: Boris Vian - Die Ameisen

Donny Gluckstein: A People’s History of the Second World War. Resistance versus Empire.
betrachtet die Geschichte des Zweiten Weltkriegs “von unten”. Und das bedeutet einen grundsätzlichen Perspektivenwechsel. Donny Gluckstein kann zeigen, dass es im Zweiten Weltkrieg zwei “parallele Kriege” gab – einen “imperial war” und einen “people’s war”:
    Allied ruling classes battled to defend their privileged status quo from internal and external threats, while popular armed struggle strove for real, all-encompassing, human liberation and a more just, democratic future. Imperialists sacrificed life indiscriminately to achieve their end; partisans and guerillas defended local populations from aggression and agonised over the risks their actions posed for civilians. Conventional soldiers were subordinate to a rigid hierarchy and sworn to unquestioning obedience; fighters of the people’s war, whether in the soldiers’ parliament in Cairo, the ghettos in Detroit, or the mountains of Greece, Yugoslavia and Italy, were conscious volunteers driven by ideological commitment.
Ein Interview mit Donny Gluckstein hier (Marx.21)

Der Ansatz der parallelen Kriege könnte zum Verständnis der anomischen Herrschaft der Rackets und der chaotischen Reaktionen des verwilderten westlichen Leviathans fruchtbar gemacht werden, wobei deutlich ist, dass die modernen Rackets im Unterschied zu den Widerstandsbewegungen gegen den deutschen Faschismus wenn überhaupt nur einen taktisch-propaganstischen “people’s war” führen.

Die anomische Herrschaft der Rackets (III) und der verwilderte Leviathan

Tomasz Konicz (Mitgefangen, mitgehangen. Von wegen neuer Kalter Krieg: Russland und China sind Bestandteil des Weltkapitals. Erschienen in KONKRET 05/14) weist in einer sehr klugen Analyse darauf hin, dass das blindwütig um sich schlagende Racket, das wir gerade im Irak erleben, nur eine Seite der komplementären Krisenverlaufssymptomatik darstellt:

Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte somit den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket.

Vielleicht erklärt dieser Umstand einer schleichenden Annäherung der Verfallsformen sowie des Repressionsniveaus zwischen Ost und West auch die ambivalente Haltung gegenüber Putin oder China in der deutschen Öffentlichkeit, die ja zwischen Bewunderung und offenem Hass pendelt. In dem Verständnis, das weite Bevölkerungsteile und viele Prominente – wie etwa der Altkanzler Helmut Schmidt – für Putins Agieren in der Krimkrise aufbringen, kommen die eigenen autoritären Dispositionen, die Sehnsucht nach der harten Hand, die dem Krisenchaos endlich ein Ende setzen möge, zum Ausdruck, während der Hass auf Russland – neben der oftmals vorhandenen „atlantischen“ Ausrichtung der entsprechenden Akteure – durch die wichtigste historische Leistung Putins wie der chinesischen „KP“ motiviert ist: Sie haben bis zum heutigen Tag verhindert, dass ihre Länder zu einer Peripherie des Westens zugerichtet werden konnten.


Wie ich - als alter Putin-Versteher - schon sagte: Immerhin. Das ist ja schonmal was!

... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...

Die anomische Herrschaft der Rackets

"Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden."

Varianten:
“Capitalism is the extraordinary belief that the nastiest of men for the nastiest of motives will somehow work for the benefit of all.”
“Capitalism is the astounding belief that the most wickedest of men will do the most wickedest of things for the greatest good of everyone.“

John Maynard Keynes zugeschrieben, aber nicht gesichert. Aber treffend.

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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